In der Panoramabar, dem Veranstaltungsraum der Stadtbibliothek Salzburg, spielte sich das Drama um Fräulein Else ab. Regisseur Michael Kolnberger aus Freilassing hatte die Novelle von Arthur Schnitzler (1862-1931) auf die Bühne gebracht – schon diese literarische Vorarbeit ist besonders zu würdigen. Auf dieser psychologisch gründlich ausgearbeiteten Basis entfaltete die Schauspielerin Anna Knott, ebenfalls aus Freilassing, eine herausragende Charakterisierung dieser Figur der Else. Sie beschwor nicht nur durch ihre Sprache und Gestik alle anderen Personen hervor, die assoziativ, aber nicht real, im Raum auftauchten, sie erlebte die Entwicklung von einer braven Tochter aus gutem Hause bis hin zu einer Wahnsinnigen tatsächlich mit allen äußeren Anzeichen, wie Tränen und einer triefenden Nase. Sekündlich änderten sich ihre Mimik und ihre Gefühlslage – und das 70 Minuten lang, bis sie am Schluss ihr weißes Kleid als Totenkleid auf ihren Armen hält und das Sterben darstellt – ein Sterben, von dem sie im Verlauf mehrmals spricht und auf das sie so vorausdeutet.
All dies geschieht rund um nur eine Requisite, einem Sofa, das mehr als eine Sitzgelegenheit ist und am Schluss zum Sterbebett wird. Parabelhaft zeigt Knott den Gegensatz zwischen den Zwängen der Wiener Gesellschaft und der Würde Elses als Frau bzw. ihrer Entscheidungsfreiheit.
Spätromantische Musik unterstreicht den morbiden Charakter der Gesellschaft im Hotel, das den Rahmen für Elses Konflikt bietet, der zugleich ein Gegensatz zwischen Elses Lebens-Träumen und dem Zwang durch ihre Familie ist und zum Gegensatz zwischen Leben und Tod wird. Er zieht sich durch das ganze Stück mit geistigen Bildern, die Anna Knott durch ihren inneren Monolog in einem Bewusstseinsstrom – dem „stream of consciousness“ – in den Theaterraum malt.
Weitere Termine in der Panorama-Bar, Schuhmacherstraße 14, sind am 6. und 20. Februar 2024 jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt ist jeweils frei. Anmeldung ist notwendig: telefonisch unter 0662 8072 2450, per E-Mail an: stadtbibliothek@stadt-salzburg.at oder in der Stadtbibliothek.
Text und Bilder: Brigitte Janoschka