Im Rahmen ihres regelmäßigen Austauschs im Arbeitskreis Kirche und Landwirtschaft haben sich unter anderem Vertreter der Kirche in Bayern, der Katholischen Landvolkbewegung, des Bayerischen Bauernverbands sowie der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern getroffen und dabei auch die Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität“ der Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz diskutiert. Diese Studie wurde am 11. September in München veröffentlicht und hat gerade in Bayern viele, vor allem auch kritische Reaktionen hervorgerufen.
Als Gast des von der Freisinger Bischofskonferenz eingerichteten Arbeitskreises stellte der Vorsitzende der Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik, Johannes Wallacher, Professor für Sozialwissenschaften und Wirtschaftsethik an der Hochschule für Philosophie München, Zielsetzung und zentrale Inhalte der Studie vor. Dabei griff er auch einige der öffentlich vorgebrachten Kritikpunkte auf. Wallacher betonte, dass der Text eine wissenschaftliche Studie sei, die ethisch begründete Anstöße für eine breite Debatte über ein zentrales gesellschaftliches Thema geben wolle. Mit ihr seien jedoch keine politischen Forderungen der Bischofskonferenz verbunden. Vor allem gehe es der Studie nicht darum, die Bauern in Bayern als Einzelne oder in ihrer Gesamtheit an den Pranger zu stellen, grundsätzliche Kritik an der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zu üben oder sogar das Eigentum an Böden infrage zu stellen. Der Studie gehe es im Gegenteil darum, die vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft für die Gesellschaft bewusst zu machen und zu würdigen. Sie wirbt dafür, die Herausforderungen der Agrarwende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen, für die Landwirte, Politik und Gesellschaft gemeinsam Verantwortung tragen.
In der Aussprache zwischen den Autoren der Studie, den Vertretern der Landwirtschaft sowie den kirchlichen Mitgliedern des Arbeitskreises wurde deutlich, dass es unter den Beteiligten viel mehr inhaltliche Übereinstimmungen als Differenzen gibt. Sowohl die Vertreter der Verbände als auch die Autoren der Studie waren sich einig, dass eine Versachlichung der Debatte erforderlich sei, da in der Öffentlichkeit Inhalte der Studie verzerrt wiedergegeben würden.
Moniert wurde vielmehr eine Unsensibilität im Umgang mit den Betroffenen. Der Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbands, Carl von Butler, hob hervor, dass die kritischen Reaktionen vieler Landwirte auch im Kontext der vielfältigen Belastungen und dem Gefühl fehlender Wertschätzung zu sehen seien. Der Vorsitzende der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern, Thomas Lang, betonte, dass die sozial-ökologischen Leistungen der Landwirte einkommenswirksam honoriert werden müssten und die Studie hierbei eine klare Linie zeige. Die regelmäßig wiederkehrende Diskussion über immer wieder neue Studien sei vor allem darin begründet, dass sich bei den zweifelsfrei großen anstehenden Herausforderungen im Bereich der Landwirtschaft politisch zu wenig bewege.
Die Teilnehmer der Arbeitskreissitzung haben deshalb verabredet, den Dialog über die Studie und die Herausforderungen der Landwirtschaft fortzusetzen und gemeinsame Positionen in die öffentliche und politische Debatte hineinzutragen. (ps)
Text: Freisinger Bischofskonferenz – Archiv-Foto: Hötzelsperger