Gesundheit & Corona

Appell der Chiemgauer Rumänienhilfe zur Corona-Zeit

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Hans Alt, langjähriger und engagierter Organisator von Hilfstransporten nach Rumänien richtet sich im Namen des Freundeskreises Rumänienhilfe Inzell,-Au-Ramsau (Träger: Kongregation des Franziskanerinnen Au am Inn) an die Öffentlichkeit mit diesem Brief:

Ein kleines unsichtbares Virus hat praktisch die ganze Welt lahmgelegt und uns alle aus dem Tritt gebracht, es war plötzlich alles erst einmal ganz anders. Ich hoffe sehr, dass ihr alle von den gesundheitlichen Auswirkungen dieser Pandemie verschont geblieben und wohlauf seid. Anfänglich konnte ich es auch nicht glauben, was alles in den Medien darüber verbreitet wurde. Doch es zeigte sich, dass es ernst ist und sich mit den Einschränkungen so Manches ändern wird. Natürlich waren auch die Spenden und Kleidersammlungen davon betroffen. Sie mussten wegen der Hygiene- und Abstandsregeln stark eingeschränkt oder auch abgesagt werden. Es stellte sich aber heraus, dass Warentransporte ohne Probleme nach Rumänien fahren konnten, und dass unsere Partner auf Hilfe warteten. Das gab mir dann auch den Mut, soweit als möglich, wieder mit den Sammeltouren zu beginnen. Bis zum heutigen Tag konnten wir bereits sechs LKW beladen und zur Sr. Maria nach Alba Iulia, sowie nach Bukarest zum „Casa Shalom“ schicken. An dieser Stelle gleich einmal ein ganz herzlicher Dank an die Helfer vom Ladeteam die sich nicht abhalten ließen zu helfen.

Rumänien wurde von dem Virus sehr stark betroffen, gehört es doch zu den ärmsten Ländern der EU. Die Arbeitslosigkeit macht den Menschen arg zu schaffen. Für die Jüngeren ist ein Job als Erntehelfer im Westen ein Ausweg. Doch nicht alle können das. Das Gesundheitssystem ist selber krank, gute Fachkräfte gehen weg ins westliche Ausland. Die Krankenhäuser haben nicht annähernd den Hygienestandart wie bei uns und so bangte ich auch um unsere Freunde und Partner in Alba Iulia, Sebes, Petresti, in Piatra Neamt und im Kinderheim „Casa Ray“ Dobreni. Meines Wissens wurde Liviu, Pastor der Pfingstgemeinde in Piatra Neamt,  ein tüchtiger Organisator und für uns ein wichtiger Partner vor Ort, gleich zu Beginn schwer krank. Doch man darf es ruhig sagen, mit Gottes Hilfe konnte er die Krankheit überwinden und wurde wieder gesund. Liviu ist für unsere Arbeit eine wichtige Person die vor Ort dafür sorgt, dass die Projekte funktionieren und unsere Hilfe auch richtig ankommt.

Wer wenig hatte, hatte jetzt nichts mehr! Ausgerechnet die Armen, die Arbeitslosen und Tagelöhner, die Rentner und die Kranken litten unter der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen besonders stark. So konnten die Suppenküche, die Treffen der Senioren und auch die Betreuung der Kinder mit Schulspeisung wegen der Einschränkungen nicht aufrecht erhalten werden. Doch um wenigstens die größte Not zu lindern, haben unsere Freunde und Partner in Piatra Neamt Lebensmittelpakete zusammengestellt und zu den Leuten nach Hause gebracht. Für die Betroffenen, die unter den drastischen Ausgangssperren arg litten, war dies eine sehr große Hilfe. Möglich wurde diese Hilfe wiederum durch Eure Sach- und Geldspenden. Im Juni konnte ich an den Leiter der Sozialstation in Piatra Neamt, Pastor Liviu, den Betrag von 16.000€ aus Euren Spenden übergeben. Damit wurden Lebensmittel gekauft und verteilt. Vielen Bedürftigen Menschen der Stadt konnte fürs erste einmal geholfen werden. Ich will es nicht versäumen, an dieser Stelle den Spendern, im Namen von Liviu, seinen Mithelfern und den Bedürftigen ganz herzlich und aufrichtig zu danken.

Die Corona Einschränkungen haben natürlich auch in Rumänien das Schulwesen stark getroffen. Ab Mitte März wurden die Schulen geschlossen. Wie schon öfters berichtet, unterstützen wir aktuell sechs Schülerinnen und Schüler aus der Bukowina Bergregion mit einem monatlichen Stipendium. Die Eltern sind arme Bauern aus den Bergen und könnten niemals das Geld für das  Lyzeum bzw. für ein Studium aufbringen. Das Ziel unserer Hilfe ist es, dass diese Kinder die Möglichkeit bekommen mit einem entsprechenden Schulabschluss einen Beruf zu ergreifen, um dann für sich selber sorgen zu können. Nur so kann der Teufelskreis der Armut unterbrochen werden. Doch Corona brachte ein neues Problem das auch bei uns nicht unbekannt ist: Schulunterricht daheim! Doch wie soll das gehen ohne die modernen Medien wie Computer und Tablet. Die Eltern können das einfach finanziell nicht leisten, vom Staat wurde vieles versprochen, doch da ist wohl der Weg von Bukarest bis in das nördliche Bergland zu weit und die Pfade verschlungen. Vielleicht gelingt es uns, wenigstens für unsere Schülerinnen und Schüler mit Eurer finanziellen Unterstützung etwas auf die Beine zu stellen. Das wäre eine große Hilfe. Aktuell können wir mit Eurer finanziellen Hilfe 6 Schülerinnen und Schüler mit monatlich 50€ unterstützen. Doch nötig wären auch Laptop od. Tablet für das Home Schooling.

Aus dem Kinderheim „Casa Ray“ in Dobreni kommen zu meiner großen Freude auch gute Nachrichten. Die Kinder sind Gott sei Dank bis jetzt gut durch diese schwere Zeit gekommen und auch beim Personal sind alle Corona Tests negativ ausgefallen. Natürlich verlief dieser Sommer anders als sonst. Es gab keine Ferienlager wie sonst üblich und auch keine Besuche von Freunden. Doch weil der Ort in einer nicht sehr dicht besiedelten Gegend ist, konnten die Kinder doch einige Ausflüge in die nähere Umgebung machen.

Es gab auch im Gemüsegarten und in der Landwirtschaft so einiges zu tun, bei dem auch die Kinder schon tüchtig mithelfen konnten. Das Heu einbringen war eine lustige Angelegenheit und die größeren Buben konnten ihre Kräfte beim Brennholz hacken und stapeln austoben.

Mit besten Grüßen Hans Alt

Bericht und Bilder: Freundeskreis Rumäninenhilfe – nähere Informationen: info@rumänienhilfe-ramsau.de  – Telefon 08072-3193


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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