Ein Grußwort sprach Landeshauptmann Martin Haberfellner vom Bund der Bayerischen Gebirgsschützen anläßlich des Bataillonsfest des Inn-Chiemgaus in Neubeuern (wir berichteten). Nachfolgend im Wortlaut seine Rede:
Hochwürdiger Herr Pfarrer,
sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Vielen Dank für die Einladung zu Eurem Bataillonsfest hier in Neubeuern. Ich freue mich, dass es in dieser Form als festlicher Gottesdienst stattfinden kann. Und ich freue mich und bin dankbar dafür, dass ich dabei sein darf. Die Corona-Pandemie hat uns allen in den letzten anderthalb Jahren viel zugemutet. Die Einschränkungen, die wir zum Teil immer noch hinnehmen müssen, gefährden den Bestand unserer Tradition, sie dürfen uns aber nicht in Agonie versetzen. Darum war es wichtig, dass wir unseren Patronatstag in einer repräsentativen Form als Messe begehen konnten, die allen Kompanien die Möglichkeit zur Teilnahme geboten hat. Ich sage allen Kompanien, die ihren Fähnrich zum Patronatstag nach Beuerberg geschickt haben, und natürlich allen Fähnrichen, die gekommen sind, ein aufrichtiges Vergelt’s Gott. Und genau so wichtig ist es, dass wir heute das Bataillonsfest des Inn-Chiem-Gau feiern – als starkes Signal, es gibt uns noch und wir werden in alter Stärke zurückkommen. Die Restriktionen, denen wir als Gebirgsschützen, als Bürger, als Gläubige immer noch ausgesetzt sind – da wo ich herkomme, da sind zu Beerdigungen unverändert nicht mehr als 25 Personen zugelassen – diese Restriktionen sind für mich Anlass, einen Blick in unsere eigene Geschichte zu werfen:
Bis 1869 waren die Gebirgsschützen eine Formation der Bayerischen Armee. Die deutsche Einigung unter preußischer Führung hat eine Angleichung der bayerischen Heeresstruktur an die des preußischen Heeres mit sich gebracht. In der war kein Platz für die Bayerischen Gebirgsschützen. Sie wurden aus der Pflicht zur Landesverteidigung entlassen und formal aufgelöst. Warum aber gibt es uns 150 Jahre danach immer noch? Die Kompanien des Isarwinkels vor allem, aber auch die von Benediktbeuern, Gmund und Schliersee haben gesagt: Die können uns gar nicht auflösen. Uns hat es ja schon gegeben, bevor wir in diese königlich bayerische Armee eingegliedert worden sind. Der Staat kann sagen, er braucht uns nicht mehr, aber auflösen kann er uns nicht. Das hat den Staat jedoch nicht interessiert. Die Vollzugsorgane haben konsequent die Entwaffnung der Gebirgsschützen und die Auflösung der Kompanien betrieben.
Die Kirche aber hat gesagt: Wir brauchen die Gebirgsschützen. Mit der Unterstützung der Pfarrer und der Bürgermeister ihrer Heimatgemeinden haben die Gebirgsschützen gegen den Willen der Staatsgewalt ihren Dienst als kirchliche Ehrengarde bzw. als Antlaßschützen fortgesetzt. Und der Staat hat die Gebirgsschützen als Realität akzeptieren müssen. Wenn es heute Stimmen gibt, die das baldige Ende der katholischen Kirche in Bayern herbeireden wollen, wie ein Herr Stückl, dann haben wir als Gebirgsschützen wieder den Auftrag zur Verteidigung: zur Verteidigung unserer bayerischen Landeskultur, die sich aus 1500 Jahren christlich-katholischer Tradition speist.
Danke für Eure Aufmerksamkeit und Auf Wiedersehen beim Patronatstag am 8. Mai 2022 in Aschau im Chiemgau
Fotos: Rainer Nitzsche