An Fronleichnam hat Generalvikar Christoph Klingan zu einem kirchlichen Aufbruch „aus der Verbundenheit mit Jesus Christus in der Eucharistie“ aufgerufen. Fronleichnam solle nicht der „katholischen Besitzstandswahrung“ dienen, sondern sei „Auftrag und Einladung, das weiterzutragen und -zugeben, was uns in und durch Jesus Christus geschenkt ist“, sagte der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, der auch zuständig ist für die Seelsorgsregion München, am Donnerstag, 8. Juni, auf dem Münchner Marienplatz.
Diesem Gedanken folgend, werde es zur Aufgabe, „uns nach dem Vorbild Jesu selbst an die Seite der Menschen zu stellen, die leiden, die unterdrückt werden, denen die Würde der Kinder Gottes genommen wird, konkret in dieser Welt auch aufzustehen gegen Krieg und Gewalt“, sagte Klingan. Angesichts des russischen Angriffs gegen die Ukraine und der aktuellen Flutkatastrophe in der Region Cherson gebe es dazu leider „immer noch mehr als genug Anlass“. Gegenüber dem anwesenden Apostolischen Exarchen der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Deutschland, Bischof Bohdan Dzyurakh, wie auch allen Ukrainerinnen und Ukrainern, betonte der Generalvikar Verbundenheit „in Gedanken, im Gebet und in konkreter Hilfeleistung“.
Angesichts innerkirchlicher und gesellschaftlicher Herausforderungen wies Klingan alle Katholikinnen und Katholiken darauf hin, dass ihnen nicht „Stillstand und Lethargie, sondern Bewegung und Aufbruch“, ins Stammbuch geschrieben seien. Solche Aufbrüche nehme er „allen Unkenrufen zum Trotz in unserer Kirche, in unserem Erzbistum auch immer wieder lebendig wahr“, so der Generalvikar. Er dankte den zahlreichen Mitwirkenden in kirchlichen Verbänden, Pfarreien und Gemeinschaften, die „mit ihrem Einsatz für die Botschaft des Evangeliums auf so vielfältige Weise in so unterschiedlichen Bereichen“ einstünden. Nachdem der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, nach einem Armbruch das Pontifikalamt nicht feiern konnte, hielt Klingan die Predigt des diesjährigen Fronleichnamsgottesdienst, dem Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg vorstand.
Mehrere tausend Menschen kamen zum Gottesdienst auf dem Münchner Marienplatz und zur anschließenden Fronleichnamsprozession, die vom Marienplatz über die Residenzstraße zur Ludwigskirche zum Segensaltar und über die Ludwig- und Theatinerstraße zurück zum Marienplatz führte. Angeführt wurde die Prozession auf dem etwa zwei Kilometer langen Weg von einem von Jugendlichen getragenen Kreuz und begleitet unter anderem von Priestern, Diakonen, Ordensangehörigen, Mitarbeitenden in pflegenden und pastoralen Berufen, Studierenden, Ministrantinnen und Ministranten, Vertreterinnen und Vertretern aus Staat und Stadt, Ordensrittern, Vertretenden der katholischen Räte, von Verbänden und Trachtengruppen.
Fronleichnam wurde 1264 von Papst Urban IV. zum offiziellen kirchlichen Fest erklärt. Der Begriff „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „Herr“ und „lichnam“ meint den lebendigen Leib. An Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, zeigen Katholiken öffentlich ihren Glauben an die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie. Sie tragen dabei das Allerheiligste, Christus in Gestalt einer konsekrierten Hostie, in einem kunstvoll verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, durch die Straßen und beten an mehreren Altären um Gottes Segen. (hs)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Hötzelsperger – Altar an Fronleichnam vor Priener Rathaus