Im Landkreis Rosenheim steht der Tag des offenen Denkmals am 8. September ganz im Zeichen von Baugeschichte. Das 100-jährige Jubiläum des Bauhauses ist Anlass, sich revolutionäre Ideen und technische Fortschritte anzuschauen, verbunden mit der Frage, wie sie Kunst- und Baustile beeinflussten und veränderten. Den Besucherinnen und Besuchern bieten sich im gesamten Landkreis Rosenheim wieder seltene Gelegenheiten für einen Blick hinter Kulissen.
Besichtigungen und Führungen gibt es in Wasserburg, Riedering, Oberaudorf, Nußdorf, Kolbermoor, Bruckmühl und Bernau. In der Chiemseegemeinde kann ein sonst öffentlich nicht zugänglicher Einfirsthof besichtigt werden, der 1839 erbaut und jetzt unter Berücksichtigung der ursprünglichen bäuerlichen Anmutung saniert wurde. In Stall und Tenne wurden drei Wohnungen integriert. Die Türen zum so genannten Fischerhof in der Irschener Straße 2 öffnen sich nur zu den beiden Führungen, die Architekt Martin Hirner um 10 Uhr und um 11 Uhr durchführen wird. Ebenfalls sonst nicht öffentlich zugänglich ist das ehemalige Jugendheim der Tuchfabrik Hinrichssegen im Heimatweg 53 in Bruckmühl. Das Mitte des 20. Jahrhunderts errichtete Gebäude steht architektonisch in der Bauhaus-Nachfolge. Es ist am 8. September von 13 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Zudem führt der Leiter des Sozialwerks Gerd Schodlock um 13:30 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr durch das Gebäude.
Am Tag des offenen Denkmals wird in Kolbermoor das über mehrere Jahre komplett sanierte Bahnhofsgebäude offiziell wiedereröffnet. Es war um 1860 errichtet worden und zählt zu den ersten Gebäuden in Kolbermoor. Es wird von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet sein und Führungen werden nach Bedarf durchgeführt. Ende des 19. Jahrhunderts brachte Wolfgang Adamer die Moderne in Form von Turbine und Elektrizität nach Nußdorf. Die Ortsheimatpflegerin Michaela Firmkäs führt um 9:30 Uhr durch das Elektrizitätswerk und Sägewerk Adamer in der Brannenburger Straße 13. Darüber hinaus kann das Gebäude nicht besichtigt werden. Das evangelisch-lutherische Gemeindezentrum in Oberaudorf ist eine um einen annähernd quadratischen Kirchhof angelegte Baugruppe der Nachkriegsmoderne von Architekt Franz Lichtblau. Im Zentrum steht die Auferstehungskirche mit Saal und integriertem Gemeinderaum. Das Gemeindezentrum ist von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Um 10:30 Uhr ist zum Gottesdienst eingeladen und um 11:30 Uhr laden Kreisheimatpfleger Daniel Hoheneder und Pfarrer Günter Nun zur Führung durch das Ensemble ein. Zudem öffnet am Tag des offenen Denkmals von 14 Uhr bis 18 Uhr in Oberaudorf das im historischen spätmittelalterlichen Burgtor untergebrachte Audorfer Museum. Es stellt insbesondere die Geschichte der 1745 zerstörten Auerburg dar.
Die Pfarrkirche St. Rupert in Söllhuben ist das letzte Bauwerk des Barockbaumeisters Johann Michael Fischer. Er wollte einen Raum schaffen, in dem der Himmel die Erde berührt. Gemeindereferent Tobias Gaiser bietet zwei Führungen an, nämlich um 14 Uhr und um 16 Uhr.
Das umfassendste Programm zum Tag des offenen Denkmals wird wie alle Jahre wieder in Wasserburg angeboten. Ein Programmpunkt betrifft die Trinkwasserversorgung der Stadt. Josef Mayer, der Betriebsleiter des Wasserwerks führt um 11 Uhr und um 13 Uhr durch zwei Wasserhochbehälter am Fröschlanger. Der ältere der beiden wurde 1888 errichtet, der jüngere 1975. Treffpunkt ist auf dem Badriaparkplatz am Skaterplatz. Wasserburgs erste Befestigungsbauten entstanden um 12. Jahrhundert. Heue sind von der Stadtmauer nur noch das Brucktor, der Rote Turm, der Pfändnerturm und der Pulverturm sowie einige Mauerreste vorhanden. Dr. Gerald Dobler präsentiert in seinen Rundgängen um 10 Uhr und um 14 Uhr die neuesten Forschungsergebnisse. Los geht es jeweils in der Kellerstraße 10 vor dem Stadtarchiv. Die Stadtentwicklung außerhalb der Altstadt ist Thema einer Führung von Angelika Oettl. Zwei Bereiche stehen im Mittelpunkt, nämlich das untere Burgerfeld bis zum Kellerberg und die Tegernau. Anhand einzelner signifikanter Gebäude zeichnet Angelika Oettl die baugeschichtliche Entwicklung vom Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1940er Jahre nach. Ihre Führung beginnt um 13:30 Uhr an der St. Nepomuk-Statue an der Roten Brücke. Seit dem Jahr 2016 befindet sich die Sammlung Wasserburg im Brucktorensemble. Sie umfasst 500 Jahre Wasserburger Stadtgeschichte. Um 14:30 Uhr und um 15 Uhr wird Bernd Joa in Vorträgen die Wasserburger Geschichte beleuchten und ebenfalls um 14:30 Uhr und um 15 Uhr führt Gerd Riedmeier durch die Sammlung und präsentiert ihre bedeutendsten Objekte. Zudem ist das Brucktorensemble von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Das Haupthaus in der Herrengasse 15, ein im Kern gotisches Handelshaus, wird seit 1938 als Museum genutzt. Museumsleiterin Sonja Fehler lädt um 13 Uhr und um 16 Uhr zu einem Streifzug durch die Jahrhunderte ein und beleuchtet in diesem Zusammenhang die Geschichte des Haupthauses vom Bürgerhaus zum Museum. Die Katholische Stadtpfarrkirche St. Jakobus d.Ä. wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Wer trittsicher und schwindelfrei ist und zudem Kondition besitzt, kann um 12 Uhr und um 14 Uhr mit Thomas Rothmaier den Turm besteigen. Eine telefonische Voranmeldung im Museum Wasserburg ist notwendig. Nicht fehlen darf beim Tag des offenen Denkmals in Wasserburg das Rathaus. Ingrid Unger bietet um 11 Uhr und um 16 Uhr Führungen an unter dem Motto: „Vierhundert Jahr schon dauert ich.“ Mit seinen rund 240 Baudenkmälern zählt die Stadt an der Innschleife zu den geschichtsträchtigsten Städten Altbayerns. Um sie zu entdecken gibt es am Nachmittag für Kinder und ihre Eltern eine Denkmal-Rallye. Die Unterlagen dazu werden an der Museumskasse in der Herrengasse 15 ausgegeben. Informationen zu allen Programmpunkten in Wasserburg gibt es bei Franziska Honer im Museum Wasserburg.
Mit dem Tag des offenen Denkmals soll eine breite Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes sensibilisiert sowie das Interesse für die Belange der Denkmalpflege geweckt werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert mit dem Tag des offenen Denkmals die größte Kulturveranstaltung in Deutschland. Rund vier Millionen Menschen nutzen jedes Jahr die Gelegenheit Denkmalschutz „live“ vor Ort zu erleben. Kulturbegeisterte jeden Alters erfahren, wie vielfältig Denkmäler sind und wie sehr sich das gemeinsame Engagement für den Denkmalschutz lohnt. Seit ihrer Gründung 1985 konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mehr als 520 Millionen Euro einsetzen und damit rund 5.000 Denkmale retten.
Foto: In der Pfarrkirche von Söllhuben gibt es zwei Führungen