Vor 150Jahren war das Plumpsklo noch das Maß aller Dinge. Alles versickerte im Erdreich und verursachte Cholera in Bayern. Dann kam Max von Pettenkofer und sorgte für Reinlichkeit. Die Volksseuche fand ihr Ende.
Ich als Autor dieses Berichts kann mich noch gut errinnern, als hinter dem Münchner Rathaus vor 5 Jahren der ganze Boden aufgebuddelt war. Man konnte Keller und Gewölbe erkennen, die weit vor dem 2. Weltkrieg enstanden sein mußten. Wenn man die Spuren beurteilt, meint man, es war eine ganze Stadt, die unter der Erde ruhte. Dabei ist mir ein Gebilde aufgefallen, das völlig unversehrt sich durch den Boden schlängelte. Es war der Kanal von Pettenkofer. Nachdem in der Stadt die Cholera wütete, schlug der Gesundheitsapostel Pettenkofer dem Stadtrat vor: „Unser Frischwasser beziehen wir aus dem Grund, der völlig verseucht ist. Die Plumpsklos in der Stadt versickern im Boden. Daneben stehen die Pumpbrunnen, um Trinkwasser zu fördern. Das ist höchstwahrscheinlich der Grund für die Cholera.“
Danach wurde in München beschlossen, die ganze Stadt mit Kanälen zu versehen. Ab diesen Zeitpunkt floßen die Abfälle und Fäkalien direkt über Rohre in die Isar. Darauf beschwerten sich Städte, die Isar abwärts lagen, dass sie nun die ganzen Fäkalien der Stadt München erdulden müßen. Darauf hin rechnete Pettenkover vor, dass sich der Unrat bereits in Freising so weit verteilt hat, dass es keine Bedenken gibt. Da es damals noch kaum Medien oder Bürgerproteste gab, wurde das Vorhaben umgesetzt, mit dem Motto: „Passt schon“.
Das Einleiten der Abfälle in die Isar war tatsächlich die Zeitetappe, in der die Cholera in München „versickerte“. Max von Pettenkover war der große Held. 150 Jahre später haben wir wieder eine Seuche. Jeder hat damit zu kämpfen. Ist kein Held wie Pettenkover in Sicht? Wer weiß, ob es Politiker schaffen, die Misere zu beenden? Welcher Schaden ist intensiver? Der Lockdown oder das seelische Ausbrennen?
Klaus Bichlmeier aus dem Film: Zeitreise Bayern, Foto + Text: K.Bichlmeier