Land- & Forstwirtschaft

Almwirtschaftlicher Verein bei Umweltministerin

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Nach Ihrer Teilnahme an der Hauptalmbegehung in Oberammergau hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke den Vorsitzenden des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) Josef Glatz zu einem Gegenbesuch nach Berlin ins Umweltministerium eingeladen, um über die wichtigen Themen „Wolf“ und „Kombinationshaltung“ ausführlicher sprechen zu können.

Begleitet wurde Josef Glatz von Joseph Grasegger (Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Schafhalter und Weidegenossenschaft Partenkirchen), Peter Strohwasser (Leiter der Naturschutzverwaltung am Landratsamt GAP) und von Tessy Lödermann (stellvertretende Landrätin und Tierschutzverein). Die gute Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Naturschutz, Tierschutz und Kommunalpolitik ist im Landkreis Garmisch-Partenkirchen etwas ganz Besonderes. Gemeinsam gelingt es immer wieder, Überzeugungsarbeit zu leisten.

Umweltministerin Steffi Lemke kennt sich nicht nur beim Thema Wolf, sondern auch mit der Milchwirtschaft sehr gut aus, hat sie doch Agrarwissenschaften studiert und auch praktisch als Melkerin gearbeitet.

Josef Glatz bedankte sich dafür, dass die Kombinationshaltung im Entwurf des novellierten Tierschutzgesetzes weiterhin zulässig bleibt und zwar auch im Falle einer Hofübergabe. Der geforderte zweimalige Austrieb pro Woche auch im Winter bei Eis und Schnee sei jedoch nicht praktikabel und auch nicht tiergerecht, so Glatz. Eine Streichung ist nach Meinung der Delegation aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen unbedingt notwendig. Joseph Grasegger ergänzte, dass das eine Streichung des geplanten Kupierverbotes bei Schafen ebenfalls erforderlich ist. 27% der nicht kupierten Schwänze würden nämlich nämlich Frakturen aufweisen. Außerdem sei wissenschaftlich erwiesen, dass das Kupieren in den ersten acht Tagen nicht mit Schmerzen verbunden sei. Das neue Tierschutzgesetz wird derzeit in den Ausschüssen des Bundestages beraten.

Anders als beim Tierschutzgesetz liegt die Hauptzuständigkeit für den Artenschutz und somit für das Thema Wolf beim Umweltministerium und somit bei Steffi Lemke. Josef Glatz dankte ihr für ihre Zustimmung zur Absenkung des Schutzstatus und auch für die Schnellabschuss-Regelung bei Wolfsangriffen auf Weidetiere, die einige Verbesserungen beinhaltet, aber leider noch immer nicht geeignet ist, die Probleme zu lösen. So sei es für die Almbauern unzumutbar, wenn bei anwachsenden Wolfsbeständen ein ständiges Rissgeschehen zur Bedingung für ein Eingreifen gemacht wird. Sollte es dabei bleiben, würde dies unweigerlich das Ende des Weideauftriebs bedeuten.

Die Ministerin zeigte sich bestens informiert über die verschiedenen Probleme, die sich mit der Wolfsausbreitung in Deutschland ergeben können. Die Schnell-Abschussregelung sei jedenfalls zur Zeit das beste Instrument bei Wolfsrissen auf Weideflächen, denn die Absenkung des Schutzstatus in der Berner Konvention wird vermutlich noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Sie sei auch ausreichend rechtssicher, wenn die Bescheide sorgfältig erstellt worden sind.

Die Teilnehmer der Delegation aus Garmisch-Partenkirchen machten stellvertretend für den Alpenraum deutlich, dass im Falle einer weiteren Wolfsausbreitung gerade auf den Almen zunehmende Risse kaum verhindert werden können. Weil das mit Almwirtschaft und verschiedenen Naturschutzbelangen aber nicht vereinbar ist, wurden Vorschläge zur Verbesserung der Schnellabschussregelung gemacht.

Wenn artenreiche und schutzwürdige Weideflächen in FFH-Schutzgebieten wegen ebenfalls geschützter Wölfe nicht mehr bestoßen werden können, werden viele FFH-Gebiete mit ihren seltenen, geschützten Tier- und Pflanzenarten Schaden nehmen. Die gravierenden Folgen für die Schutzgebiete im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wurden auf einer großformatigen Karte erklärt. Bundesministerin Lemke zeigte sich sehr interessiert an Lösungsvorschlägen für dieses bisher auch Ihrer Meinung nach noch zu wenig beachtete Problem. Auch nach Überzeugung der Ministerin kommt der Beweidung eine große Bedeutung nicht nur für die Landwirtschaft, sondern in vielen Fällen auch für die Biodiversität und den Naturschutz zu.

Die Teilnehmer bedankten sich bei Umweltministerin Lemke für das sehr offene und gute Gespräch und für den erkennbaren Willen, vernünftige Lösungen für die Weidenutzung zu finden. Es wurde vereinbart, die Verbesserungsvorschläge aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen dem Ministerium möglichst bald in schriftlicher Form zur Verfügung zu stellen. Abschließend wurde ein Wiedersehen bei einem Almauftrieb oder Almabtrieb in Oberbayern vereinbart.

Bericht und Foto: AVO

Bildunterschrift: Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Mitte) empfing Josef Glatz (zweiter von rechts), Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO), im Umweltministerium in Berlin. Mit ihm angereist sind Joseph Grasegger, Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Schafhalter und der Weidegenossenschaft Partenkirchen (rechts), Peter Strohwasser, Leiter der Naturschutzverwaltung am Landratsamt Garmisch-Partenkirchen (links), und Tessy Lödermann, stellvertretende Landrätin und Vertreterin des Tierschutzvereins (rechts).

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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