Die Artenvielfalt fördern, beim Erhalt traditioneller Landwirtschaft mitwirken und im Zuge dessen noch die Bergwelt in der Biosphärenregion Berchtesgadener Land genießen – all das erlebten acht freiwillige HelferInnen beim 3. Freiwilligencamp der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, das in Zusammenarbeit mit der Molkerei Berchtesgadener Land und Unterstützung der Bayerischen Staatsforste auch in diesem Jahr stattfinden konnte.
Jährlich befreien Almbauern in aufwändiger Handarbeit die Bergwiesen und Almweiden von Farn, Buschwerk und aufkeimenden Bäumen. Mit dem Verbu-schen der Almwiesen geht nicht nur wertvolle Futterfläche für die Kühe verloren, sondern auch typische Almpflanzen wie Enzian oder Arnika. Ziel des Freiwilligencamps war die Unterstützung der Almbauern bei dieser sehr aufwändigen Arbeit. Die HelferInnen leisteten damit gleichzeitig einen sehr wichtigen Beitrag zum Erhalt einer vielfältigen Kulturlandschaft im Berchtesgadener Land. Span-nende Vorträge, u.a. vom Biodiversitätsberater des Landkreises Henrik Klar, zur Almwirtschaft und der Artenvielfalt in alpinen Lebensräumen machten den TeilnehmerInnen die Hintergründe ihrer Arbeit verständlich.
Eine Biosphärenregion, als solche wurde das Berchtesgadener Land von der UNESCO bereits 1990 ausgezeichnet, setzt sich zum Ziel, Wirtschaft und Natur im Einklang zu entwickeln. Peter Loreth, Leiter der Biosphärenregion-Verwaltungsstelle: „Wenn wir eine kleinstrukturierte, für das Berchtesgadener Land auch typische Berglandwirtschaft erhalten können, trägt das gleichermaßen zur Sicherung der hohen Biodiversität unserer Kulturlandschaft, als auch zum Fortbestand unserer landwirtschaftlichen Betriebe bei. Es freut mich sehr, dass wir als Verwaltungsstelle nun bereits das 3. Freiwilligencamp organisieren und begleiten durften. Die Resonanz sowohl von den TeilnehmerInnen als auch von den Almbauern ist sehr positiv und motiviert uns, diese Camps auch künftig fortzuführen.“
Die TeilnehmerInnen am gemeinsamen Freiwilligencamp der Biosphärenregion und der Molkerei Berchtesgadener Land waren aus ganz Deutschland – von Hamburg, über NRW und natürlich auch Bayern – angereist. Sie alle teilen das Interesse an Natur, Almwirtschaft, Biodiversität und der Erzeugung von Lebensmitteln, die Liebe zu den Bergen und sie haben die Bereitschaft zum Helfen mitgebracht. Eine Woche haben sie unter Anleitung von Georg Kronthaler, Mitarbeiter der Verwaltungsstelle der Biosphärenregion, Bergbauern beim Freihalten der Almflächen, also beim Entfernen von u.a. Erika, kleinen Fichten, Wacholderstauden und Borstgras unterstützt. Sie ha-ben dabei selbst miterlebt, wieviel Handarbeit und Mühen diese Arbeit erfordert.
Neben Fitness und Kondition nehmen sie auch einen neuen Blick auf die Leistung der Landwirte hier in der Bergregion mit nach Hause: „Wir haben die Sicht der Bauern erfahren dürfen und gesehen, dass deren Leben nicht so idyllisch ist, wie man es sich manchmal vorstellt. Jetzt ist uns wesentlich bewusster, wie prekär die Situation der Landwirte oft ist, welche Leistungen sie für die Artenvielfalt in der Bergregion erbringen und wie anstrengend die Arbeit ist, die die Alm- und Bergbauern leisten. Uns ist klargeworden, dass diese Arbeit unbedingt auch weiterhin unterstützt werden muss.“
Um auch zu erfahren, was mit der Milch der Almkühe geschieht, durfte die Gruppe noch einen Blick hinter die Kulissen der Molkerei Berchtesgadener Land in Piding werfen. Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Molkereigenossenschaft BGL begrüßte die Gruppe zu Beginn der Führung: „Die Leistung der Alm- und Bergbauern geht weit über die Erzeugung der Bergbauern-Milch hinaus. Durch die Bewirtschaftung und damit das Offenhalten der Wiesen und Almmatten erhalten sie die Kulturlandschaft, für die viele Urlaubsgäste Jahr für Jahr zu uns ins Berchtesgadener Land reisen. Der Einsatz der Bauern und Bäuerinnen hierfür ist aufwändig und oftmals körperlich sehr anstrengend. Im Freiwilligencamp konnten die Teilnehmer das erleben und spüren. Das hat de-ren Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft und ihren Leistungen für den Erhalt der Biodiversität in der Bergregion geschärft. Gerne haben wir das Camp als Kooperationspartner der Biosphärenregion Berchtesgadener Land unterstützt und sagen den Teilnehmern im Namen der Bergbauern ein herzliches Vergelt‘s Gott.“
Alle Teilnehmenden waren sich einig: Alleine können die Almbauern diese für uns alle so wichtige Arbeit kaum stemmen. Die Arbeit war zwar richtig anstrengend, aber in der Gemeinschaft hat das Arbeiten an der frischen Luft in dieser einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft richtig viel Spaß gemacht. Und alle würden, wenn möglich, wiederkommen wollen.
Auch von Seiten der Almbauern gab es positive Resonanz. Michael Votz, einer der beteiligten Landwirte, zieht Resümee: „Das Angebot des Freiwilligencamps habe ich über das Landwirtschaftliche Wochenblatt entdeckt. Ich beweide zusammen mit 11 weiteren Almbauern aus der Ramsau die Leyerer Tratte und die Holzwehrebene, eine ca. 45 ha große Bergwiese im unteren Bereich des Lattengebirges. Sie ist bucklig und steil und kann neben dem Abweiden durch die Kühe und Jungrinder nur manuell bewirtschaftet werden. Das ist eine Riesenaufgabe, die wir als Nebenerwerbslandwirte oftmals kaum mehr schaffen. Anfangs waren wir skeptisch, ob die Teilnehmer der harten Arbeit beim Schwenden überhaupt gewachsen sind und dann auch noch er-folgreich mitarbeiten werden. Aber die Bedenken waren völlig unbegründet. Zwei Tage lang haben wir gemeinsam mit ihnen große Flächen der Wiesen wieder freibekommen. Dafür möchten wir uns Bauern ganz herzlich bei der Biosphäre, der Molkerei und natürlich bei den Helfern be-danken.“
Interessensabfrage
Aufgrund der positiven Resonanz der Almbewirtschafter und der Teilnehmenden plant die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, künftig auch Tageseinsätze zum Erhalt der Kulturlandschaft mit Einheimischen zu organisieren. Interessierte können sich unverbindlich bei Georg Kronthaler melden, per Mail an georg.kronthaler@reg-ob.bayern.de oder telefonisch unter 08654 30946-20.
Bericht und Fotos: Molkerei Berchtesgadener Land