Land- & Forstwirtschaft

Almbauerntag in Flintsbach – II

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der Almbauerntag in Flintsbach war ein voller Erfolg für die Gemeinde Flintsbach und den Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern. Glücklich, wenn eine gewachsene Ortsgemeinschaft parat steht, deren Vereinsmitglieder alle miteinander fleißig dazu helfen, wie es heuer in Flintsbach par excellence umgesetzt wurde.

Dem Gemeindeoberhaupt Stefan Lederwascher stand die Freude über die erfolgreiche Tatkraft seiner Leute ins Gesicht geschrieben, zeugt doch das Ziehen an einem Strang davon, dass die Dorfgemeinschaft hier noch funktioniert. Mangels ausreichend großer Räumlichkeiten wurde extra ein Zelt aufgestellt, auch die Bedienung und der Ausschank lagen in Händen der Veranstalter selbst. Dazu dann das übliche weitere Geschäft wie Kuchen backen, Zeltschmuck basteln und selbiges schmücken. Zum morgendlichen Standkonzert war die Musikkapelle Flintsbach frisch und munter im Einsatz, obwohl es beim vorabendlichen Heimatabend mit dem Heimgehen schon ein bisserl später geworden ist. Mit Märschen, Tuschs und Polkas begleiteten sie uns in voller Besetzung dann voll Freude und Elan den ganzen Tag auf der Bühne.

Aber bevor es so weit war, galt es erst noch den Kirchenzug anzuführen, für den die Strecke vom Musikpavillon bis zur Kirche Sankt Martin fast zu kurz wurde, so viele Gruppen und Leute reihten sich ein. Dementsprechend gefüllt war das Gotteshaus, so dass zahlreiche Gäste die Messe im Freien verfolgen mussten. Pfarrer Kraus bedauerte, dass die Kirche derzeit nur auf ihre Skandale reduziert wird und die vielen positiven Leistungen gar nicht mehr erwähnt, geschweige denn gewürdigt werden. Es braucht Stimmen, die Nächstenliebe und Barmherzigkeit ansprechen, um dem Egoismus und Unfrieden in der Welt etwas entgegenzusetzen. Entgegensetzen braucht Kraft und die spürte man fast körperlich, als in der gut gefüllten Kirche alte Kirchenlieder angestimmt wurden.

Im Anschluss an die heilige Messe, in der auch all der letztjährig verstorbenen Mitglieder des Almwirtschaftlichen Vereins gedacht wurde, machte sich der Festzug durch den Ort, über die Staatstraße, entlang des Friedhofs, hinüber zum Festzelt auf den Weg. Gut, dass es eine lange Strecke war, denn was da alles geboten wurde, brauchte viel Platz: Musikkapellen, Gebirgsschützen, Trachtenvereine mit ihren jungen und älteren Teilnehmern, Feuerwehrler, Schalkfrauen und natürlich die Almleute, Almbauern und Ehrengäste selbst. Dazu noch das ganze Viehzeug von Hennen auf Karren und Kraxen über geschmückte Schafe, aufgekranzte Almkühe, geschmückte Kälber bis hin zum Rennesel, war alles vertreten. Kutschpferde und Berittene rundeten das Bild ab und dazu immer der Blick auf den Petersberg mit seinem weit ins Inntal hinunterleuchtenden Wallfahrtskircherl – ja, bei uns ist´s einfach wunderschön.

Hier lässt sich gleich ein Bogen zur Rede von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber schlagen, die es sich trotz Landtagswahl und überfüllten Terminkalenders nicht nehmen ließ, auf ihrem Weg nach München schnell bei den Almbauern vorbeizuschauen. In ihrer Rede zitierte sie, dass uns der Herrgott zwar die schöne Landschaft geschenkt hat, die Bauern aber für deren Erhalt hart arbeiten müssen. Und das wird leider von vielen oft vergessen. Applaus erntete sie für ihre Worte, als sie die Landwirte und die Almbauern im Speziellen, als die wahren Klimaaktivisten bezeichnete, denn diese arbeiten aktiv dafür, statt auf der Straße zu kleben. Kaniber zog Bilanz über ihre fünfjährige Amtszeit als Ministerin und sprach die erfolgreich umgesetzten Punkte an.

Kassier Christian Neuner stellte den Kassenbericht vor und es verwundert alljährlich, welch große Summen bereits bei solch einem kleinen- aber natürlich nicht unbedeutenden- Verein bewegt werden. Personal, Büro, Aufwandsentschädigungen und vieles mehr, da kommt schon was zusammen. Zum Glück kann der Verein gut wirtschaften, so dass die Kassenprüfung, die durch Johann Pletl, Sparkasse Miesbach, und die beiden Almbauern Sepp Kern und Martin Leitner erfolgte, keine Unstimmigkeiten aufzeigte und einen erfreulichen Übertrag vorfand. Die Entlastung der Vorstandschaft, die Leitner bei den anwesenden Vereinsmitgliedern erfragte, erfolgte einstimmig per Akklamation. Kassier

Neuner und in der Folge auch AVO-Vorsitzender Josef Glatz warben um neue Mitglieder, denn nur ein mitgliederstarker Verein findet auch nachhaltig Gehör. Angesprochen wurden die Almbauern, den AVO auch bei ihren Almleuten zu bewerben. Jedes aktive Mitglied unterstützt den Erhalt der Almwirtschaft durch den Verein, der sich hierfür an vielen Fronten ehrenamtlich einsetzt.

Erst im Anschluss an all die zahlreichen Ehrungen, sozusagen zum Abschluss des Tages, konnte AVO-Vorsitzender Josef Glatz seine Gedanken der Zuhörerschaft nahebringen.

Dass das Thema Wolf den Verein seit knapp zwei Jahrzehnten beschäftigt, ist ebenfalls allseits bekannt. Jetzt scheint endlich auch politisch Bewegung in die Sache zu kommen und vielleicht ist hier der AVO ein Rädchen von vielen, das dazu beigetragen hat. Glatz ist es wichtig, hier mit allen Seiten in fairem, fachlichem Dialog zu bleiben, auch wenn es manchmal schwerfällt. Statt auf Konfrontation zu setzen, muss Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit mitgliederstarke NGOs unsere Argumente auch an ihre Unterstützer weitergeben können.

Glücklicherweise nimmt die wolfskritische oder wolfsrealistische Seite mittlerweile stetig zu; kein Wunder, wenn man sieht, welche Auswüchse die steigende Population in Deutschland nach sich zieht. Dennoch wird es noch ein langer Weg werden, bis sich der Umgang mit dem Wolf normalisiert und er wie andere Tierarten auch, sinnvoll gemanagt wird. „So lange müssen wir alle durchhalten, auch wenn uns die Zeit davonläuft“, so Glatz.

Mit einem großen Lob und viel Applaus für die perfekt organsierte Veranstaltung bedankte man sich bei allen Mitwirkenden. Stellvertretend bei Bezirksalmbauer Klaus Vogt und seinem Stellvertreter Hans Gschwendtner, die die Veranstaltung nach Flintsbach brachten und den beiden Ortsbäuerinnen Claudia Steer, Brannenburg und Christa Astl, Flintsbach, die die Durchführung erst ermöglicht haben.

Bericht und Bilder: Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern e.V.

Anhang:


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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