Es gibt viele Gründe, Bad Aibling einen Besuch abzustatten. Einer davon ist das Aibvision Kino. Im Herzen der Stadt ist es seit seiner Eröffnung kurz vor Weihnachten im Jahr 2006 aus dem Stadtleben nicht mehr wegzudenken. Was Kino im Allgemeinen und sein Kino im Besonderen ausmacht, erzählt Inhaber Robert Siersch im Interview.
Wann und wie ist die Idee zum Aibvision entstanden?
Diverse Erweiterungspläne gab es schon länger, weil ein einzelner Saal wie das Lindenkino langfristig wirtschaftlich nicht überlebt hätte. Die Entscheidung für den jetzigen Standort ergab sich nach einer Initiative von Architekt und Bauherr des damals komplett neu gebauten Gebäudekomplexes in der Bahnhofstraße.
War von Anfang an klar, dass das Lindenkino als Lichtspielhaus erhalten bleibt?
Damals ging es primär um die Erhöhung der Saalanzahl und es gab keinen Grund, wieso man es hätte schließen sollen… Nicht an diesem Standort mit zwei Nachbargrundstücken, praktisch einem zusammengehörigen Betrieb und der großen familiären Unterstützung.
Wie würden Sie Ihre Leidenschaft zu Film und Kino beschreiben?
Die Leidenschaft entsteht wie bei anderen das Interesse an Literatur, dem Musizieren oder Sportarten, denke ich. Danach hatte ich wahrscheinlich auch einfach Glück, dass ich im Lindenkino vorher als Vorführer arbeiten konnte und die Absicht des vorherigen Betreibers zur Abgabe des Betriebs mitbekommen habe. Die Lindenkino-Übernahme ist bereits 1996 erfolgt, als ich gerade erst ein Wirtschaftsstudium begonnen hatte.
Was macht das Aibvision aus Ihrer Sicht zu einem besonderen Kino?
Das spürbare Herzblut des überschaubaren und familiären Teams.
Im Aibvision gibt es auch Veranstaltungen wie die Nonfiktionale oder Regisseur- und Schauspielerbesuche. War das von Anfang an Teil des Konzepts oder hat sich das entwickelt?
Ich würde sagen, das entwickelt sich aus Möglichkeiten, die man angeboten bekommt, was man glaubt, vernünftig umsetzen zu können und aus der Resonanz des Publikums.
Heutzutage wird die Medienwelt immer umfangreicher, die Bildschirme werden besser und größer – warum ist Kino Ihrer Meinung nach heute immer noch einzigartig?
Weil technische Präsentation und vielfältige Verfügbarkeit allein nicht entscheidend sind, wie wir audiovisuelle Werke wahrnehmen und über sie befinden. Die Stimmung in einem Kinosaal mit vielen anderen Zuschauern, die just in diesem Moment das Gleiche erleben, darauf reagieren oder eventuell sogar auch nur im Unterbewusstsein präsent sind, ist einfach etwas Besonderes. Wie auch das Gefühl inmitten eines Pulks von sichtlich bewegten Leuten einen Kinosaal oder auch ein Theater, einen Konzertsaal zu verlassen. Und als soziale Wesen brauchen wir genau das eben hin und wieder.
Wer ist für das Programm zuständig und wie wird entschieden, was läuft?
Ob wir bei uns einen Film spielen wollen würden, entscheiden letztendlich Patric Bacher-Kuhn und ich. Die eigentliche Filmbestellung und Konditionenverhandlung läuft über ein Dispobüro, das uns im Verbund mit anderen Kinos hier eine bessere Position sichert, oder auch mal etwas zugänglich macht und Informationen liefert, wo man sich als Einzelkämpfer schwerer getan hätte. Von denen kommen ansonsten natürlich ebenfalls Vorschläge zu Filmen und Einsatzzeitpunkt. Die „Feinplanung“ bezüglich Sälen und Uhrzeiten erfolgt dann wiederum von uns, wenn alle Filme einer Spielwoche und deren Konditionen klar sind.
Was waren die herausragendsten Filmvorführungen/Veranstaltungen im Aibvision – und warum?
Unvergesslich bleibt sicherlich die von uns durchgeführte Open-Air Vorstellung des ersten Eberhoferfilms „Dampfnudelblues“ in Anwesenheit vom Filmteam, mit weit über tausend Besuchern, und einer wahnsinnig guten Stimmung – das war ein legendärer Abend, zusammen mit Andrea Hailer von soulkino. Die Besuche von Gerhard Polt, Marianne Sägebrecht, Oscarpreisträger Florian Gallenberger oder auch, als die Schauspielerinnen zu „Eine ganz heiße Nummer“ im Aibvision da waren. Oder wenn wir Besuch von Naturfilmer Stefan Erdmann bekommen und der seine großartigen Filme live im Kino begleitet und kommentiert, ist das für das Publikum auch immer ein besonderes Erlebnis.
Was war der erfolgreichste Film, der lief?
Der erste Teil von Avatar.
Wie überlebt man als Kinobetreiber die Coronazeit?
In der Coronazeit selbst sind wir durch Hilfsprogramme schon ordentlich gestützt worden und davor auch wirtschaftlich gut dagestanden. Mit der Zeit danach hadere ich etwas, da Corona schon erhebliche gesellschaftliche Veränderungen nach sich gezogen hat und beispielsweise auch viele gemeinschaftliche Aktivitäten eingeschlafen sind. Sich wieder daran zu erinnern, was man davor mit Freunden alles unternommen und woran man Spaß hatte, ist bei vielen Menschen ein längerer Prozess.
Was sind Ihre Visionen für das Aibvision der Zukunft? Wünsche, Pläne?
Primär würde ich mir schlicht wünschen, dass wir noch lange Zeit vielen Leuten einfach eine schöne und ab und zu auch unvergessliche Zeit im Kino bescheren können.
- www.aibvision.de
- Instagram & Facebook: @aibvision
Interview: af – Bildrechte: aibvision
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de