Wirtschaft

Agri PV Anlage in Übersee – BI

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein Thema wird in Übersee schon seit Monaten heiß diskutiert: die von der Firma NEA (Neue Energie Achental) geplante, etwa 11,5 Hektar große Agri PV Anlage an der Friedhofstraße entlang den Bahngleisen (wir berichteten mehrfach). Unermüdlich sammelt die Bürgerinitiative (BI) rund um ihren Sprecher Wolfgang Wimmer im ganzen Dorf Unterschriften, um die nach Meinung vieler Überseer für den Ort viel zu große PV -Fläche doch noch zu verhindern.

Für die Einleitung eines Bürgerbegehrens sollen am kommenden Freitag die Hunderten von gesammelten Unterschriften im Rathaus an den Bürgermeister übergeben werden. Zehn Prozent der Einwohner müssen unterschrieben haben. „So viele kriegen wir leicht zusammen“, ist Wolfgang Wimmer überzeugt.

Er sieht aus vielen Gesprächen, e-Mails und persönlichen Briefen an ihn, dass die Argumente der BI gegen das Vorhaben von sehr vielen Überseer Bürgern unterstützt werden. „Viele verstehen nicht, dass ausgerechnet Übersee auf einer so großen Fläche, nur 340 Meter vom Ortskern entfernt, Strom für das gesamte Achental erzeugen soll“, erklärt Wimmer. Hier handle es sich um ein beliebtes Naherholungsgebiet, wo viele Bürger spazieren gehen, außerdem sei es wertvoller Lebensraum für Vögel aller Art, Wiesenbrüter und Kleingetier, das sicher vertrieben würde. Keinesfalls seien er und die anderen Mitglieder der BI gegen Ökostrom – deshalb hat Wimmer auch selber eine 100 kwh PV-Anlage auf dem Dach seiner Firma. Aber weshalb könne man es nicht machen wie andere Gemeinden, so wie Grassau und Tittmoning, die erst einmal unter Beteiligung aller Gemeindebürger ein intelligentes, kleinteiliges Energiekonzept aufstellen, wo festgeschrieben wird, wo in der Gemeinde Strom erzeugt werden kann, zum Beispiel auf Dachflächen, über Supermärkten oder großen Parkplätzen?, fragt  Wimmer . „Das beste ist immer, dort Strom zu erzeugen, wo er gebraucht wird“, sagt er. „Photovoltaik gehört aufs Dach und nicht auf die Wiese.“ Je mehr so riesige Anlagen entstehen, desto instabiler werde das Stromnetz, sagt der BI-Sprecher, denn laut Aussage von E.on  habe sich die Anzahl der Netzeingriffe im letzten Jahr sprunghaft erhöht.

Kein Kilowatt Strom werde im übrigen bei der Riesenanlage tatsächlich in Übersee eingespeist, sondern fließe in Grassau ins allgemeine Netz. Dazu müsse aufwändig noch eine Hauptleitung Richtung Mietenkam gegraben werden, nur im Teilbereich des neuen Straßenstücks Richtung Grassau seien schon Leerrohre eingebaut.

Mangelnde Informationspolitik

Ein großer Kritikpunkt für die BI ist die Informationspolitik der Gemeinde. Weitgehend unbekannt sei es, dass in unmittelbarer Nähe, nördlich der Bahn, der Landkreis eine fünf Hektar große PV-Anlage im privilegierten Bereich bauen werde, so dass dann insgesamt also fast 17 Hektar verbaut würden. Von dieser Anlage wisse Bürgermeister Herbert Strauch seit langem und dennoch treibe er die NEA-Anlage voran. Für ein Unding hält Wimmer es außerdem, dass der Bürgermeister im Auftrag des Ökomodell Achental im Aufsichtsrat der NEA, also der Investoren, ist. „Das ist ein knallharter Interessenkonflikt“, sagt Wimmer, denn der Bürgermeister müsse die Interessen der Gemeinde vertreten und nicht die der Investoren. „So kann es nie eine kritische Bewertung des Monsterprojekts der Firma NEA im Gemeinderat geben“, meint Wimmer.

Auch die Bezeichnung „Agri“-PV hält er für Etikettenschwindel, denn laut Landwirtschaftsamt müsste der landwirtschaftliche Ertrag 60 Prozent des ursprünglichen Ertrags für die Landwirtschaft bringen und die Hauptnutzung müsse bei der Landwirtschaft liegen. „Dass direkt am Friedhof hunderte, über fünf Meter hohe Module aufgestellt werden sollen, ist ein Skandal“, sagt Wimmer. „Unser schönes Übersee wird zugepflastert, nur weil Investoren hohe Renditen erzielen wollen“, heißt es auch in einem Infoblatt der BI.

Bericht und Foto:  Christiane Giesen Der Sprecher der BI, Wolfgang Wimmer, in seinem Büro vor einer Visualisierung des Geländes mit der geplanten Agri PV Anlage an der Bahnlinie, 340 Meter vom Ortskern entfernt, hier nur mit einer Reihe von Büschen ringsum, die NEA plant jedoch drei Reihen.  

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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