Von nah und fern kamen große und kleine Besucher zur großen Abschlussveranstaltung der Chiemgauer Kulturtage im Festsaal Siegsdorf, die sich zwei Jahre lang unter vielen Aspekten mit dem Thema „Salzreich“ beschäftigt hatten. Passend zur Jahreszeit widmete sich das wunderschöne volksmusikalische Adventskonzert dem Thema „Wer klopfet an?“ Unter der Konzeption und Leitung des Abends von Patrick Pföß erlebte das Publikum nicht nur zu Herzen gehende Musik, sondern sehr viel Interessantes über die Historie des Klöpfler, Anklöpfler oder Klezen-Gehen Brauches in unserer Region und im Alpenvorland. Kenntnisreich anhand vieler Beispiele aus der Forschung ging Sprecher Bernhard Kübler den heidnischen Ursprüngen des Klöpfler Brauches nach, dessen Ursprünge im Voralpenland liegen, man aber nicht mehr genau die Region nachvollziehen kann. Sicher ist, dass der Brauch, eng mit der Salzkultur zu tun hatte, weil er sich an allen Salzhandelsknotenpunkten wie Bad Reichenhall, Hallein, Traunstein, Laufen, Grassau etc. finden lässt – oft auch an Flussläufen wie der Alz oder Salzach, auf denen das „weiße Gold“ transportiert wurde.
Abwechslungsreich und musikalisch sehr schön sangen und spielten der Projektchor unter Leitung von Patrick Pföß, sowie einzelne Ensembles und Instrumentalgruppen der Adlgasser Sing- und Musikschule. Glockenhell, perfekt einstudiert und absolut harmonisch aufeinander abgestimmt sang der Chor a capella und vielstimmig. Herzerwärmend war dazwischen immer wieder der Auftritt der drei jungen Klöpfler mit Hüten, Stöcken und Umhängen angetan, die mit klaren Stimmen sangen oder Wichtiges ankündigten.
Viel Unheimliches gab es bei den Sagen und Vorstellungen aus früheren Jahrhunderten, die sich um die so genannten Rauhnächte, (wo viele Bauern die Viehställe ausräucherten) rankten, in denen „die Geister Ausgang haben“, wie es Bernhard Kübler erzählte. Da waren vor allem die berühmte Andreasnacht am 30. November, die Thomasnacht am 21. Dezember und besonders die Heilige Nacht, in der um Mitternacht die Tiere angeblich zu sprechen beginnen und auch die Zukunft voraussagen können. Die Tiere zu belauschen aber galt als sehr gefährlich, würde den Lauscher zur Strafe dann sicher schnell der Tod ereilen…
„Letzte Nacht“ von Patrick Pföß
All das brachte Patrick Pföß bei der Uraufführung seines neu komponierten Stückes „Letzte Nacht“ atmosphärisch wunderbar zum Ausdruck – ein Höhepunkt der Veranstaltung. Die Zuhörer lauschten gebannt, den ungewohnten Klängen – ganz anders als zuvor die volksmusikalischen – produziert von einem kleinen Orchester: die Sängerin und Schauspielerin Christine Mittermair mit volltönender Altstimme, Johanna Hartmann auf der Bassflöte, Tamás Ferge mit der Bassklarinette, Marinus Weidinger, Akkordeon, Anno Kesting, Perkussion, Constanze Germann-Bauer, Violine und Claus Freudenstein auf dem Kontrabass. Alle konnten offenbar die furchtsame Erwartung spüren, was wohl in einer der Rauhnächte geschehen könnte, die vage Hoffnung, aber auch den Schrecken und die Angst vor den Geistern, die wohl die Macht zur ewigen Verdammnis hatten.
Danach ging es wieder mit den verheißungsvollen, fröhlichen volksmusikalischen Klängen weiter, die den christlichen Glauben wiederspiegeln. Es spielten und sangen verschiedene Ensembles um Markus Gromes (Ziach und Gitarre) mit Harfe, Violine und Ziach, dass es eine Freude war zuzuhören. Natürlich erwartete alle Mitwirkenden nicht enden wollender Applaus und stehende Ovationen für die gelungene Einstimmung auf die Weihnachtszeit.
Fotos & Text: Christiane Giesen