Eine Woche nach der Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER gingen am Flughafen Tegel „Otto Lilienthal“ die Lichter aus. Es war ein historisches Ereignis. Begleitet von tausenden Berlinerinnen und Berlinern startete am Sonntagnachmittag von Tegel aus zum letzten Mal ein Flugzeug. So wie es vor 60 Jahren eine Air France Maschine war, die als erstes ziviles Flugzeug in Tegel gelandet war, so war es auch eine Air France Maschine, die als letzte vom Flughafen Tegel Richtung Paris abhob. Nach einer Ehrenrunde um das Flughafengebäude wurde der Air-France-Airbus AF1235 mit einer traditionellen Wassertaufe von der Flughafenfeuerwehr verabschiedet. Bereits am Tag davor wurde der Linienflugverkehr in Tegel eingestellt, nachdem die letzten Umzugsaktionen nach dem BER abgeschlossen waren. Für den Notfall bleibt der Flughafen jedoch noch bis zum 04. Mai 2021 betriebsbereit.
Der Flughafen Tegel hat eine bewegte Geschichte. Während der sowjetischen Blockade wurde er 1948 in nur 90 Tagen als französischer Militärflughafen gebaut. Zusammen mit dem Flughafen Tempelhof war er zur Zeit des kalten Krieges sozusagen das „Tor zur freien Welt“. Die zivile Nutzung begann vor 60 Jahren. Wegen der längeren Start- und Landebahn gegenüber Tempelhof entwickelte sich Tegel zum wichtigsten Flughafen Berlins. So entstand dann auch in den 70er Jahren ein Flughafen, mit einer, bis dato, einzigartigen Architektur. Die „kurzen Wege“ waren das besondere Merkmal des Flughafens. Durch den steigenden Flugverkehr nach dem „Fall der Mauer“ stieß Tegel TXL jedoch bald an seine Kapazitätsgrenzen. Zudem genügte er nicht mehr den internationalen Standards. Dies war ausschlaggebend für den Bau des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg BER, der vor einer Woche in Betrieb genommen wurde.
Mit Wehmut nahmen nun die Berliner und Flughafenmitarbeiter Abschied von ihrem City-Airport. In einem symbolischen Akt übergab der Flughafenchef Prof. Dr.-Ing. Engelbert den „Flughafen-Schlüssel“ an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller. Berlin bekam somit wieder ein Stück Stadt zurück, worauf ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien „The Urban Tech Republic“ entstehen soll. Es ist ein Quartier geplant, mit Industrie, Gewerbe, Wissenschaft, Freizeitmöglichkeiten und Wohnungen. Im Focus steht dabei die Entwicklung von Lösungskonzepten für „die Stadt von morgen“. „Flughafen zieht aus, Berlin zieht ein“ heißt es vielversprechend auf einem Plakat der „Urban Tech Republic – Berlin TXL“.
Nach einem letzten Funkspruch vom Tower „bye bye Tegel, Danke TXL“ knipste dann am Abend die Terminal-Managerin Katy Krüger die Lichter des legendären Flughafens der Nachkriegsgeschichte aus.
Bericht und Bilder: Helmut Amberger, 1. Vorsitzender vom Verein der Bayern in Berlin und freier Mitarbeiter der Samerberger Nachrichten