Kultur

Abo-Konzert der Reichenhaller Philharmoniker

Um es vorwegzunehmen: Wer das Glück hatte, das vierte Abokonzert mit dem Titel „Deep.Summer“ zu erleben, der fühlte sich reich beschenkt und beglückt. Der Theatersaal im Kurgastzentrum bebte mit dem Applaus, der Freude und der Begeisterung der zahlreichen Besucherinnen und Besucher. Alle Möglichkeiten, mit Geräuschen sein Lob zum Ausdruck zu bringen, vermischten sich zu einem Aufwallen von bewunderndem Staunen. Dies galt den Philharmonikern unter ihrem Gastdirigenten Florian Csizmadia nach Ludwig van Beethovens achter Sinfonie ebenso, wie vor allem dem jungen – man darf jetzt getrost sagen „Stargeiger“ – Tassilo Probst, der ablieferte, was die Werbung versprochen hat. Sein Konterfei hing im gesamten Landkreis, und man war gespannt, ob er dem Genüge leisten würde. Seine bisherigen Konzertaktivitäten und Auszeichnungen ließen zwar kaum daran zweifeln. Doch auf der Bühne heißt es „funktionieren“. Und das tat er – mehr als das. Er brillierte, glänzte, spielte wie ein junger Gott, ja, wie  man sich Nicolò Paganini selbst vorstellt. Dessen erstes Violinkonzert ließ er gemeinsam mit den Bad Reichenhaller Philharmonikern erstrahlen. Wie die Ouvertüre zu einer Opera buffa geriet die Orchestereinleitung der Philharmoniker, die mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern zeigten, wie viel Spaß sie am Musizieren hatten. Die Arien in dieser „Komischen Oper“ sang Tassilo Probst auf seiner Violine von Giovanni Grancino aus Mailand, 1690. Man hörte geradezu das Lachen und Sehnen der Liebenden bei einer stupenden Technik – Probst zeigte in diesem Violinkonzert alles, was auf der Geige möglich ist und dies mit Präzision und Musikalität. Flageolett-Doppelgriffe in rasantem Abwärtsgang und höchste Töne mit einer absoluten Treffsicherheit – nach dem ersten Satz ging es nicht anders: „Da muss man einfach klatschen“, sagte ein Besucher und schloss sich dem Zwischenapplaus an. Tassilo Probst zeigte, was er kann: Mit zwei nicht weniger virtuosen Zugaben – „Il Carnevale di Venezia“, ebenfalls von Nicolò Paganini und Fritz Kreislers „Recitativo und Scherzo Caprice“ – sorgte er ein weiteres Mal für höchste Verblüffung.

Im Einführungsvortrag sagte der Dirigent auf die Frage von Rainer Lepuschitz, wie er das Spiel von Tassilo Probst erlebe, dass er ihn sofort für die Konzertsaison 25/26 mit seinem Orchester in Stralsund eingeladen habe. In den Einführungsvorträgen wird der Blick der Besucher immer auf die Hintergründe der Musik gelenkt, sodass dann nicht nur der Höreindruck erfreut, sondern auch das Verständnis für die Komposition und ihre Intention geweckt wird. Florian Csizmadia erklärte auch in seiner Anmoderation viel Wissenswertes zu den Werken, zum Beispiel zum opernhaften Charakter des Violinkonzerts von Paganini, einen Vergleich, den er auch auf die 8. Sinfonie von Ludwig van Beethoven anwendete. Auch hier finden sich komische Elemente einer Opera buffa. Mit einem, ungewöhnlich im Piano endenden ersten Satz, mit einem, weder langsamen, noch lyrischen zweiten Satz, in dem sich der Komponist mit einem marschähnlichen Ostinato und pulsierendem Rhythmus der Holzbläser über die „Rhythmus-Bezogenheit“ lustig macht, möchte Beethoven ebenso irritieren, wie mit dem „nicht tanzbaren“ Menuett im dritten Satz mit einer ironisch-volksmusikalischen Einlage und den unvermittelten Fermaten im vierten Satz. „Beethoven hat mit diesem humorvollen Unterton den Zuhörern die Zunge ‘rausgestreckt“, war sich der Dirigent sicher und brachte dem Publikum im Theatersaal die achte Sinfonie voller Sommerfreude auf eine Weise nahe, die nachhaltig in Erinnerung bleiben wird – mit sehr engagiert-präzise spielenden und mit voller Konzentration agierenden Philharmonikern.

Deep.Summer“ – Hochsommer – war das Motto des Abends und der namengebende Titel des einleitenden Werks der amerikanische Komponistin Libby Larsen (*1950), die mit ihrer Tondichtung programmatisch die Ebenen Nordamerikas musikalisch abbildet. Zwei bemerkenswerte Trompetensoli sollen den, in der Weite des Kosmos verlorenen Menschen symbolisierten.

Die Philharmoniker vermittelten an diesem Abend mit allen drei Werken ein musikalisch besonderes „Summer Feeling“ – auf amerikanische, italienische und österreichische Weise.

Bericht und Bilder: Brigitte Janoschka

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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