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Abifeier am Gymnasium Marquartstein

72 Abiturienten des Gymnasiums Landschulheim Marquartstein, davon ein Viertel Internatsschüler, erhielten ihre Abiturzeugnisse bei einer langen, aber ausgelassenen Feier in bester Stimmung im Festsaal der Schule.

Die Bestnote 1,0 erzielten bei den Prüfungen zwei junge Damen, nämlich Naomi von Schroeders aus Traunstein und Josefa Wendlinger aus Grassau. Acht weitere Absolventen hatten ebenfalls einen sehr guten Notendurchschnitt: von 1,2 Amelie Fernsebner, Unterwössen, und Carmen Faust, München, einen Schnitt von 1,3 erzielten Serafina Hammerschmid aus Marquartstein, Martin Pletschacher, Bergen, und Lena Strehhuber, Grassau, außerdem 1,4 Leonie Endres, Grassau, und Amina Hodzic, Marquartstein, sowie 1,5 Justus Ruby, aus Haar bei München.

Die Reihe der Gruß- und Gratulationsreden eröffnete nach der Begrüßung durch die stellvertretende Schulleiterin Katharina Brachmann Uli Belwe vom Bund der Altmarquartsteiner (BAM). Im Namen des erst im letzten Jahr neu gewählten ersten BAM-Vorsitzenden Georg Nusser gratulierte Belwe, der hier vor 46 Jahren sein Abizeugnis erhalten hatte, den scheidenden Abiturienten und gab ihnen drei Dinge mit auf den Weg: „Achtet auf euch selbst und die anderen“, „geht hinaus in die Welt“ und „helft mit, unsere Demokratie zu bewahren“. Vom BAM, der nicht nur alle fünf Jahre große Ehemaligentreffen organisiert, sondern die Schule vielfältig bei Anschaffungen, Fahrten oder Schüleraustausch unterstützt, wurden die Autoren der zehn besten Seminararbeiten mit einem kleinen Geldgeschenk ausgezeichnet, nämlich im Fach Geographie Benedikt Dufter (Deutsche Moore im Klimawandel), Fabian Eysenbach (Weinbau im Klimawandel), Justus Ruby (Klimawandel und Gesundheit), Andrea Schumacher (Der glazialmorphologische Formenschatz der Alpen und des Alpenvorlands) und Elena Schwemmer (Alpentourismus im Klimawandel). Im Fach Biologie wurde Leonie Endres (Honig und seine medizinische Wirkung) und Leni Praschberger (Wildbienen im Achental), in Geschichte Naomi von Schroeders (Welche Rolle spielte das Klima für den Ausbruch der Französischen Revolution 1789?), in Deutsch Serafina Hammerschmid (Einfluss von Massenunterhaltung auf das menschliche Verhalten anhand des CSI-Effekts) und in Mathematik Oskar Promeuschel (41. BWINF Runde 2).

Gefördert und gefordert worden    

Ein weiteres Grußwort sprach  die Vorsitzende des Elternbeirats, Eva Mühlbacher mit einem Rückblick auf die vergangenen zwölf (manchmal mehr) Jahre der Schulzeit. Auch mit vielen außerschulischen Veranstaltungen wie Theater, Musik- und Kunstaktionen seien die Schüler in vieler Hinsicht gefördert und gefordert worden, und jeder habe zeigen können, was in ihm steckt. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen hänge der Schulerfolg im Wesentlichen von der Persönlichkeit des Lehrers ab. Hier sei die Schule gut aufgestellt. Auch wegen ihres Berufs als Sozialpädagogin in der Suchtberatung hätte ihr das Motto der diesjährigen Abituria „Abiholiker – so viel Punkte wie Promille“ Sorgen bereiten können, aber sie sei sicher, die scheidenden jungen Leute hätten genügend in ihrer schulischen Ausbildung und in familiären Beziehungen, um das richtige Maß zu finden

Eine sehr humorvolle Ansprache mit vielen ironischen Anmerkungen, teils nur für die Betroffenen verständlichen Anspielungen gespickt, hielt Schülersprecher Tim Rechel, der sich mit der übrigen Gruppe der Schülermitverantwortung oft für Mitbestimmung der Schüler und Verbesserungen eingesetzt hatte, unter anderem einen Kaffeeautomat im Aufenthaltsraum der Oberstufe. In der Rückschau sei die Zeit wie im Flug vergangen und sie habe alle sehr geprägt, besonders auch außerschulische Veranstaltungen, Ausflüge und Fahrten zuletzt nach Berlin und Italien. Er schloss mit großem Dank an Schulleitung, Lehrer, Schul- und Heimmitarbeiter, aber auch an Eltern, Großeltern, Familie und Freunde.

Völlerei und das richtige Maß

Internatsleiter Jürgen Bader verabschiedete 22 Internatsschüler, einen „sehr speziellen Jahrgang“, der letzte G 8 – Jahrgang, der stark von den Corona-Beschränkungen betroffen war. Als ehemaliger Klosterschüler habe er sich vorgenommen die Verabschiedung der Internatsschüler immer unter das Motto einer der Todsünden im Moralkodex der katholischen Kirche zu stellen, also dessen wie man sich als wahrer Mensch zu verhalten habe. Im letzten Jahr habe er sich mit Lüge und Wahrheit auseinander gesetzt, heuer mit „Völlerei“. In seiner frei gehaltenen Rede legte er diese Todsünde nach verschiedenen philosophischen Interpretationen von Platon über Kant und Jesus aus. Letztlich solle es Ziel des Menschen sein, sich human zu verhalten und – bezogen auf Völlerei und als Ratschlag für die Scheidenden – das rechte Maß zu finden.

Großartige musikalische Leistungen

Dass das musikalische Leben am Gymnasium Marquartstein eine große Rolle spielt und mehrere Abiturienten parallel zur Schule zusätzlich eine großartige Ausbildung an der Musikschule Grassau erhielten (Veronika Treiber, Klavier, Anton Kluger, Bassposaune) bewiesen beim Festakt die musikalischen Einlagen der Easy Brass Grassau mit Musikschulleiter Wolfgang Diem und den Musiklehrern Michael Hiemke und Johanna Hüttenhofer.

Vor der Überreichung der Abiturzeugnisse durch Oberstudiendirektor Christian Czempinski, die stellvertretende Schulleiterin Katharina Brachmann, die Oberstufenbetreuer Peter Straßer, Helmut Liebl und Heimleiter Jürgen Bader hielt Schulleiter Christian Czempinski seine Festrede an die scheidenden Abiturienten und Gäste.

Ausgehend von eine Getränke – Preisliste „1 Glühwein (4Euro plus Pfand) 5 Euro spielte der Schulleiter verschiedene philosophische  Auslegungen durch, im „K-Jahr“ natürlich bezogen auch auf Kafka und Kant. „Dem feierlichen Anlass geschuldet – zum einzigen und letzten Mal“ stelle er (mit durchgehend ironischem Unteron) fest „Wir haben euch verkannt. Ihr seid  keine Bildungszombies, sondern in den letzten Jahren zu vernünftigen und gebildeten Menschen herangereift, die – wie wir Erwachsene – stets und grundsätzlich emanzipiert, mündig und verantwortungsbewusst, exekutiv strategisch und kognitiv kontolliert handeln.“ In vollem Ernst und mit großer Wehmut in der Stimme sagte Czempinski, er freue sich für die Scheidenden und sei stolz auf sie. „Ihr werdet mir fehlen!“ Die Schüler waren seine erste Klasse die er am Landschulheim unterrichten durfte und nun seien sie der letzte Jahrgang, den er wehmütig entlassen müsse. Hintergrund, der vielen Anwesenden vorher nicht bekannt war: Der Schulleiter wird Ende des Schuljahrs die Schule verlassen und an eine seinem Wohnort näher liegende Schule wechseln (wir berichten gesondert). Wir versichern euch, dass ihr eine wesentliche Entwicklungs- und Leistungsstufe erreicht habt und nun alleine getrost weitere Schritte gehen und Verantwortung übernehmen könnt. Vor allem wünschte er den Scheidenden Mut, „nicht Hochmut und Übermut, nicht Kleinmut oder Schwermut, vielmehr Demut und Anmut, Großmut, Edelmut und ja auch Wagemut. Sapere audete!“, wagt zu wissen, um wieder mit Kant zu enden, so Czempinski. Dann folgte die feierliche Lossprechung von der Verpflichtung, eine Schule zu besuchen: “Ego vos absolvo.“

Bei der Zeugnisverleihung wurden auch zahlreiche ehemalige Schüler geehrt. Sie hatten zum Beispiel als Mediatoren, Tutoren oder Schulsanitäter ehrenamtlich gearbeitet. Krönender Abschluss war die Bayernhymne und der Auszug der Scheidenden unter Applaus und instrumentaler Begleitung von Easy Brass Grassau. Bei sommerlicher Hitze fogte der Sektempfang, den das Küchenteam der Schule perfekt vorbereitet hatte. Am nächsten Abend fand in der Festhalle in Aschau der traditionelle Schulabschlussball mit den scheidenden Schülern, Eltern und Vertretern der Schule statt.

Bericht und Bilder: Christiane Giesen


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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