In diesem Jahr widmet sich das Freilichtmuseum Glentleiten in seiner Sonderausstellung einem wahren Epochenumbruch. Unter dem Titel Eine Neue Zeit – Die „Goldenen Zwanziger“ in Oberbayern zeigt sie vom 5. Mai bis 1. Dezember 2019, was die Menschen auf dem Land in den 1920er Jahren bewegte. Nicht nur Bubikopf und Charleston prägten die Zeit zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Aufstieg des Nationalsozialismus, sondern auch Inflation, politische Unsicherheit und Lebensmittelknappheit.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs brach eine Zeit der großen Umbrüche an. In Bayern wurde im November 1918 der letzte König abgesetzt und der „Freistaat“ proklamiert. Die Folgen des Kriegs wirkten sich bis weit in die 1920er Jahre hinein auf die Bevölkerung aus. Erst ab Mitte des Jahrzehnts begann eine von wirtschaftlichem Aufschwung und einer kulturellen Blüte geprägte Phase der Stabilität. Der Begriff der „Goldenen Zwanziger“ wurde zu einem Synonym für diese Zeit. Der Optimismus jener Jahre endete jedoch abrupt mit der im Oktober 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise.
Zahlreiche historische Exponate und Abbildungen sowie Film- und Tondokumente spüren dem Alltag der ländlichen Bevölkerung Oberbayerns in der Weimarer Republik nach und spannen dabei einen Bogen vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Aufstieg des Nationalsozialismus – die Folgen des Kriegs auf die Gesellschaft werden dabei ebenso beleuchtet wie die veränderte Rolle und Rechte der Frauen, neu aufkommende Freizeitaktivitäten und technische Entwicklungen in Haushalt, Verkehr und Landwirtschaft.
Ein Rahmenprogramm begleitet die Sonderschau:
In einem Schablonierkurs (Sa, 18.5., 10.00-13.00 Uhr) können die Besucher mit Hilfe von historischen Vorlagen u.a. aus den 1920er Jahren die Stupftechnik zum Verzieren von Wänden und Textilien erlernen. Charleston und Couplets werden an Christi Himmelfahrt (Do, 30.5., 11.00-16.00 Uhr) von Titus Waldenfels, Silvia-Maria Jung, Uli Wunner und Johannes Wunner gespielt und laden zum Tanzen ein. Der Aufbruchsstimmung jener Zeit widmet sich Dr. Elisabeth Tworek, Leiterin der Kulturabteilung im Bezirk Oberbayern, in einer Lesung aus ihrem jüngsten Buch „Sehnsucht Oberbayern“ (Di, 4.6., 19.00 Uhr). Der Tag des offenen Denkmals (So, 8.9., 14.00 Uhr) steht unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“. Aus diesem Anlass bietet das Museum eine Führung durch die 1928 errichtete Zollingerhalle sowie durch die Sonderausstellung. „Sag beim Abschied leise Servus“, ein Vortrag mit Grammophon-Konzert des Musikers und Sammlers Walter Erpf, bildet den Abschluss des Rahmenprogramms (Sa, 12.10., ab 16.00 Uhr). Es werden Schlager und musikalische Highlights der 1920er und 1930er Jahre präsentiert und über das Schicksal der Musiker und Komponisten berichtet.
Bericht und Fotos: Bezirk Oberbayern, Archiv FLM Glentleiten