Kultur

Volksmusikakademie eröffnet

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Damit die Bayerische Volksmusik auch bayerisch bleibt, in der Gegenwart nicht aus der Mode kommt und in der Zukunft die Traditionen der Heimat zeitgenössisch aufrecht erhält, zur richtigen Zeit auf die Pauke haut und immer, wenn die Musikanten Lust aufs Spielen, auf Training oder Fortbildung haben, mit 13 Seminarräumen aufwartet, mit einem gigantischen Gewölbesaal für Tagen, Essen, Feiern, Tanzen, dazu gibt es einen Betten-Trakt mit 42 Übernachtungsmöglichkeiten.

Das alles präsentiert die Volksmusikakademie (VA) in und für Bayern, die kurz vor Ostern mit ihrem ersten Seminar gleich über 120 Musikbegeisterte aus allen Bezirken des Bayernlandes in den Bayerischen Wald gelockt hat. Die Stimmung bei „Alter Trott. Neue Wege?“ war bombig, und die Kombination zwischen Volksmusik, Tanzen und Jodeln sowie politischer Begegnungen der Hit.

Das ist in Deutschland bisher einzigartig. Mit der neuen Volksmusikakademie in Bayern (Verantwortlich ist der Bayerische Landesverein für Heimatpflege, Abteilung Volksmusik mit Sitz im Uni-Viertel München) haben Sänger und Musikanten Jodler und Tänzer ihr eigenes Bildungshaus, „das ist eine Deutschlandpremiere“, freut sich auch Heimatminister Albert Füracker, der einen fröhlichen Abend in Freyung eröffnete und natürlich gleich betonte, wenn die Blaskapelle Josef Menzl dabei ist und aufspielt, sei ja wohl etwas Besonderes im Gange.

Zur Diskussionsrunde am ersten großen öffentlichen Abend saßen alle auf dem Podium, die  für die neue Bildungseinrichtung mit verantwortlich sind: Der Hausherr, Bürgermeister von Freyung, Dr. Olaf Heinrich zugleich Bezirkstagspräsident von Niederbayern, Roland Pongratz, musikalischer Leiter der VA, Initiator vom drumherum Volksmusikspektakel in Regen und bei den Äff-tam-tam Musikanten, Dr. Elmar Walter, Leiter der Abteilung Volksmusik beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, Peter Margreiter aus Tirol, Heimatminister Albert Füracker, Musikethnologin Steffi Zachmeier aus Nürnberg, für Moderation ist Ernest Lang vom Bayerischen Rundfunkt am Mikrofon gewesen, der die Kernfrage, inwieweit die Volksmusik „angestaubt“ ist, zu debattieren hatte.

AKUSTIK WIE IM MOZARTEUM
Lässt sich diese Vielfalt unter einem Dach vereinen? Ja, sagen die Initiatoren der „Volksmusikakademie in Bayern“, das  Seminarhaus, im Zentrum der niederbayerischen Kreisstadt Freyung gelegen, ist genauso konzipiert, dass jeder Volksmusikant, -sänger und -tänzer das vorfindet, was er braucht: schallisolierte Probenräume, einen Konzertsaal mit einer Akustik wie im Salzburger Mozarteum, ein modernes Tonstudio, viel Platz zum gemeinsamen Tanzen, Singen, Musizieren und geselligen Beisammensein. In der Schweiz gibt es das Haus der Volksmusik in Altdorf, in Österreich die Volksmusikakademie im Lesachtal. „Jetzt hat erstmals auch Deutschland eine Volksmusikakademie!“ freuten sich die 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus den sieben bayerischen Regierungsbezirken angereist sind. Von den aktiven Musikern, über die Heimatpflege, bis zu politischen Entscheidungsträgern, Veranstaltern von großen Events, Forscher, Sammler von historischen Liedern, Tänzen, Musiken. Alle hatten drei Tage viel zu reden, langweilig ist es keinem geworden, zumal die Gastronomie in Freyung aufhatte, „bis kein Gast mehr da war.“

DREI JAHRE BAUZEIT
Ab 2016 ist der historische Langstadl im Herzen der Kreisstadt in die VA umgebaut worden. Anstelle von Rössern und Fässern können sich jetzt auf einer Grundstücksfläche von rund 7.000 Quadratmetern Volksmusiker mit Instrumental- und Tanzgruppen, Chören oder Orchestern treffen. Das schalloptimierte Gebäude mit 13 Räumen ist in allen Punkten auf die Anforderungen von Volksmusikanten, Sängern und Tänzern zugeschnitten. Neben dem Langstadl mit den Probenräumen ist ein barrierefreies Bettenhaus für die Gäste der Akademie entstanden.

Zu den optimalen Probenräumen mit ausgezeichneten akustischen Bedingungen erfüllt die Volksmusikakademie für Musiker, Sänger oder Tänzer perfekte Voraussetzungen, dies gilt auch für Referenten, Wissenschaftler und Seminar-Teilnehmer, denen die Gemeinde Freyung und der Bayerwald-Tourismus ein erholsames, lebendiges Unterhaltungs- und Begleitprogramm bieten. Von der Brauereibesichtigung über den Auftritt im musikantenfreundlichen Wirtshaus, über Natur- und Landschaftserlebnisse – jede Gruppe bekommt das gewünschte Angebot individuell zusammengestellt. Somit wird neben dem Musizieren auch die traumhafte Region des Bayerischen Waldes erlebbar.

Verantwortlich für schnelle Entscheidungen, die relativ kurze Bauzeit für ein derartig umfangreiches Projekt ist Freyungs Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich (40), ein Heimat- und Lokalpolitiker wie aus dem Bilderbuch: „Mein ganzes Leben habe ich im Freistaat Bayern gelebt“, erzählt er. Seit 1989, dem Jahr als mein Vater Forstamtsleiter in Neureichenau wurde, sind der Landkreis Freyung-Grafenau und der Bayerische Wald meine Heimat. Die schon von Adalbert Stifter so stimmungsvoll beschriebenen sanften Hügel der Region, das ganz besondere Licht der „blauen Stunde“ sind für mich sinnbildlich für die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft in der wir leben dürfen. Zupackende, heimatverbundene, traditionsbewusste Menschen machen unsere Region zu etwas Besonderem. Meine Vision ist, dass unsere Kinder eines Tages aus voller Überzeugung sagen können: die politischen Entscheidungen wurden wahrhaftig und in langfristiger Verantwortung getroffen“, das sagt er, der im Alter von 24 Jahren in den Bezirkstag von Niederbayern gewählt wurde und seit 2013 dessen Bezirkstagspräsident ist. Bürgermeister von Freyung ist er mit 29 Jahren geworden und ist es jetzt in der zweiten Legislaturperiode.
Text Beate Bentele | Fotos Beate Bentele und Manuela Lang, Bezirk Niederbayern

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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