Der gelebte Glaube und das Wirken der Kirche können nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx auch in modernen pluralistischen und segmentierten Gesellschaften Einheit und Verbundenheit stiften. „Was in Kirchengebäuden geschieht, was sie bezeichnen, das soll für alle da sein. Kirche ist dazu da, dass alle Menschen spüren: Ich bin geliebt, angenommen“, sagte Marx in der Chrisammesse am Mittwochabend, 17. April, im Münchner Liebfrauendom. Dies gelte auch für Menschen, die nicht gläubig seien oder der Kirche angehörten. Aufgabe der Kirche sei es, zu heilen, zu stärken, zu weihen.
Marx verwies auf aktuelle Diskussionen in Frankreich, wonach die heutige Gesellschaft einem Archipel gleiche: „Eine Ansammlung von Inseln, auf denen Menschen mit unterschiedlichen Interessen leben, zwischen denen aber durch den allmählichen Rückgang des christlichen Glaubens ein Zusammenhang kaum mehr erkennbar ist.“
Mit Blick auf die in dieser Woche durch einen Brand teilweise zerstörte Pariser Kathedrale Notre-Dame gab der Erzbischof von München und Freising zu bedenken, dass man zwar für Millionen von Euro Kirchen wieder aufbauen könne. „Aber wird der Geist des Zusammenwirkens, des Zusammenseins wieder aufgebaut? Auch die Kirche kann den Glauben nicht einfach herstellen. Wir können viel dafür tun, Zeugnis ablegen, uns in Familien oder in Pfarrgemeinden und Räten engagieren. Dass aber jemand sagt, ich glaube, dass Gott lebt, dass Jesus auferstanden ist – diese Kraftquelle können wir uns nur durch Gott erschließen lassen.“ (kel)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat München
Foto: Hötzelsperger – Bildnis in der Wallfahrtskirche von Tuntenhausen