Bayerische Milchviehbetriebe mit Anbindehaltung sind in Sorge, dass ihre Milch in naher Zukunft mit Preisabschlägen versehen oder gar nicht mehr abgeholt wird. Grund dafür sind aktuelle Aktivitäten einzelner Marktpartner, zum Beispiel Pläne zu nach Haltungsform differenzierten Milchpreisen oder derzeit kursierende Fragebögen, aus welcher Haltungsform die gelieferte Milch stamme. Während die Politik die Gefahren einer Befristung der Anbindehaltung erkannt und von einem Verbot Abstand genommen hat, treiben damit einzelne Lebensmitteleinzelhändler und Molkereien die Diskussion weiter an und erhöhen stetig den Druck auf die Milcherzeuger. Sie stellen immer höhere Anforderungen und diktieren so Rahmenbedingungen, die einen Großteil der Betriebe mit ganzjähriger Anbindehaltung vor grundlegende existentielle Herausforderungen stellt. „Diese Aktivitäten lehnen wir entschieden ab. Milch aus Anbindehaltung ist gleich viel wert und darf nicht diskriminiert werden“, sagt Bauernpräsident Walter Heidl.
Die Kreisobmänner des Bayerischen Bauernverbandes befürchten einen massiven Strukturbruch in der bayerischen Milchviehhaltung, weil damit kleinere und mittlere Betriebe vor das Aus gestellt würden. Die Verbandsvertreter stellen sich hinter die betroffenen Betriebe und fordern die Marktpartner eindringlich auf, ihre Aktivitäten zu unterlassen.
„Wir bekräftigen die Ablehnung einer einseitigen Befristung der Anbindehaltung durch die Marktpartner und fordern unabhängig vom Haltungssystem gleichwertige Behandlung und Akzeptanz des Qualitätsprodukts Rohmilch“, so Heidl. Bauernverbände und Politik aus Bayern und Baden-Württemberg hatten sich bereits im Januar 2018 in einer gemeinsamen Erklärung zur Anbindehaltung in Süddeutschland eindeutig positioniert.
In Bayern halten rund die Hälfte der mehr als 30.000 Milchviehbetriebe ihre Tiere in Anbindehaltung und wären durch die Marktaktivitäten gefährdet. Damit ist der wichtige Beitrag der klein- und mittelständischen Familienbetriebe bei dem Erhalt und der Pflege von kleinteiligen Grünlandflächen, Hanglagen und andere ökologisch wertvollen Grenzstandorten bedroht. Ebenso kann deren Bedeutung für den Klima- und Bodenschutz sowie für den Erhalt der Artenvielfalt nicht vollständig kompensiert werden, da die Bewirtschaftung vieler kleiner Flächen aufgegeben werden würde. Dies wäre ein großer Verlust, dessen Tragweite kaum abzuschätzen ist.
Statt einseitiger Befristungen oder anderer Diskriminierungen fordern die Kreisobmänner und stellvertretenden Kreisobmänner deshalb die Marktpartner der Milchviehbetriebe auf, die Betriebe bei ihrer Weiterentwicklung weg von der ganzjährigen Anbindehaltung mit aller Kraft zu unterstützen, damit die Strukturen in der Milchviehhaltung bestmöglich erhalten bleiben. Diese Weiterentwicklung kann über die verstärkte Umstellung auf Laufställe, aber auch über die Kombination aus Anbindeställen mit Bewegungsmöglichkeiten, erfolgen. Verbesserungen im Sinne des Tierwohls bei der Entwicklung weg von der ganzjährigen Anbindehaltung sind auch Laufbuchten für Trockensteher oder Abkalbebereiche.
Text und Foto: Bayerischer Bauernverband