„Könnte ich der Welt den Frieden der Berge geben“ – diesen Satz suchte sich der Austrags- und Almbauer Franz Steindlmüller aus Bernau für sein Sterbebild aus. Wie Pfarrer i.R. Andreas Münck bei der Trauerfeier in der voll besetzten Kirche St. Laurentius in Bernau zu diesem ausgewählten Spruch sagte, passe dieser voll und ganz zum Charakter und Wirken von Franz Steindlmüller. Dem „Maurer-Franz“ von Kraimoos waren Familie, Glaube, Landwirtschaft und Almwirtschaft ein Herzensanliegen.
„Treue zu dem ihm Anvertrauten, zu sich selbst und zu seinen Überzeugungen waren bei Franz Steindlmüller stark ausgeprägt, er war ein starker Mann, der eine gehörige Last im Leben zum Tragen hatte und der weit über den Chiemgau hinaus gemocht wurde“, so Pfarrer Münck, der dem im Alter von 82 Jahren Verstorbenen noch dafür dankte, dass er sechs Lehrlinge ausbildete und dass er sich von 1988 bis 2000 als Kirchenpfleger verdient gemacht hatte. Schwere Schicksalsschläge musste Franz Steindlmüller als Ehemann und Vater hinnehmen. Seine erste Ehefrau Finni, geborene Haumaier verstarb acht Jahre durch einen Unfall, drei junge Töchter verloren ihre Mutter. 1973 ehelichte Franz Steindlmüller Elisabeth Dräxl, zwei Söhne gingen aus dieser Ehe hervor, doch im Jahr 2000 verstarb auch die zweite Ehefrau. „Der Zusammenhalt der Groß-Familie und die Freude an den Kindern, Enkeln und Urenkeln gaben neuen Mut und Kraft“, so der Geistliche.
Vom umfassenden Einsatz von Franz Steindlmüller für das Gemeinwohl berichtete in seinem Nachruf Bürgermeister Philipp Bernhofer. „Sein Leben war geprägt vom Einsatz für die Gemeinde und für die Vereine, so erhielt er bereits 1978 von der Feuerwehr Bernau das Silberne Ehrenkreuz für 25 Jahre aktiven Dienst“ erinnerte der Bürgermeister, der den früheren Bernauer Bürgermeister Wolfgang Zeitlmann noch wie folgt zitierte: „Franz Steindlmüller war ein vorausdenkender Bernauer mit Bodenhaftung, er war eine Stütze der Vernunft, ein Kämpfer mit Humor und niemals nachtragend“. Franz Steindlmüller war von 1978 bis 1987 im Gemeinderat und in dieser Zeit setzte er sich unter anderem für die Aussegnungshalle sowie vorausschauend für den Erwerb von Flächen am See und vom Bonn-Grundstück ein. Aus dem Gemeinderat musste Franz Steindlmüller ausscheiden als sein Bruder Lorenz Bürgermeister der Gemeinde Bernau wurde. Auch für den CSU-Ortsverband Bernau-Hittenkirchen war der Tod von Franz Steindlmüller ein herber Verlust. Wie Ortsvorsitzender Gerhard Jell sagte, war Steindlmüller seit 1966 ein aktiver Teil der CSU, unter anderem im Arbeitskreis des Kreisverbandes für Landwirtschaft. „Er hat durch seine guten Kontakte viel erreicht, er war stets deutlich und höflich und so bleibt er uns als großes Vorbild in Erinnerung“, so Gerhard Jell. „Ein Trachtlerherz hat aufgehört zu schlagen“ – mit diesen Worten begann Franz Praßberger junior als Vorstand des Trachtenvereins „D´ Staffestoana“ seinen Nachruf. Bereits 1956 als Neumitglied des Vereins stellte sich Steindlmüller als Fahnenbegleiter zur Verfügung, ab 1961 gehörte er neun Jahre der Vorstandschaft als Erster Kassier an, die Ernennung zum Ehrenmitglied im Jahr 1991 und die Auszeichnung 1999 durch den Chiemgau-Alpenverband mit dem Gau-Ehrenzeichen waren Folgen dessen, dass Franz Steindlmüller ein Trachtler durch und durch war. Eine besondere Leidenschaft von Franz Steindlmüller war die Almwirtschaft. Jakob Müller als Bezirksalmbauer der Bezirksalmbauernschaft Aschau dankte Steindlmüller für dessen Bezirksführung von 1984 bis 1991, die mit viel Herzblut und Arbeit verbunden war. Der Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) Georg Mair sagte in seinem Nachruf: „Unseren Verein gibt es seit 70 Jahren, die Hälfte dieser Zeit hat Franz Steindlmüller in verschiedenen Führungs-Funktionen mit Fleiß und Hartnäckigkeit mitgeprägt. Sein Einsatz zum Gemeinnutz galt unter anderem der Erschließung von Wirtschaftswegen zu den Almen von Berchtesgaden über den Chiemgau bis zum Karwendel, dabei bewies er gegenüber den Behörden und manchem Schreibtischtätern Durchhaltevermögen und Durchsetzungskraft“, so der AVO-Vorsitzende, der Franz Steindlmüller weiters als geschickten Diplomaten sowie Fürsprecher für Landwirtschaft, Tourismus und Natur bezeichnete. Für seine vielfachen Verdienste wurde Franz Steindlmüller im Jahr 2007 mit der raren Almvater-Fischbacher-Gedenkmünze in Gold ausgezeichnet sowie zum Ehrenvorsitzenden des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern ernannt. Hans Schnaiter, Vorstand der Edelweiß-Schützen von Bernau dankte dem Verstorbenen für 22 Jahre Vereinstreue und stetige Hilfsbereitschaft. Die Schützen ebenso wie Gemeinde und wie alle anderen genannten Vereine und Organisationen spendeten auf Wunsch von Franz Steindlmüller zugunsten behinderter Kinder. Ein weiterer Wunsch war, dass am offenen Grab drei Vaterunser gebetet wurden. Die Trauerfeier im Friedhof wurde von der Blaskapelle Bernau musikalisch gestaltet, am Grab senkten sich die Fahnen des Trachtenvereins und des Schützenvereins.
- Foto/s: Hötzelsperger – Eindrücke von der Trauerfeier für Franz Steindlmüller im Friedhof von Bernau
- Sterbefoto Franz Steindlmüller