Natur & Umwelt

Neue ökologische Strukturen an Alz und Traun

Veröffentlicht von Christina Rechl

Altenmarkt/Alz: Neue Perspektiven an Alz und Traun – Wasserwirtschaftsamt Traunstein gestaltet weite Bereiche in und an den Flüssen um – Eingriffe sorgen für bessere ökologische Strukturen

Altenmarkt/Alz – Bagger im Fluss, riesige Kieshaufen und abgegrabene Ufer: Unwirtlich sieht es derzeit entlang von Alz und Traun bei Altenmarkt aus. Doch der Eingriff in die Natur wird der Natur schon bald zugutekommen. Ziel ist es, die Ökologie im und am Gewässer aufzuwerten. Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein hat dafür ein Bündel an Maßnahmen geschnürt. Wenn sie bis Weihnachten umgesetzt sind, können sich beide Flüsse, ihre Ufer und die angrenzenden Auwälder ganz neu entwickeln. Die Baukosten betragen 80.000 Euro.

Alz-Traun-Spitz: Zugang zum Wasser bleibt erhalten
Im Mittelpunkt des Projekts stehen der Zusammenfluss von Alz und Traun am Alz-Traun-Spitz, die nachfolgende Alz-Kurve sowie, ein Stück flussabwärts, das Areal um das Alz-Knie. Die Auwälder sind ebenfalls in Umgestaltung miteinbezogen und sollen von ihr profitieren. Der Großteil der Arbeiten ist bereits vollendet: Am Alz-Traun-Spitz ist die markante Betontreppe ausgebaut. Der Spitz selbst hat an Höhe verloren, das Gelände wurde abgeflacht. Auf diese Weise bleibt zum einen der direkte Zugang zum Fluss möglich. Zum anderen kann die Alz den Spitz überfließen. Ein Vorteil, denn der Fluss transportiert dann das Geschiebe ab, das die Traun bei Hochwasser oft in großen Mengen mit sich führt.

Weniger Uferanbrüche und Rückgang der Verlandung
Das Absenken des Spitzes wird sich positiv auf das Geschehen in der Innenkurve der Alz auswirken: Dort hatte die Traun, die von rechts heranfließt, über die Jahre am rechten Ufer sehr viel Sand angelagert. Auf einer Länge von rund 100 Metern kam es daher zu einer deutlichen Verlandung, die Alz verlor an Breite. Zugleich drückte die Strömung zunehmend auf das linke Alz-Ufer. In der Folge brachen immer wieder Teile des Ufers unterhalb des Schwarzauer Weges ab. Mit dem Abgraben des angelandeten Sandes kann die Alz wieder an Breite gewinnen, der Druck auf das linke Ufer lässt nach. Zusätzliche Entlastung bringt eine neu angelegte Buhne in der Traun, auf Höhe der Kläranlage. Denn sie lenkt die Strömung weg vom linken, hin zum rechten Ufer der Alz-Innenkurve.

Vier Inseln bieten Wasservögeln Heimat
Einer erneuten, großflächigen Verlandung sollen schließlich auch die vier neu geschaffenen Inseln am linken Ufer der Alz-Kurve entgegenwirken. Die rund 50 Meter lange Inselgruppe schiebt das Wasser praktisch zurück Richtung rechtes Ufer. Die Traun bleibt länger in ihrem Bett. Der Sand kann sich weniger gut anlagern, er wird eher vom Wasser fortgetragen. Auf den Inseln können Wasservögel wie der Flussuferläufer Heimat finden. Eine Heimat, gut geschützt vor Fressfeinden, die in den Auwäldern leben.

Mehr Platz für die Alz, mehr Wasser für die Auwälder
Ebenfalls viel in Bewegung ist flussabwärts: Zwischen Alz-Knie und Traun-Mündung setzt das Traunsteiner Wasserwirtschaftsamt sein Maßnahmen-Paket zur Verbesserung der ökologischen Struktur in und an den beiden Flüssen fort. Unter dem Titel „Eigendynamik Alz-Knie“ haben Arbeiter die Uferverbauung samt Kiesschüttung auf einer Länge von etwa 300 Metern ausgebaut. Dabei erhalten geblieben sind zwölf wertvolle Weiden und Pappeln entlang des Ufers. Die Alz kann nun freier fließen, sich Raum nehmen – bis in den Auwald hinein. Die Fachleute schätzen, dass eine Aufweitung auf bis zu 120 Meter möglich wird, was im Fall von Hochwasser für einen breiteren Abfluss sorgt. Derzeit beträgt die Flussbreite am Alz-Knie etwa 50 Meter.

Für Fische entstehen ideale Rückzugsräume
Der ausbaggerte Kies sowie der an der Traun abgegrabene Sand sind zusammengetragen. Das Material bildet derzeit einen Hügel. Wie eine Schildkröte liegt er am Alz-Knie im Wasser – und das soll so bleiben. Denn nach und nach wird der Fluss Material mitnehmen, der Haufen sich zu einer Kiesbank umgestalten. Sie bildet, gemeinsam mit einer vorgelagerten, kleineren Insel samt einiger Wurzelstöcke, einen Strömungslenker im Wasser. Unterschiedliche Strömungsverhältnisse wiederum lassen Tümpel und Rinnen entstehen: Ideale Rückzugsorte für Fische wie Äsche, Barbe und Nase. Auch Kleinfische, etwa der Schneider oder die Elritze, fühlen sich hier wohl, finden beispielsweise unter den Wurzelstöcken sicheren Unterstand. Steigt in der Folge die Zahl der Fische und der Fischarten ist dies ein wichtiger Beitrag für einen besseren ökologischen Zustand des Flusses – ganz im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Diese schreibt vor, dass alle Gewässer bis zum Jahr 2027 einen „guten ökologischen Zustand“ erreichen müssen.

In den kommenden Monaten und Jahren werden sich Alz und Traun in Altenmarkt deutlich verändern. Das neue Landschaftsbild wird die kurzfristigen Eingriffe in die Natur auf lange Sicht vergessen lassen.

Alz Aufgeschüttetes Material: Sand und Kies sind zu einem Haufen in der Alz aufgeschüttet. Nach und nach wird das Wasser das Material abtragen, eine Kiesbank wird entstehen.

Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

Baggerarbeiten: Während der Umgestaltungsarbeiten kommt schweres Gerät zum Einsatz. Unter anderem, um die Platten aus der alten Ufersicherung an der Alz auszubauen.

Fotos & Text:  Wasserwirtschaftsamt Traunstein

 


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Christina Rechl

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