Einstimmig hat der Bezirkstag von Oberbayern in seiner Plenarsitzung über den Oberbayerischen Kulturpreis 2025 entschieden: Er geht an die Historikerin, Journalistin und Dokumentarfilmerin Dr. Sybille Krafft und an den Schauspieler Günther Maria Halmer.
„Der Oberbayerische Kulturpreis 2025 wird an zwei Menschen verliehen, die sich in unterschiedlicher Weise um Oberbayern verdient gemacht haben. Ihre Auszeichnung zeigt die große Bandbreite dessen, wofür der Oberbayerische Kulturpreis steht – in diesem Fall für Unterhaltung auf höchstem Niveau und den Einsatz für das kulturelle und historische Erbe unserer Region“, sagte Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger.
Mit Münchner Geschichten zum Fernsehruhm
Der 1943 in Rosenheim geborene Günther Maria Halmer absolvierte nach beruflichen Episoden als Pilot bei der Bundeswehr und Lehrling im Hotel sowie einem Aufenthalt in Alaska ab 1967 eine zweijährige Schauspielausbildung an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule. Sein Bühnendebüt gab er am Bayerischen Staatsschauspiel München. Anschließend hatte er von 1969 bis 1974 ein Engagement an den Münchner Kammerspielen. Der Durchbruch beim Film gelang ihm 1974 als „Tscharli“ Häusler in der BR-Fernsehserie Münchner Geschichten, wo er unter der Regie von Helmut Dietl an der Seite der Schauspiel-Legende Therese Giehse spielte. Erstmals im Kino zu sehen war Halmer 1975 in Norbert Kückelmanns Film Die Angst ist ein zweiter Schatten. Nach Gastrollen in diversen Tatorten gab er dort 1986 einen einmaligen Auftritt als Tatort-Kommissar Siggi Riedmüller. Im selben Jahr winkte auch Hollywood: In der US-amerikanischen Historienserie Peter der Große verkörperte Halmer neben Filmgrößen wie Maximilian Schell, Omar Sharif und Sir Laurence Olivier den russischen Außenminister Tolstoi. 1988 startete das ZDF die erfolgreiche Justizserie Anwalt Abel mit Günther Maria Halmer in der Hauptrolle, die 13 Jahre lang lief.
Nach zahlreichen weiteren Filmproduktionen wie Alles Samba (2003), Der Meineid-bauer (2012) und Die Hochzeit meiner Eltern (2016) war er 2020 an der Seite von Hannelore Elsner in deren letztem Film Lang lebe die Königin zu sehen. 2017 erschien unter dem Titel Fliegen kann jeder: Ansichten eines Widerborstigen seine Autobiografie. In vielen seiner Rollen stand Günther Maria Halmer für Freiheit und Individualität – ganz im Sinne des bayerischen Mottos „Leben und leben lassen“. Doch er überzeugte gerade auch in ernsten, sozialkritischen Rollen. Mit über 180 Film-, Theater- und Fernsehproduktionen ist Günther Maria Halmer einer der populärsten Botschafter Oberbayerns, der sich auch durch sein soziales Engagement auszeichnet: Seit 2012 setzt er sich für die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München ein, die Familien mit schwerstkranken Kindern unterstützt.
Erinnerungsarbeit als Lebensaufgabe
Nicht nur als Dokumentarfilmerin, sondern auch als Journalistin und Radio- und Buchautorin hat sich die promovierte Historikerin Sybille Krafft einen Namen gemacht. 1958 in München geboren, lebt sie heute in Icking (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen). Neben ihrer Medientätigkeit hat Krafft Lehraufträge in Innsbruck und München und kuratiert Ausstellungen. Für den Bayerischen Rundfunk arbeitet sie für die Sendereihe Unter unserem Himmel und ist am Aufbau des dortigen Zeitzeugenarchivs beteiligt.
Gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Kirsten Jörgensen leitete Kraft in Wolfratshausen die Arbeitsgruppe Jüdische Spurensuche. Diese erforschte beispielsweise die Geschichte einer jüdischen Mädchenschule und brachte sie in die Öffentlichkeit. 2007 entstand die Wanderausstellung Wir leben in einer Oase des Friedens, ein Jahr später erhielten die Initiatorinnen den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung. Darüber hinaus gehen viele Ausstellungen auf ihre Initiative zurück, darunter Von ganz unten. Hinterlassenschaften ertrunkener Asylsuchender (2020). Ihr großes Engagement für die Erinnerungsarbeit zeigt Sybille Krafft auch als Vorsitzende des Vereins Bürger für das BADEHAUS Waldram-Föhrenwald e. V. Mit großem Einsatz hat sie dort den Erinnerungsort konzipiert, aufgebaut und zu einem lebendigen Haus der Begegnung werden lassen. In diesem Rahmen entstand auch eine Wanderausstellung, die sich mit den Kindern aus dem Lager Föhrenwald befasst.
Darüber hinaus setzt sie sich als Vorsitzende des Historischen Vereins Wolfratshausen für den Erhalt bedrohter Denkmäler ein, hat 2015 den Verein Kulturerbe Bayern mitbegründet und ist dort Mitglied des Vorstands. Zu ihren Verdiensten zählen aber auch zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter Frauenleben von der Jahrhundertwende bis zur Trümmerzeit, Prostitution und Sittenpolizei im München der Jahrhundertwende oder Unterm Joch: Zwangsarbeit im Wolfratshauser Forst.
Zur Entscheidung des Bezirkstags sagte Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger, Günther Maria Halmer habe als Schauspieler Kultstatus erlangt und sei zugleich stets seinem Streben nach Authentizität und künstlerischer Qualität treu geblieben. Sybille Krafft wiederum habe sich sowohl durch ihr journalistisches und publizistisches Wirken als auch durch ihr Engagement für die Erinnerungsarbeit große Verdienste erworben. „Für ihre Leistung gebührt beiden die große Anerkennung des Bezirks Oberbayern, der wir nun mit dem Oberbayerischen Kulturpreis Ausdruck verleihen.“
Den Oberbayerischen Kulturpreis vergibt der Bezirk Oberbayern seit 1980 jährlich an Persönlichkeiten, die sich um das kulturelle Leben in der Region verdient gemacht haben. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Preis wird im Sommer 2025 in Kloster Seeon verliehen.
Bericht: Bezirk Oberbayern – Bildrechte: BR / Martin Kraft