Leitartikel

Ewige Profess im Kloster von Frauenwörth

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Mit 50 Jahren in ein Kloster einzutreten ist sicher nichts Alltägliches, auch nicht für das Benediktinerinnenkloster Frauenwörth im Chiemsee. Für Regina Hessler aus einem kleinen österreichischen Dorf im sogenannten „Land der eintausend Hügel“ jeweils 90 Kilometer südlich von Wien und nördlich von Graz war das ein besonderer Schritt vor sechs Jahren. Inzwischen hat die 56jährige am Tag des Hochfestes des Heiligen Benedikt die Ewige Profess abgelegt. Im Klosterinnenhof trafen wir uns mit Schwester Regina zusammen mit der Fotografin Monika Wrba vom klösterlichen Freundeskreis zu einem Interview und befragten sie nach ihren Beweggründen.

Liebe Schwester Regina, vorab herzlichen Glückwunsch zur Feierlichen Profess, können Sie uns ihren Glaubensweg bis zu diesem Festtag erläutern?

Antwort: „Am Anfang stand eine Zeit des Kennenlernens vom Klosterleben nach der benediktinischen Regel `Ora et labora` – das Beten und Arbeiten in einem eigenen Zeitschema galt es näher anzuschauen. Beim zweiten Schritt, dem Postulat stand das Kennenlernen der Gemeinschaft im Konvent im Mittelpunkt und dann folgte die Einkleidung mit dem ersten und weißen Ordensgewand. Das war auch der Zeitpunkt, an dem sich Ja und Nein in die Überlegungen stärker meldeten. Alsdann bekam ich auf drei Vorschläge meinerseits von der Äbtissin meinen Ordensnamen, ich freue mich, meinen Taufnamen Regina („Die Königin“) behalten zu dürfen. Bislang habe ich meinen Namenstag am 7. September (Heilige Regina) gefeiert, hier im Kloster wird er am 22. August („Maria Königin“) gefeiert. Es folgten die Zeitliche Profess mit den drei Gelübden Beständigkeit, Gehorsam und klösterlicher Lebenswandel und meine Bitte an den Konvent, mich für die Ewige Profess zuzulassen. Das wurde dann auch feierlich getan“.

Frage: Was war für Sie bei der Feier besonders eindrucksvoll?

Antwort: „Für mich ganz wichtig war, dass mein Zwillingsbruder Thomas, er ist Prior des Benediktinerklosters Gut Aich im Salzburger Land, mit seinem Konvent und mit unseren drei weiteren Geschwistern da war und dass sie aktiv den Gottesdienst mitgestalteten. Die Liturgie wurde vom Abtpräses der slawischen Benediktinerkongregation Jeronim Adam Marin OSB aus Cokovac in Kroatien geleitet, er ist ein Freund unserer Familie. Dankbar war ich auch, dass der Förderverein `Freunde des Klosters Frauenwörth` mit seiner Vorsitzenden Annemarie Biechl dabei war. Mit der Unterschrift auf der von mir eigenhändig gestalteten Urkunde habe ich mich endgültig dem klösterlichen Leben verpflichtet“.

Frage: Wie war Ihr bisheriger Glaubensweg bzw. hat es ein Schlüsselerlebnis gegeben für den Eintritt in das Kloster?

Antwort: „Nach meiner Grund- und Hauptschule daheim schloss ich nach drei Jahren in Wienerneustadt die Handelsschule ab und half anschließend meinem Vater im Büro einer Auto-Werkstatt. Meine Mutter war die erste Frau in unserem Pfarrgemeinderat und sie war auch die erste weibliche Lektorin. Mit 20 Jahren spürte ich erstmals den Ruf Gottes und ich schloss mich in Wien der weltweiten Fokolarbewegungs-Gemeinschaft an. Dabei lernte ich, dass man das Evangelium als Feuerstelle (Fokolar) vertikal (Beten zu Gott) und horizontal (in der Nächstenliebe) leben kann. Nach einem zweijährigen Noviziat in der Nähe von Florenz war ich bereit, in die Welt hinauszugehen. Aufgrund meiner Berufserfahrung, insbesondere im Versand durfte ich in Italien bleiben. Nach zehn Jahren gab es von mir das private Gelübde (ohne Ordenskleid) und nach weiteren zehn Jahren gehörte ich der Fokolar-Gemeinschaft in Baden-Württemberg an. Zwischen-Aufenthalten in Japan (im Kundendienst) und in England (zum Erlernen der englischen Sprache) wurde ich 2015 nach Wien gebeten, um dort die Geschäftsführung für ein Hotel zu übernehmen. 2017 spürte ich, dass die Arbeit zu viel wurde, ich bat um eine neunmonatige Auszeit, die ich dann bei meinem Zwillingsbruder im Kloster Gut Aich verbrachte. Mein Bruder Thomas war zu dieser Zeit beauftragt, Arbeiten für die Erneuerung der Chor-Kapelle im Kloster der Fraueninsel vorzunehmen. Da konnte ich mitfahren und auf der damaligen Suche nach einem geistlichen Begleiter in meiner Lebenskrise fand ich bei Mutter Johanna, der Äbtissin von Frauenwörth schnell eine Vertrauensperson. Bei und mit ihr lernte ich die Regel des Heiligen Benedikt in seiner Weite kennen und spürte auch, dass Jeder mit seinen Talenten, die er von Gott erhielt, sein eigenes Leben gestalten kann. Nachdem die damals 20 Schwestern mir gegenüber sehr offen waren, bin ich aus der Fokolarbewegung ausgetreten und habe mich auf Frauenwörth aufnehmen lassen“.

Frage: Gibt es für Sie im Kloster spezielle Aufgaben und persönliche Aktivitäten?

Antwort: Zusammen mit Schwester Renata wurde mir schon die Aufgabe als Gastschwester übertragen, gerade mit dem neuen Haus Scholastica ein gewiss abwechslungsreiches Arbeitsfeld. Für mich ist Sport sehr wichtig, wann immer es geht, bin ich mit meinem E-Bike unterwegs und wenn es geht, fahre ich damit an einem Tag zu meinem Bruder ins rund 100 Kilometer entfernte Kloster Gut Aich. Auch Wandern ist mir enorm wichtig. Groß ist mein Wunsch, dass ich im Konvent mit meinen jetzt 14 Mitschwestern die vielen Aufgaben des Klosters schultern kann. Das Kloster ist ja nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Wirtschaftsbetrieb, der ohne staatliche Zuschüsse auskommen muss. Das Kloster ist für mich ein Platz, an dem Arbeiten und Beten in der Gemeinschaft immer wieder Freude und mich stark macht“.

Liebe Schwester Regina, vielen Dank für das Gespräch, Ihnen und Ihrem Konvent weiter alles Gute und Gottes Segen.

Interview: Anton Hötzelsperger – Fotos:  Monika Wrba – Schwester Regina im Kloster Frauenchiemsee

Erinnerungen an die Feierliche Profeß

Interview im Klostergarten


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!