Auch in Pittenhart, wie schon in einigen Gemeinden und Marktgemeinden aus der Region wird das Projekt „Römerregion Chiemsee“ mit der künftigen Koordinierungsstelle, dem Katholischen Kreisbildungswerk Traunstein (KBW) fortgeführt. Mit einer Gegenstimme hat sich der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung für den Abschluss des Kooperationsvertrages zwischen der Gemeinde Pittenhart und dem KBW ausgesprochen.
Die „Römerregion Chiemsee“ ist ein gemeinsames Projekt, das seit 2018 von elf Gemeinden entwickelt und bis Jahresende 2024 mit Mittel aus dem Leader-Programm gefördert wurde. In dieser Zeit haben alle beteiligten Gemeinden unter der Koordinierung der Gemeinde Bernau ein gemeinsames Konzept zur Darstellung und Inwertsetzung der römisch-keltischen Geschichte erarbeitet und es wurden ein einheitliches Corporate Design und gemeinsame Marketingmaßnahmen entwickelt und realisiert. Die Gemeinden haben jeweils in verschiedene Römerstationen investiert, in welchen die römisch-keltische Geschichte dargestellt, erläutert und erlebbar wird. So wurden 2021 auch in Pittenhart Relikten aus der Römerzeit errichtet. Die Metallskulpturen des Pittenharter Römerprojektes hatte damals der Künstler Rolf Wassermann gestaltet.
Das Ochsengespann mit Wagen, am Ortseingang vor der Wirtschaft „Alten Zollstation“ symbolisiert die Bereiche Handel, Verkehr und Verwaltung im römischen Weltreich, bei dem gerade die Lage von Pittenhart an der jahrhundertelang genutzten Salzstraße zwischen Salzburg und Augsburg, für die Geschichte des Ortes eine große Bedeutung hat. Am östlichen Friedhofseingang der Pfarrkirche St. Nikolaus steht eine Metallsilouette des Beneficiariers Tullius Iuvensis und seiner Gattin, daneben die Nachbildung des Weihestein aus dem dritten Jahrhundert, mit der Inschrift die auf das unrühmliche Ende des Kaisers Antoninus zu entschlüsseln ist. Die Benefiziare waren Principales (Unteroffiziere) im Römischen Reich, die polizeiähnliche Aufgaben ausübten. Sie dienten entweder in einer Legion als Sekretäre im Stab des Statthalters, oder waren auf Stationen in den Provinzen abkommandiert.
Das Katholische Kreisbildungswerk Traunstein e.V. hat in den Jahren 2021 und 2022 Gästeführer für die Römerregion Chiemsee ausgebildet. Pittenharts dritter Bürgermeister Engelbert Buchner zählt auch zu den zertifizierten Führern der Römerregion Chiemsee, der sein Wissen bereits im vergangenen Jahr den Pittenharter Schülern bei einer Führung und den Senioren in einem Vortrag vermittelte. In einem gemeinsamen LEADER-Projekt, unter Trägerschaft der Gemeinde Seeon-Seebruck wurde eine Koordinierungsstelle gefördert, welche das entstandene Netzwerk von Vertretern aus den Gemeinden, der Tourismusorganisationen, der Gästeführer und Heimatpfleger und weiteren rund um das Thema „Römerregion Chiemsee“ Engagierten ausgebaut, neue Angebote zur Wissensvermittlung und für Besucher entwickelt und ein jährliches „Großes Römerforum“ organisiert hat.
„Eine Fortführung der Koordinierungsstelle als LEADER-Projekt über das Jahr 2024 hinaus ist ausgeschlossen. Um die Marke „Römerregion Chiemsee“ zu erhalten und weiterzuentwickeln tritt das Katholisches Kreisbildungswerk Traunstein e.V. (KBW) zukünftig als Koordinierungsstelle auf“ so heißt es in dem Vereinbarungsschreiben des KWB.
Das KBW beabsichtigt hierzu den Abschluss von Kooperationsvereinbarungen mit mehreren Gemeinden, so auch mit der Gemeinde Pittenhart. Das KBW plant einen halbjährlich erscheinenden Info-Newsletter, jährlich ein großes Forum, das vormittags intern für die beteiligten Gemeinden dient und nachmittags mit offenen Veranstaltungen die Öffentlichkeit miteinbezieht, jährlich mindestens zwei Veranstaltungen, die in jeder beteiligten Gemeinde stattfinden und entsprechend der Belange zugeschnitten werden. Den beteiligten Gemeinden werden sämtliche Materialien des Corporate Design zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt. Vom KBE wird eine offizielle Website gepflegt, auf der alle beteiligten Gemeinden erscheinen und die Pflege der Marke „Römerregion Chiemsee“ die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit in Print und digitalen Medien übernommen. Die Gästeführer sollen vernetzt und jährlich fortgebildet werden und vieles mehr. Je nachdem wie viele bisherige Kommunen die neue Vereinbarung abschließen belaufen sich die jährlichen Kosten auf derzeit zwischen 1.800 Euro und 2.100 Euro.
Bürgermeister Reithmeier findet es schade, wenn dieses Projekt sterben würde, da es sich wirklich gut entwickelt und so viele Vorleistungen gebracht wurden. Da die Leader-Förderung zum Jahresende 2024 ausläuft, soll es selbstragend weitergeführt werden und die Gemeinden sind gefordert über den Abschluß eines Kooperationsvertrages mit dem KBW zu finanzieren. Mit einer Gegenstimme hat sich das Gremium für den Vertragsabschluss entschieden. Robert Stecher (CSU) vor Ablauf der Vertragslaufzeit von zunächst 3 Jahren vor, die Rentabilität des Projektes für die Gemeinde Pittenhart zu prüfen, ehe man sich für eine Verlängerung entscheidet. Diesem Vorschlag schließt sich Gemeinderat Sebastian Stöcklhuber an, und regt die Überprüfung der Arbeiten des Verbandes an, damit es nicht aus dem Ruder läuft, wie er sagt. Bürgermeister Reithmeier (CSU) befürwortet den Vorschlag von Stöcklhuber um den Überblick zu behalten.
Bericht und Fotos: Emmy Künzner-Hingerl
Bürgermeister Sepp Reithmeier mit der Nachbildung der Signumlanze des Beneficiariers, Tullius Iuvensis
Die Skulptur eines Ochsengespanns mit Wagen zeugt von der großen geschichtlichen Bedeutung der Lage Pittenharts an der jahrhundertelang genutzten Salzstraße auf der Trasse der Römerstraße von Salzburg nach Augsburg.