„Dann soll dich der Teufel holen“, brüllt Toni Eppsteiner (Christian Stoib), als er erfährt, dass auch er von seinem Nachbarn Sepp Stemmer (Georg Aicher) betrogen wurde. Der Stemmer Sepp ist in der Gemeinde ein allseits bekannter Ruach und Prozesshansel, deshalb will auch keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben; noch nicht einmal seine Frau Rosi (Rita Stoib und die Tochter Vroni (Lena Bauer) können ihn noch zur Einsicht bringen. „Frauen brauchen Zucht und Ordnung“, davon ist der Stemmer Sepp überzeugt.
Doch der Wunsch seines letzten verbliebenen Freundes, dass ihn der Teufel holen möchte, bleibt an oberster und unterster Stelle nicht ungehört und schon bald kämpfen Himmel und Hölle um die Seele des Stemmerbauern. Wunschgemäß erscheint der Beelzebub (Thomas Freund) in der Stube beim Stemmer, allerdings nur für ihn sichtbar; als Abgesandter von unten macht er dem Sepp viele Angebote, die man eigentlich nicht ablehnen kann; ein Leben in Saus und Braus und mit flotten, gut bestückten Frauen, wenn er sich ihm anvertraue. Der Haken dabei ist lediglich, dass zum Schluss die Seele des Verblichenen in die Hölle kommen wird. Der Herbst ist traditionell Theaterzeit in Wildenwart. Mit „Glaub’s oder Glaub’s ned“ spielten die Theaterer vom GTEV „Die lustigen Wildenwarter“ erstmals unter der Regie von Sabine Riedl eine himmlisch-höllische Komödie in drei Akten von Alfred Högerle.
Höhepunkt der Aufführung ist der Auftritt des Boandlkramers (Ludwig Freund). Seine Pferde hat er zugunsten eines Motorrads mit gleicher PS-Zahl abgegeben und macht damit den „Abholservice“, er ist als Doppelagent für „oben“ und „unten“ tätig. Mit einem Rehkrickerl als Handy empfängt er all seine Befehle. In schwarzem Mantel, mit der ledernen Bundhose und die langen friedhofsblonden Locken unter einem Zylinder verborgen, nimmt er Anleihen in der Geschichte vom Brandner Kasper und vom Aloisius, dem Münchner im Himmel, der vom lieben Gott ins Maximilianeum geschickt wurde, um der Politik göttlichen Rat zu vermitteln. Kerschgeist gibt’s nicht, dafür eine Menge Enzian.
Um Schmiergeld geht es, als Bürgermeister Ehrlich (Bernd Staudinger), aufgeregt und um seinen Job bangend, auftaucht anscheinend ging es bei irgendwelchen Grundstücksgeschäften der Gemeinde mit dem Stemmer Sepp nicht ganz nach dem Buchstaben des Gesetzes zu. Moni Eppsteiner, die Nachbarin (Martina Krug) war stets um Ausgleich bemüht, mit ihren vielen Verpflichtungen zwischen Wildenwart, Frasdorf und Aschau, zwischen Yoga, Pilates und Gymnastik schaffte sie jedoch nicht alles zur Zufriedenheit. Als Vertreterin des Himmels kommt jetzt auch noch der Erzengel Michaela (Christine Gau) vom Himmel dazu. Weiß gewandet, mit Flügeln und Heiligenschein verkündet sie, dass es bei den Erzengeln jetzt auch eine Frauenquote gebe. Gemeinsam mit dem Boandlkramer heckt sie einen Plan aus, wie man die arme Seele des Stemmer Sepp vor den Schrecken der Hölle bewahren könne. Dieser Plan ist natürlich göttlicher Art, denn „der von oben“ (Martin Stoib und Andreas Stoib) greift immer mal wieder aus dem Off ins Geschehen ein.
Mit wem lässt sich der Sepp, der ja offensichtlich mächtig in der Sch… hockt, schließlich ein? Mit dem Beelzebub und seinen Versprechungen oder mit dem Erzengel Michaela? Geht’s am Ende nach oben oder nach unten? Lässt sich Rosi scheiden? Kommt Vroni wieder mit ihrem Jack zusammen? Fragen über Fragen, die am Freitag, 15. November und Samstag 16. November noch einmal auf der Theaterbühne im Saal der Schlosswirtschaft Wildenwart gelöst werden. Das Premierenpublikum hat sich „gar köstlich amüsiert“ über die gelungene Vorstellung. Häufiger Zwischenapplaus und viel Gelächter bildeten das Brot der Künstler – vor allem Hauptdarsteller Sepp Stemmer (Georg Aicher), der Boandlkramer (Ludwig Freund), der Beelzebub (Thomas Freund) und Erzengel Michaela (Christine Gau) erhielten viel Lob und Anerkennung. Souffleuse Sabine Till verlebte einen ruhigen Abend in ihrem Kasten. Mit einem langen Schlussapplaus wurden die Akteure auf der Bühne vom begeisterten Publikum für ihre schauspielerischen Leistungen belohnt. Die gelungene Aufführung war ein voller Erfolg für die Wildenwarter Theaterer.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg