Seit dem Jahr 2006 liegt der Kurbeitrag unverändert bei 1 Euro für jede Person ab dem 17. Lebensjahr. Nun beschloss der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit einer Gegenstimme, ihn ab 1. Januar 2026 um 100 Prozent auf 2 Euro zu erhöhen. Außerdem soll es keine saisonale Staffelung in Sommer- und Winterhalbjahr mehr geben. Einstimmig wurde auch der Jahrespauschalkurbeitrag auf 84 Euro von bisher 42 Euro erhöht.
Wie Bürgermeister Herbert Strauch (Freie Bürgerliste, FBL) einleitend erklärte, führte die Kämmerei die Kalkulation des Kur- und Fremdenverkehrsbeitrags durch. Im Prüfbericht des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes für die Jahre 2008 bis 2013 wurde darauf hingewiesen, dass allein der Tourismus im Prüfungszeitraum eine Deckung von 44 000 Euro erfordert. Bei der Nachkalkulation von 2019 bis 2023 errechnete sich eine Unterdeckung von 26,10 Prozent, von 2024 bis 2027 werde es ohne Anpassung des Kurbeitrags eine durchschnittliche Unterdeckung von fast 47 Prozent ergeben. Außerdem empfehle die Kämmerei, den Fremdenverkehrsbeitrag von bisher vier auf fünf Prozent zu erhöhen. So könnte die Unterdeckung wenigstens auf 17,62 Prozent gesenkt werden. Der Fremdenverkehrsbeitrag habe schon Anfang 2002 auf fünf Prozent angehoben werden sollen, was der damalige Gemeinderat aber abgelehnt hatte.
Jahrelang überfällige Erhöhung
Herbert Strauch sagte, ihn ärgere es rückwirkend – ohne jede Schuldzuweisung – dass man nicht vor sechs oder sieben Jahren bereits das Thema angegangen wäre. Eigentlich habe man vorgehabt, den Kur- und Fremdenverkehrsbeitrag schon ab 1.1.2025 zu erhöhen, aber im Gespräch mit Vermietern habe sich ergeben, dass das sehr kurzfristig sei, so dass man sich auf Anfang 2026 geeinigt habe. Das Jahr 2025 könne man aber gut dazu nutzen, die Attraktivität der Kurkarte für Urlauber und Vermieter in der Öffentlichkeit herauszustellen.
Anton Stefanutti (Grüne) bestätigte, wie alle anderen Gemeinderäte, dass die Erhöhung des Kurbeitrags überfällig sei. Verständlich sei die Problematik für die Fremdenverkehrsbetriebe, wenn die Erhöhung zu kurzfristig komme. Hans Thullner (Grüne) hielt es für wichtig, dass der gesamte Übernachtungsbetrieb auch ausreichend kontrolliert werde. „Gibt es einen Gästekontrolleur? Werden die knapp 100 Zweitwohnungen in Übersee auch wirklich von den Zweitwohnungsbesitzern genutzt?“ Der Bürgermeister meinte dazu, „wir sind hartnäckig“. Übersee beschäftige eine Gästekontrolleurin, die auch in anderen Gemeinde arbeite so lange aktiv sei, so lange die Gemeinde sie bucht. Ferienwohnungen würden jedes Jahr mehr angemeldet, denn die Gemeinde weise bei den Zweitwohnungen immer intensiv darauf hin, dass sie nicht fremd vermietet werden dürfen. Wegen der zunehmenden Attraktivität der Kurkarte, würden die Urlauber sie oft ausdrücklich verlangen, um die Angebote im Ort auch nutzen zu können.
Stefan Haneberg (Gemeinsam für Übersee, GfÜ) sagte, der Kurbeitrag sei sicher nicht „die entscheidende Größe“, ob Gäste in Übersee Urlaub machen wollten oder nicht. In anderen Orten im Chiemgau sei er oft viel höher. Peter Weiß (CSU) schlug vor, den Kurbeitrag gleich für das ganze Jahr auf 2 Euro ohne saisonale Abstufung anzuheben. Dem stimmten viele zu wie Leo Segin (GfÜ), der auch meinte der Kurbeitrag sei ohnehin bei Übersee als Luftkurort und mit dem „schönsten Chiemseestrand“, laut Prospekten, günstig. Christian Maier (FBL) und Anton Stefanutti bezweifelten, ob im Winter der Kurbeitrag überhaupt bei so wenigen Gästen im Januar und Februar viel bringen könnte. Logistisch sei die Abrechnung dann allerdings einfacher.
Paul Stephl (FBL) hielt als einziger der Gemeinderäte die Unterscheidung von Sommer- und Wintersaison beim Kurbeitrag für besser. Auch der Bürgermeister konnte sich mit dem durchgängigen Kurbeitrag anfreunden und räumte ein, dass die meisten der Nachbargemeinden nicht mehr abstuften. Lediglich Reit im Winkl mache eine Staffelung. Margret Winnichner (Grüne) war ebenfalls für den einheitlichen Betrag. Sie verlangte aber, dass man überlegen müsse, wie man die Betten in der nicht touristischen Zeit auch belegen könne.
Bei der Abstimmung zum Kurbeitrag stimmten alle, mit Ausnahme von Paul Stephl, für die Verdoppelung des Kurbeitrags ab 1.1.2026 für Personen ab 17 Jahren auf 2 Euro, für Kinder vom siebten bis 16. Lebensjahr auf 1 Euro. Der Satzungsentwurf war vom Landratsamt geprüft worden. In einer zweiten Abstimmung wurde einhellig beschlossen, den Jahrespauschalkurbeitrag für Zweitwohnungsbesitzer und Dauercamper ebenso zu verdoppeln, von bisher 42 auf 84 Euro, für vom siebten bis 16. Lebensjahr auf 42 Euro von bisher 21.
Bericht: Christiane Giesen – Archiv-Foto: Wolfgang Gasser / Standkonzert am Chiemseeufer