Am 22. Oktober 2024 fand die 19. Stifterversammlung der Bürgerstiftung Energiewende Oberland in der Stadthalle Penzberg statt, unter anderem mit Live-Berichten von Expertinnen und Experten, die die Energiewende in der Region umsetzen. Themen waren der Umgang mit Extremwettern in der Region, Sanierung im Bestand, kommunale Wärmeplanung, Energiegemeinschaften und Wasserstoff im Oberland. Rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern informierten sich vor Ort und im Live-Stream.
Hagelunwetter in Benediktbeuern – Tipps für betroffene Gemeinden
„Es hat einfach alle Dächer erwischt, und man kann von einem Wunder reden, dass es keine Schwerverletzten oder Toten gegeben hat“. Wie die Gemeinde Benediktbeuern mit dem Hagelunwetter im August letzten Jahres umgegangen ist, stellte Erster Bürgermeister Toni Ortlieb bei der 19. Stifterversammlung der Bürgerstiftung Energiewende Oberland vor. In der Notlage habe geholfen, dass das Krisenmanagement vorab getestet wurde, dass sich Rettungsorganisationen untereinander austauschen, fortbilden und durch laufende Übungen wüssten, was zu tun ist. Und durch die gute Versicherungssituation der Gemeinde wäre es möglich gewesen, die kommunalen Gebäude nach dem Schaden zu sanieren. In dem Zusammenhang wies Stefan Drexlmeier, Vorstand der EWO und Moderator des Abends, auf den Flyer zur Starkregenvorsorge aus dem Klimaanpassungs-Projekt KARE hin, mit dem Bürgerinnen und Bürgern prüfen können, wie gut sie selbst bereits vorgesorgt haben.
Kommunale Wärmeplanung in Icking
Wie sich die Gemeinde Icking als eine der ersten in der Region für die Bundesförderung zur kommunalen Wärmeplanung beworben hat, berichtete Erste Bürgermeisterin Verena Reithmann. Der Impuls sei zunächst aus einem Ortsteil gekommen, in dem durch geplante Baumaßnahmen die Idee in der Bürgerschaft aufkam, die Gunst der Stunde zu nutzen und einen Wärmeverbund zu planen. Die Bundesförderung habe dann die Möglichkeit geboten, weitere Ortsteile in die Wärmeplanung einzubeziehen und eine Förderung von bis zu 90 Prozent für die Planung zu erhalten. Nach inzwischen erfolgter Förderzusage stehe nun der Schritt an, den Wärmeverbund mit Begleitung der EWO zu planen und einen Betreiber des Verbundes zu finden.
Hans Wells vorbildlich sanierter Altbau
Sein vorbildlich saniertes Haus in Polling wollte der Musiker Hans Well eigentlich selbst vorstellen. Krankheitsbeding übernahm Lena Meierhof von der Energiewende Oberland und schwärmte von Wells Gebäude, das auch als Haus des Monats im Projekt GO Altbau ausgezeichnet wurde. „Alles, was wieder benutzt werden konnte, wurde auch wieder benutzt. Was nicht zu retten war, mit moderner Technik oder guten nachhaltigen Materialien ausgestattet“, so Maierhof. Mit gedämmter Außenfassade, Wandheizung, PV auf dem Dach und Wärmepumpe sei in dem alten Haus alles effizient, und gleichzeitig die Außenfassade dem Ortsbild angepasst.
Kuhhaltung, Agri-Photovoltaik und Energiegemeinschaften
Vom idealen Zusammenspiel zwischen Kuhhaltung, nachhaltiger Stromerzeugung und regionaler Wertschöpfung berichteten Landwirt Korbinian Hutter und Georg Heindl, Geschäftsführer des Maschinenrings Oberland bei der Stifterversammlung. Nach vielen Anfragen überregionaler Investoren wegen Flächen für Photovoltaik-Anlagen habe die Anfrage der Energiegenossenschaft Peißenberg den Knoten gelöst: Die Verpachtung seiner Fläche ermögliche seinem Hof ein weiteres Standbein, wie Landwirt Hutter berichtete. Der Flächendruck sei durch die hoch aufgeständerten PV-Module vermieden, unter denen Kühe weiterhin grasen könnten und die sogar zusätzliche Schattenplätze böten. Und „dass wir als Landwirte auch etwas machen gegen den Klimawandel – wir können nicht zuschauen und sagen, das geht uns nichts an“, betonte Georg Heindl. Über den nächsten Schritt, vor Ort erzeugte Energie auch gemeinschaftlich zu nutzen, informierte Ingo Ball, der das Projekt Power-E-COM leitet und in dem sich die EWO im Oberland engagiert.
Klimawiese, KlimaPädagogen, Klima im Rucksack – Bildung im Oberland
Wie das große Thema Klimawandel in der Region anschaulich vermittelt wird, stellte Nina Helmschrott vom Naturpark Ammergauer Alpen bei der Stifterversammlung vor. Auch in Zusammenarbeit mit der EWO sei die Klimawiese in Altenau entstanden, wo Kinder und Erwachsene z.B. mit einem Gießkannenbaum oder Klangstäben die Veränderung von Niederschlägen und Temperaturen erfahren können. Durch die Fortbildung zu KlimaPädagogen gäbe es inzwischen zahlreiche Multiplikatoren und Multiplikatorinnen, die das Thema Klimawandel und Klimaschutz im Oberland anschaulich vermitteln könnten. Als neuestes Produkt stellte Helmschrott den Klimarucksack mit Methoden und Messinstrumenten für Grundschulen vor.
Wasserstoff im Alpenraum
Abschließend präsentierte Stefan Drexlmeier Kernaussagen zum Thema Wasserstoff im Alpenraum, die im Projekt AMETHyST entstanden sind. Demnach seien Pipelines geplant und Wasserstoff ein großer Teil der Energieversorgung der Zukunft. Aktuell könne Wasserstoff aber noch nicht überall verteilt werden, als Verwendung zum Heizen würde es noch dauern und die Bestellung von Brennstoffzellen sei noch zurückhaltend. Zukünftig wichtig seien sogenannte Wasserstoff-Ökosysteme, in denen Wasserstoff gemeinsam gedacht wird mit Verbrauchern und der nachhaltigen Erzeugung von Strom.
Bericht und Foto: Bürgerstiftung Energiewende Oberland