Kultur

Ainring: Konzert der Andreas-Hofer-Gesellschaft

Veröffentlicht von Christina Rechl

„Der Heilige Frühling“ in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt – Historische Aufführungspraxis frühbarocker Offertorien – So metaphorisch der Titel des Konzerts des Mozarteum Vokal-Ensembles und der Capella dell’halla mit „Der heilige Frühling oder musikalische Blüten“ klingt, so symbolträchtig ist auch der Inhalt der sieben Offertorien. Diesen Text hat der Komponist Andreas Hofer (geb. 1628 in Bad Reichenhall – gest. 1684 in Salzburg) so vertont, dass man beinahe von Programmmusik sprechen kann.

Das Werk dieses frühbarocken Komponisten bekannt zu machen, das hat sich die, von dem Barockposaunisten Robert Schlegl gegründete Andreas Hofer Gesellschaft e.V. auf die Fahnen geschrieben. Gemeinsam mit dem Kulturverein Ainring war dieser Verein Veranstalter eines Konzerts mit dem Mozarteum Vocal-Ensemble und der Capella dell’halla. Die Zeit der Renaissance oder des Frühbarock ist gekennzeichnet von Mehrchörigkeit, die in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Feldkirchen sowohl durch die Vielstimmigkeit der Komposition Andreas Hofers als auch durch die Aufstellung im Altarraum gut zum Ausdruck kam. Um die Truhenorgel, von der aus Professor Jörg Andresen die beiden Ensembles leitete, bildeten die Mitwirkenden einen Halbkreis, dergestalt, dass die Streichinstrumente der Capella dell’halla auf der linken Seite – Violine (Zsofia Breda und Helga Korbar) und Violone (Reka Nagy) -, sowie die Posaunen (Robert Schlegl, Raphael Robyns und Adam Bergman) und die Laute (Marco Baronchelli) auf der rechten Seite die Sängerinnen und Sänger einrahmten. Diese hatten alle hervorragend ausgebildete Solostimmen, wobei sich Bass und Tenor jeweils neben einer Frauenstimme aufgestellt hatten. Der Stereo-Klang, der sich dadurch ergab, war transparent und konnte von den Zuhörern gut in seinen vielfach verflochtenen Einzellinien verfolgt werden.

In seiner Begrüßung wünschte sich der Leiter der Capella dell’halla, Robert Schlegl, dass der Name Andreas Hofer nicht mehr nur mit dem Tiroler Freiheitskämpfer assoziiert werden solle, sondern vor allem mit dem, in Reichenhall geborenen und in Salzburg wirkenden Komponisten. Und es sei „dringender denn je, dass Kultur uns als Gesellschaft aneinander bindet und Begegnungsräume öffnet“, so Schlegl. Seit drei Jahren arbeitet er mit Professor Jörn Andresen beim „Verfeinern der Musik“ zusammen, blickte er zurück. Die Kongruenz von Musik und Text (auf Latein, den man im Programmheft auch auf Deutsch mitlesen konnte) arbeiteten die beiden Ensembles, die in ihrer Interpretation mit historischer Aufführungspraxis zu einer Einheit verschmolzen, gut heraus: das Meditative in „Dum medium silentium tenerent omina“ („Während tiefe Stille alles umfing“), das Tänzerische im Dreiertakt etwa in „Gaudet caeli“ „Die Himmel jubeln“) oder das Kämpferische etwa in der Fuge „Estate fortes in bello“ („Seid tapfer im Kampf“) oder in „Consurgite fortes“ („Erhebt euch, ihr Starken“).

Die sprachlichen Bilder, die der Komponist vertont hat, kommen auch im ersten Kapitel des Johannesevangeliums vor („Das Wort Gottes wurde von Gott geboren“), wo es um die Geburt des „göttlichen Kindes“ geht. Im zweiten Offertorium geht es um den „Wegbereiter Johannes“. Auf die Offenbarung nimmt der Komponist mit sprachlichen Wendungen Bezug in „Vidi conjunctos“ („Ich sah vereinte Männer“ oder „der Engel des Herrn redete zu mir“), ebenso wie auf den Propheten Jesaja, auf den das Weihnachtslied „Es ist ein Ros’ entsprungen“ inhaltlich zurückgeht. Und mit diesem Frühlingsbild schließt sich der Kreis zur Komposition „Der heilige Frühling oder musikalische Blüten“, in dem ebenfalls der Spross aus der Wurzel Davids (in „Ecce crucem Domini“ – „Seht das Kreuz des Herrn“) besungen wird. Lang anhaltender Applaus bewies, dass die Besucher sich sehr über den Hochgenuss und das niveauvolle musikalisch-kulturelle Angebot freuten.

Foto & Text: Brigitte Janoschka


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Christina Rechl

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