Symbiose von Poesie und Musik – Höhepunkte der Streichquartettliteratur mit dem AroC-Quartett
Ainring. Das AroC-Quartett mit Cora Stiehler und Daniela Beer, Violine, Thorsten Köpke, Viola und Julia Ammerer-Simma, Violoncello spielte im Konzert des Kulturvereins im Haus der Kultur Glanzlichter der Streichquartett-Literatur, ebenso wie Unterhaltsames aus der Rock- und Popmusik von ABBA, Michael Jackson und Queen. Mit inhaltlich verwandten Gedichten führte Brigitte Janoschka auf die jeweiligen Programmpunkte hin und spann mit der Lyrik einen roten Gedanken-Faden von Johann Wolfgang von Goethe bis Christian Morgenstern. Thorsten Köpke informierte jeweils über die Komponisten und ihr Werk.
Wie gut Musikerinnen und Musiker hören, zeigte sich kurz nach Beginn des ersten Satzes „Allegro ma non troppo“ aus dem Streichquartett in a-moll op. 29 von Franz Schubert (1797-1828), als die Cellistin abbrach, weil sie ein störendes Quietschen von einem Scheinwerfer wahrnahm, das für die meisten anderen nicht hörbar war. Kulturvereinsvorsitzende Erika Emans schuf sofort Abhilfe, und der Hörgenuss ging unvermindert weiter. Der zweite Satz in Schuberts Streichquartett nimmt dank des Rosamunde-Themas den Charakter einer biedermeierlichen Idylle an, der der Komponist mit eigenwilligen Akzenten und harmonischen Besonderheiten bisweilen die Ruhe nimmt. Die Spannung, die er damit aufbaut, war ähnlich auch bereits – wunderbar herausgearbeitet von den Musikern – im ersten Satz mit den Kontrastmomenten zwischen Kontrapunktischem und Liedhaftem zu hören. Diesen Aspekt griff vor Schuberts Musik das Gedicht „Trost im Liede“ von dessen Freund Franz Adolph von Schober auf. Das Lächeln, das Schuberts Streichquartett auf die Gesichter im Publikum gezaubert hatte, spiegelte sich sodann in Franz Werfels (1890-1945) Gedicht über das Lächeln, wo es in einer Zeile heißt: „Erst im Menschengesicht wird das Lächeln als Licht geboren“.
Ein Schnitt erfolgte durch das Gedicht des Dadaisten Hans Arp (1886-1966) „Das bezungte Brett“, für das Brigitte Janoschka viel Fantasie wünschte und das augenzwinkernd auf Erwin Schulhoffs (1894-1942) „Alla Valse viennese“ – ein ins Groteske verfremdeter Walzer – aus „Fünf Stücke für Streichquartett“ vorbereitete.
Friedrich Hölderlins (1770-1843) Gedicht „Lebenslauf“ bereitete inhaltlich auf Bedrich Smetanas (1824-1884) Streichquartett Nr. 1 in e-moll „Aus meinem Leben“ vor, das der Komponist als „Selbstbiographie und Verlauf meines Lebens in Tönen“ bezeichnete. Daraus waren die beiden ersten Sätze zu hören, deren Inhalt der Komponist so beschrieb: „Neigung zur Kunst in meiner Jugend, romantische Stimmung, unaussprechliche Sehnsucht“. Und: „Der zweite Satz. Quasi Polka, führt mich in der Erinnerung zurück in das lustige Leben meiner Jugendzeit, wo ich als Komponist meine Umwelt mit Tanzstücken überschüttete“. Mit diesem orchestral angelegten Werk setzte das AroC-Quartett einen brillanten Höhepunkt und zeigte danach noch für Streichquartett arrangierte Popmusik. Ein mitreißender Abschluss eines außergewöhnlichen Konzerts!
Bratschist Thorsten Köpke dankte seiner Bratschen-Kollegin Erika Emans für die Einladung. Viel Applaus gab es vom Publikum für dieses neue Konzertformat „Poesie und Musik“.
Foto: Viel Applaus für Musik und Poesie: Cora Stiehler, Brigitte Janoschka, Daniela Beer, Thorsten Köpke und Julia Ammerer-Simma.
Foto & Text: Brigitte Janoschka