Bildung für eine genügsame Lebens- und Wirtschaftsweise: Eine Utopie, die in der Erde wurzelt
Am 19.09.2024 fand in der Salzburger Stieglbrauerei die 6. Leopold-Kohr-Summerschool statt, unter dem Titel „Bildung für eine genügsame Lebens- und Wirtschaftsweise“. Aber wo und wie kann eine solche Bildung gelingen? Nur in klassischen Bildungseinrichtungen wie Schule oder Universität, oder auch an außerschulischen Lernorten wie Wirtschaft und Gemeinschaftsgarten? Der Tenor: In gemeinschaftlichen Anstrengungen kann jede Person zur Veränderung beitragen. Große Bäume beginnen mit kleinen Samen. Die Leopold-Kohr-Summerschool – dem Vermächtnis von Kohr folgend sollte man eigentlich von einem „akademischen Wirtshaus“ sprechen – fand zum sechsten Mal statt. Veranstaltungsort war, inzwischen schon fast traditionell, die Salzburger Stieglbrauerei, organisiert wurde das Wirtshaus wie in den Vorjahren von Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter. Die diesjährige Summerschool stand unter dem Motto „Bildung für eine genügsame Lebens- und Wirtschaftsweise“.
Nach der Eröffnung durch Susanna Vötter-Dankl, Prof. Alfred Winter und Gemeinderat Sebastian Lankes (SPÖ) erging das Wort an Moderator Niko Paech, in Deutschland ein Querdenker aufgrund seiner konsequenten Kritik am Wachstumsdogma. Er forderte ein Überlebensprogramm und sah drei Ansatzpunkte für die Transformation unserer Gesellschaft. „Die Technologie ist mit der Hoffnung auf grünes Wachstum gescheitert, für die Politik ist es zu schwierig Mehrheiten für Einschränkungen zu kommen. Es bleibt der Mensch als Individuum, dieser muss befähigt werden, die Sparsamkeit, die uns durch zukünftige Krisen aufoktroyiert wird, zu bewältigen.“ Dazu bedarfs es Bildung, und diese darf nicht nur in klassischen Institutionen wie Schule oder Universität stattfinden, sondern auch an außerschulischen Orten wie Wirtschaft oder Gemeinschaftsgarten.
Die geladenen Expert:innen spannten diesen Bogen. A.o. Univ.-Prof. i.R. Thomas M. Weiger, Nachhaltigkeitskoordinator der Paris-Lodron-Universität Salzburg und Scientist for Future, berichtet von den Initiativen der PLUS, die sich auf Lehre, Forschung und Infrastruktur erstrecken. Suffizienz, also Genügsamkeit, spielt dabei eine entscheidende Rolle, mit dem antiken Philosophen Epikur von Samos: „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“
Ihm folgten Susanne Erhart und Andreas Auer vom Verein frauenanderskompetent mit ihrem Vortrag. „Informationen über Nachhaltigkeit müssen heruntergebrochen werden, um sie kommunizieren zu können. Und sie müssen mit Freude verbunden werden“, so Erhart. Die in den sozialökonomischen Betrieben ausgebildeten und weitervermittelten Frauen wären in ihren neuen Firmen dann Botschafterinnen, wie Nachhaltigkeit, Genügsamkeit und Wirtschaftlichkeit miteinander in Einklang gebracht werden können. So wird eine Positivspirale in Gang gebracht. Sarah Friembichler vom Werkschulheim Felbertal berichtete, wie in der von Pfadfindern 1951 gegründeten Schule Bildung für die Zukunft mit Herz, Hand und Hirn gestaltet wird. Dem Felbertal entsprechend verläuft diese Bildung praktisch, mit Baumkartierungen, Müllsammelaktionen und einer schuleigenen Imkerei. Eigene Infrastruktur – unter anderem Photovoltaikanlagen, ein Biomasseheizkraftwerk und eine eigene Trinkwasserquelle – spielt ebenso eine Rolle.
Den Abschluss übernahm der Salzburger Autor und Gartenaktivist Christian Lorenz Müller. Er präsentierte nicht nur den 2021 im Salzburger Aigen gegründeten Gemeinschaftsgarten „PaRadieschen“, sondern trug auch aus seinem aktuellen Roman „Die Radieschen-Revolution“ vor. Für Gemeinschaftsgärten gilt für ihn, was allgemein als Fazit des akademischen Wirtshauses gesehen werden kann: Utopien wurzeln in der Erde.
Kurzfassung:
Bildung für eine genügsame Lebens- und Wirtschaftsweise: Eine Utopie, die in der Erde wurzelt
Am 19.09.2024 fand in der Salzburger Stieglbrauerei die 6. Leopold-Kohr-Summerschool statt, unter dem Titel „Bildung für eine genügsame Lebens- und Wirtschaftsweise“. Solche Bildung findet nicht nur in Schule oder Universität statt, sondern auch an außerschulischen Lernorten wie Wirtschaft und Gemeinschaftsgarten. In gemeinschaftlichen Anstrengungen kann jede Person zur Veränderung beitragen. Die Leopold-Kohr-Summerschool fand zum sechsten Mal statt, in der Salzburger Stieglbrauerei. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Bildung für eine genügsame Lebens- und Wirtschaftsweise“ und wurde von Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter organisiert. Die vom deutschen Wachstumskritiker Niko Paech moderierte Veranstaltung widmete sich verschiedenen Lernorten, an denen man sich in Genügsamkeit üben kann – eine für die Zukunft notwendige Kernkompetenz. Diese Bildung kann in klassischen Bildungsinstitutionen stattfinden. Thomas Weiger, der Nachhaltigkeitskoordinator der Paris-Lodron-Universität Salzburg, berichtete von den Initiativen der Universität, Sarah Friembichler präsentierte Bildungskonzepte, wie sie am Werkschulheim Felbertal gelehrt und gelernt werden. Außerschulische Lernorte spielen allerdings ebenso eine Rolle auf dem Weg zu Nachhaltigkeit und Suffizienz bzw. Genügsamkeit. Susanne Erhart und Andreas Auer vom Verein frauenanderskompetent zeigen nicht nur mit den eigenen sozialökonomischen Betrieben, wie Nachhaltigkeit, Genügsamkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang gebracht werden können, ihre Mitarbeiterinnen fungieren auch als Botschafterinnen für andere Betriebe. Christian Lorenz Müller gab schließlich mit einer Lesung aus seinem neuen Buch „Die Radieschen-Revolution“ poetische Einblicke in das Zusammenarbeiten im Gemeinschaftsgarten. Dort gilt, was allgemein als Fazit der Summerschool gesehen werden kann: Utopien wurzeln in der Erde.
Bericht und Bilder: Tauriska – Text: Peter Linhuber