Seit einigen Wochen gibt es einen gemeinnützigen Verein MAIER MÜHLE MÜHLTHAL. Gegründet hat ihn Ludwig Maier (siehe Foto) mit seinem Bruder Anton Maier sowie mit einigen Freunden und Gemeinderatsmitgliedern von Nussdorf am Inn. Ziel ist es, das historische Anwesen auch weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ludwig Maier (89) hatte nach dem tragischen Tod seines einzigen Sohnes im Alter von 37 Jahren im Jahr 2006 eine schwere Lebenskrise, er wollte nicht mehr leben, nur alles weg haben, um zu sterben. Völlig überstürzt und ohne Gespräche mit der eigenen Familie hatte er mit seiner Frau Gertrud das Mühlthal-Anwesen einem entfernten Verwandten mit eigenem lebenslangem Nießbrauchsrecht überschrieben. Es folgten lange Jahre des Schweigens aus Scham über diese Entscheidung – bis zur Coronazeit. Seitdem spricht er viel davon mit Anderen und sucht nach Lösungen, das Anwesen wieder zurückzubekommen. Nach der langen Zeit ohne erkennbare Möglichkeiten entstand die Idee eines Vereins. Der gemeinnützige Verein soll dem entfernten Verwandten die Möglichkeit geben, das „Mühlthal“ dem Verein zu überschreiben, damit es nie verkauft wird und damit als Wahrzeichen von Nussdorf am Inn und vom Samerberg erhalten bleibt. Letztlich soll es Eigentum der Gemeinde Nussdorf werden, falls der Verein irgendwann nicht mehr existieren sollte.
Was steht hinter dieser Entscheidung? Ludwig Maier hat sich sein ganzes Leben eingesetzt für diesen wunderbaren Ort. Sein Vater – 1907 im Mühlthal geboren – hatte noch vier weitere Geschwister, alle blieben sie ledig. Der Vater unterstützte die Geschwister und das Mühlthal finanziell. Ludwig als sein Sohn wurde später neben seinem Beruf im Butterwerk Karwendel in Buchloe mit seiner Cousine Kreszentia Maier vielen Leuten in Nussdorf und am Samerberg als Original bekannt. Die Heuernte und das baufällige Haus erforderten viel Arbeits- und Geld-Einsatz. Um 1980 wäre das Dach fast zusammengebrochen, der Wasserlauf für die Mühle wurde in den 80er Jahren und 2010 erneuert. Die Cousine Kreszentia Maier führte die kleine Landwirtschaft noch bis Ende der 90er Jahre. Ludwig Maier sorgte für sie bis zum Tod im Jahr 2001. Seit 2004 ist Pater Walter Huber Mieter, er hat mit Ludwig Maier und Freunden Stück für Stück das Bauernhaus renoviert. Die Mühlthal-Mühle soll im Sinne von Ludwig Maier auch weiterhin ein Ort des Gebetes bleiben, so finden zum Beispiel jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ein gemeinsames Rosenkranzgebet ab 18 Uhr vor dem Marterl am Mühlengebäude statt.
Die Geschichte der Mühle
Bereits 1445 wurde die Mühle von Mühltal erstmals urkundlich erwähnt, kirchlich und gemeindlich gehörte sie immer zur Gemeinde Nussdorf am Inn. Stromzufuhr und Telefonleitungen kommen von der Nachbargemeinde Samerberg und so hat der Weiler zwei verschiedene Postleitzahlen. Das Haus neben der Mühle wurde 1786 in die heutige Form gebracht, vormals gehörte die Mühle noch auf der anderen Tal-Seite vielleicht zur untergegangenen Burg Klammenstein. „In Urzeiten war bei uns der tiefste Punkte vom Samer See, das Wasser reichte bis zum Ort Gritschen. Früher führte auch noch ein recht steiler Weg nach Kirchwald“ – so Ludwig Maier, der sich auch noch gut erinnert, dass die Mühle von Mühltal mehrmals und unter anderem mit Steigerwälder Musikanten, mit den Wildecker Herzbuben und mit der Schauspielerin Maria Schell für Filmaufnahmen diente.
Foto: Mühle mit Wohnhaus – Rainer Nitzche
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