Kirche

Brief zum Europäischen Holocaust-Gedenktag

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Kardinal Reinhard Marx würdigt den Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma am 2. August als „Zeichen in Europa gegen wiedererstarkende Formen von Rassismus und politischem Radikalismus in unserer Zeit“. Anlässlich der Gedenkveranstaltung, die an die Ermordung von 4.300 Sinti und Roma am 2. August in Auschwitz-Birkenau vor 80 Jahren erinnert, betont der Erzbischof von München und Freising in einem Brief an Romani Rose, Präsident des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma in Deutschland, den bis heute gültigen Vorbildcharakter des „couragierten Widerstandhandelns“ der Sinti und Roma gegen die „Mordpläne der SS“.

Zugleich räumte der Kardinal ein moralisches Versagen der Kirchenleitung der Erzdiözese München und Freising gegenüber den hilfesuchenden Sinti und Roma während der NS-Diktatur ein: Dieses „ist und bleibt ein Auftrag, sich jeglichen Formen von Antiziganismus, Diskriminierung und Menschenhass entschieden entgegenzustellen“. Der Gedenktag erinnere nicht nur an das schreckliche Unrecht und Leid, das die Deutschen am 2. August 1944 über die Gruppe der Sinti und Roma brachten, so Marx weiter, sondern zugleich auch an den tatkräftigen Widerstand, den am 16. Mai 1944 viele aus dieser Gruppe leisteten. „Mit ihrem mutigen Einsatz gegen die Unterdrücker hatten sie nicht nur ihr bloßes Leben, sondern auch ihre unveräußerliche Würde als Menschen und Geschöpfe Gottes verteidigt.“ Der Gedenktag sei in diesem Jahr besonders wichtig und wegweisend: „Nicht nur ist es der symbolische 80. Jahrestag der Ermordung von 4300 Sinti und Roma, darunter zahllose alte und kranke Menschen, Frauen und Kinder – die letzten Verbliebenen der Sinti und Roma im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau“. Es sei auch ein Tag, so Marx, an dem noch einmal Seite an Seite mit den letzten Überlebenden und Zeitzeugen des Holocaust der ermordeten Sinti und Roma gedacht werden könne.

Der Europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erinnert jährlich am 2. August an die Opfer des Völkermordes an den europäischen Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus. Am 2 August 1944 hatte die SS die verbliebenen rund 4.300 Sinti und Roma in Auschwitz ermordet. Die SS hatte bereits am 16. Mai 1944 versucht, Tausende Angehörige der Minderheit in den Gaskammern zu ermorden. Diese Vernichtungsaktion wurde wegen des erbitterten Widerstands der Sinti und Roma abgebrochen. Die Gesamtzahl der Opfer des Genozids an Sinti und Roma wird auf 220.000 bis 500.000 geschätzt. (hor)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Archiv-Foto: Andrea Major

 

 

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