Bezirksvorsitzender Michael Hamburger der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ELF) Oberbayern lud den ELF-Bezirksvorstand zum Austausch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, MdL. Bei diesem Treffen wurden wichtige Themen für die Landwirtschaft besprochen, darunter die Neuregelung zu den Nachbaugebühren, Fleischersatzprodukte und Kulturfleisch, die Fleischvermarktung von Jungvieh auf Almen, die Neuregelung zur Pflanzenzüchtung mit CRISPR/Cas durch die EU und die Wiedereinführung der Derogation.
Ein zentrales Thema des Gesprächs war die aktuelle Rechtsprechung zu den Nachbaugebühren. Diese Gebühren müssen Landwirte, die geschützte Sorten anbauen, an Saatgutzüchter entrichten. Es wurde die Problematik diskutiert, dass einige Landwirte dieser Verpflichtung nicht nachkommen oder unvollständig nachkommen und teils nicht zertifiziertes Saatgut verwendet wird. Der Bundesgerichtshof hat kürzlich entschieden, dass der Erfassungshandel geeignete Maßnahmen ergreifen muss, um sicherzustellen, dass nur ordnungsgemäß erzeugtes Saatgut angenommen wird. Sollte das angelieferte Saatgut nicht den Vorschriften entsprechen, haftet der Landwirt. Die Saatgut Treuhand hat ein Portal eingerichtet, wo sich die Landwirte registrieren und ihre Einkaufsrechnungen fürs Saatgut hochladen sollen. Für die Landwirte bedeutet dies eine zusätzliche Arbeitsbelastung bei der Datenerfassung und zusätzliche Bürokratie. Es muss hier schnell eine unkomplizierte Lösung zwischen den Agrargenossenschaften und den Landwirten zur leichteren Handhabung gefunden werden.
Ein anderes Thema sind Fleischersatzprodukte und sogenanntes Kulturfleisch. Es wurde betont, dass Fleischersatzprodukte oft echten Fleischprodukten in Geschmack und Konsistenz ähneln und aus Soja, Tofu und Weizenproteinen bestehen. Diese Ersatzprodukte sind oft in der Fleischtheke zu finden und spiegeln den Verbrauchern falsche Tatsachen vor. Wir müssen hier auf Aufklärung der Verbraucher setzen. Kulturfleisch hingegen wird durch die Entnahme einer Gewebeprobe aus einem Embryo von Tieren und deren Vermehrung in Laboren gewonnen. Dieser Prozess ist sehr energieintensiv und kostenaufwendig und somit wird es auf dem Absatzmarkt nicht oder noch nicht angenommen. „Oft ist den Verbrauchern nicht klar, wie Laborfleisch hergestellt und wie hochverarbeitet Fleischersatzprodukte sind. Sie enthalten viele Zusatzstoffe, bei wichtigen Mineral- und Ballaststoffen sowie Vitaminen sieht es hingegen mau aus. Das Klischee von gesund oder umweltfreundlich stimmt leider oft nicht. Wir stehen klar hinter unseren fleischerzeugenden Betrieben und stärken ihnen den Rücken. Die Zielrichtung muss sein mit ´Frische aus Bayern` den Selbstversorgungsgrad in Bayern gezielt zu erhöhen und zu stärken“, so die Ministerin Kaniber.
Viele Betriebe verkaufen ihr Jungvieh zur Mast und holen es später wieder zurück nach Bayern. Der Raum Miesbach ist nun Modellregion. Dort bleiben die Tiere 2 bis 2,5 Jahre beim Landwirt und werden dann vor Ort vermarktet. Landwirtschaftsministerin Kaniber unterstützt diese Initiative und ist bereits seit Jahren in Gesprächen mit den Zuchtverbänden, um Details dazu auszuhandeln, wie der Verbleib der Tiere vor Ort gefördert werden und somit der Selbstversorgungsgrad in Bayern gesichert werden kann. Auch über die Zukunft des Rinderschlachthofes in Waldkraiburg waren die Vorstandsmitglieder der ELF besorgt.
Ein weiteres Thema, das dem ELF-Bezirksvorsitzenden Michael Hamburger auf den Nägeln brannte, waren die neuen rechtlichen Herausforderungen und die fehlende Abgrenzung im Bereich der modernen Pflanzenzüchtung, insbesondere im Zusammenhang mit CRISPR/Cas (Gen-Schere). Bayern sollte die Chancen dieser Technologie nutzen, um Pflanzen und Tiere an aktuelle Gegebenheiten anzupassen und auf teure Pflanzenschutzmittel verzichten zu können. Ein Verzicht auf diese neue Technologie würde lediglich dazu führen, dass importierte Produkte aus dem Ausland nach diesen Methoden hergestellt und importiert würden, während bayerische Betriebe ins Hintertreffen geraten und wir somit auf dem Abstellgleis landen. Wichtig für die Ministerin war bei diesem Thema, dass Bayern einen eigenen Weg finden kann und nicht etwas von der EU übergestülpt bekommt, das nicht praktikabel ist.
Abschließend wurde die Derogation auf Grünland angesprochen. Dies wäre eine Möglichkeit für Tierhalter, mehr Organischen Dünger ausbringen zu können, auf Flächen, die diese Nährstoffe dringend benötigen. Der ELF-Vorsitzende Hamburger berichtete, dass die Wiedereinführung der Derogation bereits Konsens bei einer Veranstaltung vor den Landtagswahlen mit dem damaligen Agrarsprecher Martin Schöffel war. Michaela Kaniber verwies auf einen intensiven Schriftverkehr dazu mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Sie stellte fest, dass es unter der aktuellen Bundesregierung keine Bereitschaft zur Wiedereinführung der Derogation gebe und dort die Interessen der Wissenschaft und Praxis nicht berücksichtigt würden.
Der Austausch mit der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber verdeutlichte die vielfältigen Herausforderungen und Chancen für die Landwirtschaft in Bayern. Es wurde betont, dass eine enge Zusammenarbeit und ein konstruktiver Dialog notwendig sind, um die Zukunft der bayerischen Landwirtschaft zu sichern und zu stärken. Zum Abschluss überreicht Michael Hamburger einen Blumenstrauß.
Bericht und Foto: Michael Hamburger
Bildunterschrift (v.l.n.r.): Max Weichenrieder, Erwin Heckl, Thomas Huber, Rupert Staudhammer, Michaela Kaniber, Martin Bruckmeier, Roland Kirr, Georg Kirchmeier, Walter Ulrich, Michael Hamburger, Martin Huber, Sepp Andres, Brigitta Regauer, Robert Wagner, Hans Hacklinger, Matthias Heiml