Die Lage in der Metall- und Elektro-Industrie in Südost-Bayern hat sich verschlechtert, die Erwartungen für die kommenden Monate und die Beschäftigungspläne der Unternehmen sind verhalten. „Konjunkturschwäche und Standortprobleme gefährden mittlerweile die Zukunft unserer Industrie. Dazu kommt: Eine Trendumkehr zeichnet sich nirgends ab. Wir verlieren zunehmend Wertschöpfung im Inland, investiert wird überall, nur nicht bei uns. Das sind schlechte Aussichten“, erklärte Frank Eberle, Vorstandsmitglied der Region Südost-Bayern der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm zur aktuellen Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen in der Region, die heute in Rosenheim gestellt wurde.
Laut Umfrage hat sich die aktuelle Geschäftslage im Inland erheblich eingetrübt, fast jedes dritte Unternehmen in Oberbayern bewertet diese als schlecht, nur sieben Prozent als gut. Im Auslandgeschäft bewerten 22 Prozent der Unternehmen in der Region als schlecht, nur neun Prozent als gut. Auch die Erwartungen für die künftige Entwicklung sind eingetrübt.
Die schwache Konjunktur und die sich verschlechternden Standortbedingungen wirken sich immer negativer auf die Produktion aus. Der Anteil der Unternehmen mit einem Produktionsrückgang hat sich gegenüber dem letzten Jahr mehr als vervierfacht auf 48 Prozent. „Zum Jahreswechsel hatten wir noch gehofft, dass die Produktion nur stagniert. Aktuell gehen wir davon aus, dass sie im Jahresdurchschnitt 2024 um zwei Prozent sinken wird“, prognostiziert Eberle.
Die inländischen Investitionspläne der M+E Unternehmen sind weiter gesunken und liegen tiefer im negativen Bereich. Nur noch neun Prozent wollen die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen, 23 Prozent wollen sie verringern. „Besonders schwer wiegt, dass die Erweiterungsinvestitionen auf ein sehr niedriges Niveau gesunken sind. Nur noch gut 14 Prozent aller Investitionen werden dafür aufgewendet. Der größte Teil geht in Ersatzinvestitionen. Das ist ein gefährlicher Mix für unseren Standort und bereitet uns große Sorge, da das ein klares Indiz einer an Fahrt aufnehmenden De-Industrialisierung ist“, sorgt sich Eberle. An den Auslandsstandorten sind die Investitionspläne hingegen mit einem Saldo von +26,6 Prozent expansiv ausgerichtet.
Die Beschäftigungspläne der M+E Unternehmen haben sich spürbar verschlechtert. Nur noch 11 Prozent der oberbayerischen Unternehmen wollen Beschäftigung aufbauen, rund 30 Prozent müssen Stellen streichen. Der Saldo fiel seit Winter von +12 auf -18 Punkte. „Bis Jahresende werden die Unternehmen in Oberbayern rund 2.000 Stellen abbauen müssen, zum Jahresende werden dann rund 258.000 Personen in der Region bei M+E beschäftigt sein.“
Laut Umfrage sind die Arbeitskosten die gewichtigste Ursache für die schlechten Standortbedingungen. „Sieben Prozent mehr Entgelt, wie sie die IG Metall fordert, würden dieses Problem verschärfen. Bereits der letzte Abschluss war der höchste Tarifabschluss seit 30 Jahren. Während die Tarifentgelte um 16 Prozent höher als 2018 liegen, liegt die Produktion zehn Prozent niedriger. So werden wir die De-Industrialisierung nicht stoppen“, erklärt Eberle abschließend.
Bericht und Bild: ibw – Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft e. V. – von links:
- Andreas Bublak, Vorstandsmitglied der bayme Region Südost-Bayern, Vorstand COC AG, Burghausen
- Andreas Bürger, Vorstandsjunior der bayme Region Südost-Bayern, Geschäftsführer BBW Lasertechnik GmbH, Prutting (bei Rosenheim)
- Frank Eberle, Vorstandsmitglied der bayme Region Südost-Bayern, Geschäftsführer der ALPMA Alpenland Maschinenbau GmbH, Rott am Inn
- Irene Wagner, Vorstandsmitglied der bayme Region Südost-Bayern, Geschäftsführerende Gesellschafterin psm protech GmbH & Co. KG, Marktschellenberg
- Thomas J. Halletz, Managing Director / CEO, KIEFEL GmbH, Freilassing
- Marc Hilgenfeld, Geschäftsführer bayme vbm Geschäftsstelle München-Oberbayern