Leitartikel

Überseer Barfußweg mit Räucherfischen und Drehorgel

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Werner Hartmann aus Übersee am Chiemsee ist schon ein besonders interessanter Mensch. Nicht nur, weil er nahe der Bushaltestelle „Buchwald“ an der Grassauer Straße sein Domizil überaus ideenreich ausgestaltet und für die Öffentlichkeit verfügbar macht. Kurz nach seinem 80. Geburtstag gab er Einblicke in die von ihm geschaffenen Kultur- und Ausstellungsräume, in die Besucher eintrittsfrei auf einem eigens angelegten Barfußweg hineinkommen können. „Staunen und Entschleunigen“ – das ist das Motto, das bei einem Besuch passt. Und das gilt sowohl für Einheimische wie für Urlaubsgäste.   

Werner Hartmann ist vielen Überseern schon bekannt dafür, dass er jeden dritten Samstag im Monat (das nächste mal am 20. Juli) beim Dorf- und Bauernmarkt von 10 Uhr bis 14 Uhr präsent ist. Darüberhinaus ist er mit einem mobilen Kühlschrank jeden Samstag von 9 Uhr bis 17 Uhr am Dorfbrunnen „Beste Wiese“. Und noch mehr: am Eingang zu seinem Barfußweg-Haus steht rund um die Uhr ein Selbstbedienungs-Kühlschrank zur Abholung bereit. Seine Spezialität sind geräucherte Forellen aus klarem Raitener Bergbachgewässern, die auf Buchenholz geräuchert wurden und 24 Stunden im Kräutersud gelegen hatten.

Eine zweite Leidenschaft des Autodidakten gehört der Malerei. In unterschiedlichen Stilrichtungen finden sich von ihm geschaffene Werke entlang des Weges und in den verschiedenen Räumen und Plätzen, an denen sich die Gäste niederlassen und zur Ruhe kommen können. Wenn es gewünscht wird, gibt es Kaffee und Kleinigkeiten dazu und wer Glück hat, der trifft Werner Hartmann mit Zylinder und Frack an, wenn er von seiner Drehorgel ein paar Stücke spielt.

Seit 10 Jahren Zeitungsausträger, zuvor 20 Jahre beim Bergbadstüberl

Seit zehn Jahren ist der Tüftler und Handwerker gegenüber der Bushaltestelle Buchwald in Übersee vor Ort. So nach und nach hat er die Wege, Kunststationen und Verweilräume (unter anderem mit einer Bücherei) ausgebaut. Seit dieser Zeit ist er ohne Urlaub und Ausfall von Montag bis Samstag täglich in aller Herrgottsfrühe unterwegs, um rund 90 Abonnenten in der Gemeinde ihre Chiemgau-Zeitung zu bringen. „Das hat auch bei Hochwasser geklappt, wenn auch mit einigen Umwegen“ – so der rüstige Rentner, der vor seiner Überseer Zeit rund 20 Jahre das Grassauer Bergbad-Stüberl Richtung Strehtrumpf und Hefter-Alm bewirtschaftet hat. Dazu ergänzt er, dass er seither und damit seit 30 Jahren seine Räucherfisch-Spezialitäten anbietet.

Interessant ist noch, dass er den Barfussweg hin zu seinem Haus auf Kirchengrund angelegt hat. Der eintrittsfreie Weg mit Steinen, Schotter, Sand, Hackschnitzel und Rasen dient erwiesenermaßen der Gesundheit und wird von ihm sozusagen ehrenamtlich gepflegt. Zu seinem 80. Geburtstag bekam er mehrfachen Besuch, unter anderem von Übersees Bürgermeister Herbert Strauch und von seinen Trachtenkameraden des Trachtenvereins D´Gederer Rottau, dem er schon seit seiner Jugend angehört.

Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von Werner Hartmann, seinem Barfußweg und seinen vielen weiteren Angeboten

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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