Gesundheit & Corona

Trauer um Pionierin der Reproduktionsmedizin

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Vielen Priener Familien ist sie noch in bester Erinnerung durch ihre Tätigkeiten bei der vormaligen Priener Frauenklinik Dr. Lehnert in Prien-Harras: nun verstarb die Diplom-Biologin Tatjana Kniewald vor wenigen Tagen  in einem kroatischen Krankenhaus im Alter von 78 Jahren, ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Priener Friedhof. Frau Kniewald war eine herausragende Persönlichkeit in der Welt der Reproduktionsmedizin.

An der Universitäts-Frauenklinik Erlangen war sie Teil des Teams um Prof. Dr. Siegfried Trotnow, das am 16. April 1982 die Geburt des ersten durch die IVF-Methode gezeugten Babys in Deutschland ermöglichte. Ihre Arbeit und Expertise trugen wesentlich zu diesem medizinischen Durchbruch bei. Dieses „Baby“ feierte vor kurzem seinen 42. Geburtstag. Darüber hinaus engagierte sich Frau Kniewald in der Forschung und Entwicklung der Kryokonservierungstechnologien. In Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern und Regelungstechnikern war sie an der Entwicklung einer Technik beteiligt, die das Tiefgefrieren von Eizellen, Samenzellen und Frühembryonen ermöglichte. Am 1. Januar 1986 gründete sie mit ihrem Ehemann Alfred Kniewald zusammen mit zwei Gynäkologen das erste nicht universitäre IVF-Zentrum in Würzburg, was einen bedeutenden Meilenstein in der Fortpflanzungsmedizin darstellte. Von 1987 bis Mai 2005 leitete sie ein eigenes Labor für Reproduktionsbiologie in der Frauenklinik Prien am Chiemsee. Hierzu kann sich   Dr. Herbert Reuther von der Marienapotheke Prien gut erinnern, unter anderem an ein Fach-Treffen, dazu erklärt er: “Als es Ende der 80er Jahre zur künstlichen Fortpflanzung eine öffentliche sowie ehtisch-theologische Diskussion gab organisierte ich im Scholastica-Haus der Benediktinerinnen-Schwestern auf der Fraueninsel einen Gedankenaustausch mit dem führenden deutschen Moraltheologen Prof. Dr. Johannes Gründel. Daran nahmen Frauenärzte, Theologen und auch Äbtissin Domitilla Veith teil“.

Viele Kinderwunsch-Zentren entstanden – in Prien jetzt in der Hochriesstraße

„Während ihrer beeindruckenden Karriere half meine Frau oft nur ehrenamtlich bei der Organisation und dem Start von über 25 Kinderwunsch-Zentren. Unzähligen verzweifelten Paaren hat sie zu ihrem Glück verholfen. Ihre Hingabe, ihre Leidenschaft für ihre Arbeit und ihr Können haben das Leben vieler Menschen nachhaltig beeinflusst“ – so Alfred Kniewald. Das Kinderwunsch Centrum Chiemsee besteht jetzt in der Hochriesstraße 21 in Prien. Deren Ärztinnen Dr. Susann Böhm und Dr. Angelika Stachl  würdigten ebenfalls Frau Tatjana Kniewald mit den Worten: „Mit großem Bedauern nimmt das Kinderwunsch Centrum Chiemsee Abschied von Frau Dipl. Biologin Tatjana Kniewald. Als erste Biologin in Deutschland hat sie bereits im April 1982 die Geburt eines Kindes nach der künstlichen Befruchtung an der Universität Erlangen ermöglicht. Das Kinderwunsch Centrum Chiemsee hat viele Jahre bis 2009 mit Frau Kniewald erfolgreich in Prien zusammengearbeitet und zur Geburt von vielen kleinen Chiemgauern beigetragen. Wir sind dankbar, von ihrer fachlichen Kompetenz und ihrem einfühlsamen Engagement bei der Betreuung der Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch profitiert zu haben“.

 Fotos/Repros: privat 

 Ärzteteam mit  Frau Kniewald    –   Geburt in Prien mit Frau Kniewald

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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