Massiver Starkregen einerseits und extreme Trockenheit andererseits – Gegensätze, mit denen sich die Landwirtschaft seit einigen Jahren auch in unseren Breiten auseinandersetzen muss. Auf was man bei der Bewirtschaftung achten kann, damit Böden Wasser wie Schwämme aufnehmen und speichern können, war Thema eines Feldtags in Steinbrünning im Landkreis Berchtesgadener Land. Bei der Veranstaltung des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern gemeinsam mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein informierten sich Landwirtinnen und Landwirte sowie Auszubildende der Landwirtschaft vor Ort über Boden- und Gewässerschutz.
Intakte Böden sind für jeden Landwirt eine wichtige Investition in die Zukunft: Sie können Regenwasser rasch aufnehmen, besser speichern und später den Pflanzen zur Verfügung stellen sowie die Grundwasser-Neubildung sicherstellen. Die Struktur des Bodens, die Vegetation und der Grad der Verdichtung beeinflussen die Wasseraufnahmefähigkeit entscheidend. Wie das genau funktioniert und was die Landwirtschaft für gesunde Böden tun kann, darüber referierte der Bodenexperte Max Stadler beim Feldtag zum Thema „Starkregen und Trockenheit: Böden als Wasserspeicher durch angepasste Bewirtschaftung“ Mitte Mai gemeinsam mit Pflanzenbauberater Michael Kirchstetter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein und boden:ständig-Berater Mathias Auer.
Michael Kirchstetter betonte, dass Erosions- und Gewässerschutz zusammengehören. Die Sommer werden heißer und trockener, die Winter milder und feuchter. Obwohl die Gesamtniederschlagsmenge gleichbleibt, verteilen sich die Niederschläge ungleichmäßiger. Dies führt häufig zu Problemen während der Vegetationsperiode durch fehlenden Regen. Die steigenden Temperaturen beanspruchen die Wasserreserven im Boden stärker als zuvor, während Starkniederschläge zunehmen. Die Regenverdaulichkeit und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens sind daher entscheidend.
Bodenexperte Max Stadler ergänzte, dass angesichts solcher Herausforderungen Anpassungsstrategien erforderlich seien, um mit diesem Wechsel von Überfluss und Mangel an Wasser umzugehen, sowohl jetzt als auch in Zukunft. Eine elementare Rolle komme dabei unseren Böden zu, sagte Stadler. Zur Feststellung, ob ein Boden intakt ist, seien regelmäßige Bodenprofilanalysen erforderlich. Diese geben Aufschluss über die Gesundheit und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens. Dazu müssen die Bodenschichten, z.B. mit einer Bodensonde, genauer untersucht werden. Nur so lasse sich feststellen, ob der Boden locker oder verdichtet ist.
Aber auch die Population von Regenwürmern ist ein wesentlicher Indikator für die Bodenbeschaffenheit, wenn nicht sogar der wichtigste, wie im Vortrag von Max Stadler deutlich wurde. Zudem waren die Auswirkungen der Bodenverdichtung ein zentrales Thema bei der Veranstaltung. So tragen z.B. Landmaschinen durch ihr Gewicht wesentlich zur Verdichtung des Bodens bei, die wiederum die Ursache für Bodenerosion ist. Diese Verdichtung schränkt auch das Wurzelwachstum stark ein, so Max Stadler. Eine Ertragssteigerung könne es damit nicht mehr geben.
Deshalb sein Appell an die Landwirtinnen und Landwirte: In Zukunft solle man großes Augenmerk auf Gewicht, Überfahrten und Bodenverdichtung legen. Denn sie verursache Kosten, fördere einen starken Abfluss von Regenwasser und damit Erosion und Hochwasser. Der Landwirt verliere dadurch seine wertvolle, fruchtbare Bodenkrume. „Bodenschutz und damit Erosionsschutz beginnt beim Regenwurm!“, so das abschließende Resümee von Max Stadler.
Ein ausführlicher Nachbericht zum Feldtag in Steinbrünning ist unter www.ale-oberbayern.bayern.de/355475/index.php zu finden.
Foto & Text: Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern