Der Projektleiter in der Ländlichen Entwicklung spielt eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Initiativen, die darauf abzielen, die Lebensqualität und Perspektiven im Ländlichen Raum zu verbessern. In dieser wichtigen Position geht es nicht nur um die Koordination von Projekten, sondern auch um die Gestaltung und Förderung nachhaltiger Veränderungen in ländlichen Gemeinschaften.
„Jedes Dorf und jedes Projekt ist anders. Man arbeitet aber immer mit den Menschen vor Ort und bekommt so einen Einblick, wo der Schuh drückt. Wir vom vom ALE versuchen für jedes Dorf und jede Gemeinde individuell eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Die Herausforderung für den Projektleiter ist es dabei alle, Akteure an einen Tisch zu bringen.“ Dazu braucht es einige Schlüsselkompetenzen, wie z.B. gute Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten, so Matthias Weyerer, der nach seinem einjährigen Vorbereitungsdienst nun schon seit einem Jahr als Projektleiter am Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberbayern tätig ist. Aber auch die Bürgerinnen und Bürger tragen zum Gelingen des Projekts bei. Sie stellen selbst einen Maßnahmenkatalog für ihr Dorf auf, dadurch müssen sie sich intensiv mit den Stärken und Schwächen ihrer Ortschaft auseinandersetzen. Das führt dazu, dass sich die Bürger mit ihren Maßnahmen identifizieren und dass die Maßnahmen nicht in irgendeinem Büro künstlich auf die Ortschaft konstruiert wurden und im Nachhinein vor Ort auch akzeptiert sind.
„Der Beruf des Projektleiters hat viel mit Gesprächen, Erklärungen und dem Erarbeiten von Lösungen zu tun. Im Außendienst, zum Beispiel bei einer Vorstandssitzung vor Ort erarbeitet man mit seinem Vorstand die nächsten Beschlüsse. Diese durchzuführen ist die Aufgabe im Innendienst, durch Telefonate, Schriftverkehr oder dem Aufsetzen des nächsten Verwaltungsaktes arbeitet man so Schritt für Schritt weiter, und erarbeitet die Wünsche der Beteiligten – natürlich immer im Rahmen der gesetzmäßigen Anforderungen.“
Dass das oft nicht ganz einfach ist, weiß auch Agnes Dinkel, die seit 2021 als Projektleiterin ALE) tätig ist. Sie betreut dort aktuell rund sieben Projekte in Oberbayern.
„Projekte sind einerseits Verfahren oder Vorhaben nach festen, standardisierten Regeln bzw. Gesetzen und Vorgaben. Zum anderen ist jedes Projekt zugleich individuell und besonders. Es lebt von der Einzigartigkeit der Menschen vor Ort, seinem naturgeographischen Raum und seiner lokalen Geschichte. Diesen beiden Seiten gerecht zu werden, ist der Spagat, dem man sich als Projektleiterin täglich stellt. Eine ,gymnastische Kür‘ wird es dadurch, dass man nicht nur ein Projekt betreut, sondern immer mehrere – also eine Garantie, dass nie Langeweile auftritt.“ Manchmal wird es in den sogar Verfahren tierisch, erzählt sie. „Während meiner Ausbildung habe ich einen Ortstermin eines Verfahrens besucht, in dem ein Problem darin bestand, dass der Biber die auf dem Bachufer gelegene Straße unterhöhlt hatte und die Stabilität nicht mehr gewährleistet war. Die Lösung war, den begradigten Bach zu renaturierten und so Abstand zur Straße zu schaffen. Was mir aber besonders in Erinnerung geblieben ist, ist der kolossale Biberdamm, den man auch als Überquerungshilfe über den Bach nutzen konnte. Der standortbewusste Biber hatte sich nämlich eine große Anzahl von Bierflaschen einer örtlichen Brauerei von einem Jugendtreff in der Nähe „geliehen“ und fest in seinen Damm eingebaut. Das Bier war also gut gekühlt – allerdings nicht mehr erreichbar.“
Die Welt im Kleinen immer wieder in überschaubaren Schritten gestalten und verbessern – das war Agnes Motivation sich für den Beruf zu entscheiden. Dabei trägt man aber auch zur Lösung von aktuellen Problemen unserer Gesellschaft wie Klimawandel, oder Energiewende bei. Diese müssen und können nicht allein in Städten gedacht werden. Vor allem im ländlichen Raum liegt das Potenzial für viele Lösungsansätze. Auch du möchtest die Chance nutzen, die Vielfalt in den verschiedenen Orten im ländlichen Raum Oberbayerns zu entdecken und zu gestalten? Dann steig ein als Projektleiter oder Projektleiterin am ALE. Der Vorbereitungsdienst nach einem abgeschlossenen Bachelorstudium im Bereich Geoinformatik beginnt jeweils zum 1. Mai jeden Jahres.
Weitere Informationen und Eckdaten gibt es hier: https://www.stmelf.bayern.de/landentwicklung/karrierechancen/projektleiter-fuer-land-und-dorfentwicklung/index.html
Bericht und Fotos: © ALE Oberbayern