Wie berichtet trafen sich die Chiemgauer Trachtler zu ihrer 72. Wallfahrt nach Raiten – davon im Wortlaut die Predigt von Pfarrer Josef Steindlmüller und die Gruß- und Dankesworte des Gauvorstandes Thomas Hiendl.
Predigt zur Trachtenwallfahrt des Chiemgau-Alpenverbandes am Feiertag „Christi Himmelfahrt“ zur Kirche Maria zu den 7 Linden in Raiten, Gemeinde Schleching – Im Wortlaut von Pfarrer Josef Steindlmüller, GTEV Hittenkirchen.
Liebe Schwestern und Brüder, mei Predigt mecht i heit mit am kloana Witz ofanga: „Kimm i in Himmel, wenn i da Kiach 25.000 Euro stift?“ – frogt a Geschäftsmo an Pfarrer. „konn i ned song, Gottes Wege san unerforschlich“ – antwortet der Pfarrer, „aber a Versuch waars wert…“
Dem Pfarrer in dem Witz geht´s eher um´s Gschäft ois ums Seelsenheil der Gläubigen… natürlich kon ma aber an Himmel ned kaffa. Da Himmel is a Gschenk. Des Heil, des vo Gott kommt, werd uns in erster Linie gschenkt. Natürlich kemman aa unsere Verdienste und guadn Werke mit dazua, aber in erster Linie is da Himmel a Gschenk. Des betont der hl. Paulus in der zwoaten Lesung: „jeder von uns empfing die Gnade.“ Die Gnade empfängt man gratis. Im Johannesevangelium gibt´s aa den scheena Satz: „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen: Gnade über Gnade“ Die Gnade, das Heil werd uns gschenkt. Und Paulus sogt in da Lesung aa, wodurch uns die Gnade Gottes geschenkt wird: in der Taufe.
Mia san ja derzeit im Bistumsjubiliäum. Anlass is, dass vor 1300 Johr der hl. Korbinian nach Freising kemma is. Der Herr Kardinal wünscht, dass im Zentrum des Bistumsjubiläum das Thema der Taufe steht! Mia san olle taaft worn, de meisten vo uns am Anfang des Lebens. Und die Taufe is ned nur eine Willkommensparty für kloane Babys. Die Taaf is mehra: sie is a Verheißung (in dreifacher Hinsicht a Verheißung):
1.Sie is a Verheißung, dass as Lem guad is.
Wia vui Sachan gibt´s in da Welt, de negativ san: Kriege, Inflation, Klimawandel usw… und de Taaf verheißt uns, dass as Lem trotzdem guad is, weil wir von Gott angenommen san und durch die Taufe Kinder Gottes worn san. Wir gedenken ja heit der Opfer vom zwoaten Weltkriag. Und vui ham den damaligen Wahnsinn nur mit ihrem Glauben aushoitn und verarbeiten kinna.
2.De Taaf is dann a a Verheißung, dass das Lem an diafn Sinn hot. Unser Lem hod an diafn Sinn, weil wir es in der Gegenwart Gottes leben und mit Gott lem deafn. Die Sinn-Losigkeit is ja oane der schlimmsten seelischen Krankheiten unserer Zeit – grod in de reichen Länder. In de reichen Länder spürt ma, dass des Materielle den Hunger nach Sinn ned stillen ko… Der Glaube gibt uns an diafn Sinn, weil wir in der Gegenwart Gottes lem deafn, mit eahm, vor seinem Angesicht.
3.De dritte Verheißung, de uns de Taaf schenkt, is de Verheißung, dass as Lem guad ausgeht. Des heitige Fest gibt uns die Hoffnung, dass wir mit Christus mitgeh deafn in die Wirklichkeit, die wir Himmel nennen. Christus is uns vorausganga und er hod mit seiner Himmelfahrt nicht nur sich selbst, sondern den Menschen erhöht, wias heit im Tagesgebet ghoaßn hot. Er schenkt uns die Hoffnung, dass wir mit eahm in den Himmel geh deafn. Und der Himmel is nix anders ois de Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.
Als getaufte Christen stehn wir sozusagen mit oam Hax scho im Himmel drin. Aber em ned, weil wir so toll oder super san, sondern weil uns des gschenkt worn is durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Unser Auftrag oder unsere Berufung is es aber dann, dass wir mit unserm Leben eine Antwort auf dieses Geschenk geben. Wir nehmen dieses Geschenk ja nur an, wenn wir dann auch als Getaufte Christen lem. Wenn wir ois getaufte Christen unser Lem gstoitn, backeln wir sozusagen des Gschenk der Taufe aus. Wenn ned, dann is wia a Geschenk, des ma ned mog: des stellt ma in Regal eine und do vastabt´s. Mia san dazu berufen, als Christen das Lem zu gestalten und dass ma des sichtbar machan in den guadn Werken, in der Liebe zu Christus und in der gelebten Solidarität untereinander.
De gelebte Solidarität is wichtig. Wir lem in a Zeit, wo beklagt werd, dass de Gesellschaft immer mehra a „Ich-Gsellschaft“ werd. Do san de Trachtenvereine a Bereich, der a Gegenbeispui is: im Trachtenverein werd de Solidarität glebt in Freud und Leid. Zur Berufung ois Christen gheart a dazu, dass ma zur Kiach stehen. Bei der Kiach sieht man ja gern und oft das Negative. Des Negative in da Kiach gibt´s aa und des konn i aa ned schee redn. Und a jeder Skandal muass aufgearbeitet wern und muass Konsequenzen ham, des is ohne Frage! Aber mia deafan zugleich aa ned des übersehng, wo´s uns de Kiach Scheens und Positives schenkt. De Kiach schenkt uns und der Gsellschaft aa vui Positives. Vor allem hat uns die Kiach den Glauben überliefert. Ohne de Kiach gaab´s den christlichen Glauben ned in unserer Hoamat. Ma ko zwar heit oft hean, dass ma für den Glauben de Kiach ned braucht, aber i glaab, auf lange Sicht geht des ned…
Es gibt aa mittlerweile scho soziologische Studien, die zoang, dass do, wo de Kiach vaschwindt, aa über kurz oder lang der christliche Glaube vaschwindt… Desweng gheat in meine Augen aa mit dazu, dass ma in da Kiach bleim, wenn wir bewusst als getaufte Christen lem woin, aa, wenn´s unbestreitbar aa de Schattenseitn in da Kiach gibt.
Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir als getaufte Christen unser Leben gestalten, dann backeln wir sozusagen das Geschenk der Taufe aus, dann nutzen wir dieses Geschenk. Oder anders formuliert: dann kann sich die Gnade der Taufe in unserem Leben wirken und entfalten. Somit mecht i Eich eilon, dass wir im Bistumsjubiläum uns überlegn, was für mi persönlich de Taaf bedeit und wia i ois getaufter Christ mei Lem gstoitn mecht, wia i do drauf a Antwort gem ko. Der Herr möge uns auf die Fürsprache seiner Hl. Mutter dabei helfen.
Gruß- und Dankesworte von Thomas Hiendl, Erster Gauvorstand des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte
Liebe Chiemgauer Trachtler, liebe Wallfahrer, der Monat Mai ist ja bekanntlich der Marienmonat, aber auch der Wallfahrer Monat. Gerade in Bayern gibt es viele Wallfahrten zu Ehre der Gottesmutter Maria, und so pilgern auch wir Chiemgauer Trachtler immer an Christi Himmelfahrt zur Maria zu den 7 Linden auf den Kirchbichl da in Raiten.
Eine Besonderheit bei unserer Wallfahrt ist, dass wir mit dem „Glorreichen Rosenkranz“ beginnen und anschließend den „Freudenreichen Rosenkranz“ beten. Hintergrund ist vermutlich, dass die einzelnen „Gsatzl“ gerade die Zeit zwischen Ostern und dem 22. August beschreiben,
- Ostern – Der von den Toten auferstanden ist
- Christi Himmelfahrt – Der in den Himmel aufgefahren ist
- Pfingsten – Der uns den Heiligen Geist gesandt hat
- Maria Himmelfahrt – Der dich oh Jungfrau in den Himmel aufgenommen hat
- Maria Königin – Der dich oh Jungfrau im Himmel gekrönt hat.
In diesem Zeitraum von Ostern bis Ende August ist auch die „Hochzeit“ für uns Trachtler. Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht nur ein Zufall ist, sondern bewusst so gewählt worden. Grund für die Wallfahrt war der Dank für die Heimkehr aus dem 2. Weltkrieg. Dass nicht alle Trachtenkameraden dieses Glück gehabt haben, sieht man auch auf dem frisch renovierten Gedenkstein, da auf dem Kirchbichl. Dort stehen die Namen der Gefallenen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, mit der Widmung „Den Gefalln, Söhnen und Brüdern im Chiemgau“.
Die Herrichtung des Gedenksteins wurde finanziert aus dem Kaffee und Kuchenverkauf der Raitner Dorfgemeinschaft, nach unserer Trachtenwallfahrt. Da darf ich an dieser Stelle bei Euch allen Vergelt’s Gott sagen.
Die Heimkehrer haben es sicher als Glück empfunden, aus dem Krieg wieder zu ihren Familien zurückzukommen. Aber nicht jeder hatte das Glück, diesen Wahnsinn zu überleben. Oft entschieden nur wenige Zentimeter über Leben und Tod. Wie nahe Glück und Leid im Krieg beieinander liegen sagt uns z.B. auch das 1809 entstandene Lied vom „guten Kammeraden“, dass wir immer nach dem Gottesdienst am Soldatengrab hören. Einige wissen nicht, dass es dazu auch einen Text gibt, den ich kurz zitieren darf.
Ich hatt’ einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
Im gleichen Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen,
Gilt sie mir oder gilt sie dir?
Ihn hat sie weggerissen,
Er liegt zu meinen Füßen,
Als wär’s ein Stück von mir.
Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben
Mein guter Kamerad!
Unsere Generation ist im Frieden aufgewachsen, ein Krieg war vermeintlich immer weit weg von unserer Heimat. Aber gerade die Ereignisse der letzten Jahre zeigen uns, wie schnell es gehen kann, dass aus einer friedlichen Heimat ein Kriegsschauplatz wird. Bitten wir unsere Gottesmutter Maria und unseren Herrgott, dass uns ein solches Schicksal erspart bleiben möchte, und dass unser geliebtes Heimatland von Krieg und Terror verschon bleibt.
Zum Abschluss des Gottesdienstes gebührt es sich Vergelt’s Gott zu sagen
- Hohe Geistlichkeit Pfarrer Steindlmüller und Konzelebrant Strasser
- GTEV Almenrausch Hittenkirchen für die Ausrichtung des Altardienstes
- Kirchenpfleger Manfred Kurz stellvertretend für die Organisation
- Der Musikkapelle Schleching unter Leitung Walter Reiserer
- Den Schlechinger Alphornbläsern
- Den Schlechinger Sängern
für die Gestaltung des Gottesdienstes
Vergelt’s Gott auch
- der Raitner Dorfgemeinschaft, ohne die die Trachtenwallfahrt nicht stattfinden könnte.
- Tontechnik, stellvertretend Rudi Ritter
- Den Böllerschützen für den Ehrensalut
- Allen Sicherheitsorganisationen, wie BRK, POL FFW für die Unterstützung
Und natürlich eich, liebe Chiemgauer Trachlterinnen und Trachtler fürs mitfeiern des Gottesdienstes. Bevor wir am Soldatengrab den Verstorbenen und vermissten Trachtler gedenken, darf ich Hr. Pfarrer Steindlmüller noch um den Segen bitten. Vergelt’s Gott allen fürs zuba kemma. I wünsch eich ollen noch an schönen Christi Himmelfahrtstag.
Predigt: Pfarrer Josef Steindlmüller – Gruß- und Dankesworte: Gauvorstand Thomas Hiendl – Fotos: Hötzelsperger (Altar und GTEV Wildenwart)