Ukraine- & Nothilfe

Kriegsgräberreise von Rosenheim nach Luxemburg

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Wir stehen hier in Sandweiler/Luxemburg nachdenklich an den Soldaten- und Kriegergräbern, wir haben die Kraft auch noch fast 80 Jahre nach dem Krieg an diesen Gräbern für diese vielen Toten zu beten und gedenken auch derer, die heute in der Ukraine und im Nahen Osten bei diesen vom Zaun gebrochenen Krieg sterben müssen“, so der erste Obmann der Interessengemeinschaft der Krieger- und Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim (IG Rosenheim) Pius Graf bei der Gedenkstunde auf der Gedenkstätte Sandweiler in Luxemburg.

„Die Toten mahnen auch noch nach so langen Jahren. Wir dürfen und wollen Terror, Gewalt und Unrecht in der Welt nicht einfach so hinnehmen, wir wollen uns weiter für Frieden in der Welt einsetzen“. Dr. Heike Peitsch, die deutsche Botschafterin in Luxemburg, begrüßte die 500 Gäste aus Bayern, die nach ihrer Anfahrt mit dem Sonderzug der IG mit zwölf Bussen nach Sandweiler zur Kriegsgräberstätte des Volksbundes kamen. „Unsere Hoffnung, nie wieder einen Krieg erleben zu müssen, haben sich leider nicht erfüllt. Die widerrechtlichen Angriffe in der Ukraine und im Gazastreifen haben uns leider das Gegenteil bewiesen. Es ist schön zu sehen, dass sich die IG Rosenheim auch nach so langer Zeit noch um die Gefallenen und Vermissten der großen Kriege kümmert“.

„Wir heißen alle Gäste aus Bayern hier bei uns ganz herzlich willkommen“, so die erste Bürgermeisterin der Stadt Sandweiler Jaqueline Breuer. „Wir freuen uns, dass sie die Toten aus dem letzten großen Kriege, die aus ganz Luxemburg und aus den umliegenden Lagerfriedhöfen hierher überführt wurden, bei uns besuchen; gemeinsam wollen wir dieser Toten in Eintracht und Frieden gedenken. Wir hier in Luxemburg waren die ersten, die nach dem Krieg bereits 1952 ein Kriegsgräberabkommen mit Deutschland zum Erhalt der Gräber schlossen. Was uns allen bleibt ist die Trauer und das Gedenken an die vielen Opfer der großen Kriege, gedenken wollen wir aber auch der Opfer der unseligen Kriege, die in unserer unmittelbaren Nachbarschaft toben“.

Die Blaskapelle Niklasreuth und zehn Fahnenabordnungen aus den Vereinen der IG Rosenheim gaben der Gedenkstunde eine ganz besondere Note. Pfarrer Michael Nagel zelebrierte einen Wortgottesdienst für alle Kriegsopfer. Obmann Pius Graf mahnte: „Wenn die Generation der Kriegsteilnehmer und aller die unmittelbar betroffen waren in den nächsten Jahren abtritt, dann ist es die Aufgabe unseres Verbandes das Gedenken zu bewahren“. Zu den Klängen des Liedes vom Guten Kameraden und der beiden Nationalhymnen legten Botschafterin Dr. Heike Peitsch, Bürgermeisterin Jaqueline Breuer, der Ehrenvorsitzende des Volksbundes Bezirk Oberbayern Heinrich Rehberg sowie Obmann Pius Graf einen Kranz am Hochkreuz der Gedenkstätte nieder.

Auf der Kriegsgräberstätte Sandweiler sind rund 11000 deutsche Tote aus dem Zweiten Weltkrieg bestattet. Während der schweren Kämpfe im Winter und Frühjahr 1945 im luxemburgisch-belgischen und luxemburgisch-deutschen Grenzgebiet hat der amerikanische Gräberdienst eigene und deutsche Gefallene aus der Kampfzone geborgen und sie in seinem rückwärtigen Heeresgebiet in zwei provisorischen Gräberfeldern bestattet: die Deutschen auf dem Gebiet der Gemeinde Sandweiler, die Amerikaner auf dem von Hamm (rund 1,5 Kilometer von einander entfernt). Nach Abschluss der Arbeiten durch den Gräberdienst der US-Armee zählte der deutsche Friedhof 5599 Gräber. Zwischen der luxemburgischen Regierung und der Regierung der Bundesrepublik Deutschland wurde 1952 das erste Kriegsgräberabkommen Deutschlands mit einem Nachbarland geschlossen. Damals befanden sich noch an 150 Stellen in Luxemburg deutsche Soldatengräber mit insgesamt 5286 Toten. Zumeist waren es Massengräber, über die nur unvollkommene Aufzeichnungen vorlagen. Der Volksbund bettete auch diese Toten nach Sandweiler um. Hier war genügend Gelände für eine Erweiterung und damit zur Anlage einer endgültigen deutschen Kriegsgräberstätte vorhanden. Durch die Umbettungen ergab sich die Möglichkeit, noch unbekannte Tote zu identifizieren.

Tief beeindruckt sammelten die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung spontan für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Pius Graf gab den Betrag unmittelbar an den Ehrenvorsitzenden des Volksbundes Oberbayern Heinrich Rehberg weiter. Mit dem Sonderzug fuhren die Veteranen aus dem ganzen Landkreis Rosenheim mit knapp 600 Männern und Frauen nach Saarbrücken, weit über 90 Jahre war die Älteste, knapp 22 der Jüngste. Bestens versorgt ging die Reise von Rosenheim ins Quartier nach Saarbrücken: die Unterbringung in großen Hotels ließen bei keinem der Teilnehmer einen Wunsch offen. Mit einer Flotte von zwölf Bussen ging es weiter nach Luxemburg und nach Trier, Führungen und Spaziergänge durch die Stadt Luxemburg und durch Trier sowie eine Fahrt durch das Saarland und das Rheinland gab den Teilnehmern der Fahrt einen Eindruck vom dortigen Beginn des Frühlings. Der Besuch der Kriegsgräberstätte in Sandweiler war, wie bei jeder Fahrt der IG Rosenheim, der Höhepunkt der Reise.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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