Unterstützung für den Schutz seltener Vogelarten im Landkreis
Berchtesgadener Land. Mit dem Frühling kommen auch die kiesbrütenden Vogelarten zurück ins Berchtesgadener Land. Um etwas für den Schutz dieser seltenen und störungssensiblen Arten zu tun, gibt es ein Schutzprojekt im Landkreis. Dieses beinhaltet auch das jährliche Kiesbrütermonitoring zur Bestandsaufnahme der Kiesbrüter entlang der Flüsse. Die Gebietsbetreuung sucht ehrenamtliche Mithelfer.
Mit Flussregenpfeifer und Flussuferläufer sind ab April bis etwa August zwei seltene Arten zurück in der Region, um sich fortzupflanzen. Dafür nehmen die 15 bis höchstens 22 cm großen Vögel einen Langstreckenflug auf sich – viele kommen von West- und Südafrika, einige aus dem Mittelmeerraum, wo sie die Wintermonate verbracht haben. Ihren Lebensraum haben die Hochleistungsflieger an intakten, wilden Flussabschnitten und entlang naturnaher Flüsse. Davon gibt es nicht mehr viele, und einige befinden sich entlang von Saalach, Salzach und Berchtesgadener Ache. Ihre Zeit verbringen die Vögel auf den Sand- und Kiesbänken und Flussinseln, wo sie Nahrung suchen und ihre Jungen großziehen. Dabei kann man beide Arten durchaus mit einer ähnlich großen Bachstelze verwechseln. Der Flussregenpfeifer hat von Weitem ein ähnliches Aussehen und der Flussuferläufer hat wie Bachstelzen einen Tick: So wie Bachstelzen mit ihren Schwänzen wippen, wippt der Flussuferläufer ständig mit dem Hinterkörper.
Die beiden Vogelarten gehören zu den Watvögeln – sie waten bzw. schreiten auf Nahrungssuche im Uferbereich durch flaches Wasser und Schlamm. So stochert der Flussuferläufer etwa mit seinem langem Schnabel im Boden, um Beute aufzuspüren. Eine witzige Beutefangtechnik hat der Flussregenpfeifer: Mit seinem guten Sehsinn hält er starr stehend nach Insekten und deren Larven, Spinnen, Würmern und Weichtieren Ausschau – und läuft dann blitzschnell wie eine Dampfwalze „rollend“ über die Kiesbank zu seiner Beute, die er dann vom Boden und aus dem Wasser aufpickt. Ab und zu tritt er auf der Stelle kräftig mit den Füssen ein „Mini-Erdbeben“ los, mit dem er die im Boden lebenden Tiere aufschreckt.
Die beiden Vogelarten legen als Kiesbrüter ihr Nest in einer flachen Bodenmulde an, zwischen Steinen oder niedriger Vegetation auf Kiesbänken. Vor Fressfeinden schützen sie sich durch ihre Tarnung. So kann man einen reglosen Flussregenpfeifer kaum zwischen den umliegenden Steinen erkennen. Während der Brutzeit reagieren die Kiesbrüter sehr sensibel auf Störungen – auch schon bei einer Annäherung auf 80 Meter. Solche Störungen sowie der Lebensraumverlust gefährden den Bruterfolg und den Kiesbrüterbestand, weshalb ihre Bestände in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen haben. Sie stehen unter Schutz und es gibt einige Projekte, die sich für den Erhalt dieser in Bayern und insbesondere im Alpenbereich vom Aussterben bedrohten Arten einsetzen.
Mithilfe für den Schutz der Kiesbrüter
Um die letzten Kiesbrüterpaare im Landkreis zu schützen, gibt es ein gemeinsames Schutzprojekt durch Gebietsbetreuung, Landesbund für Vogelschutz (LBV), untere Naturschutzbehörde und Biosphärenranger, das sich auch an das bayernweite Artenhilfsprogramm Kiesbrüter des Landesamtes für Umwelt und des LBV anlehnt. Hierbei werden u.a. jährlich ab Ende April die Bestände der Vögel entlang der Saalach und Salzach sowie der Berchtesgadener Ache erfasst. Auch werden während der Brutzeit einige wenige ausgewählte Kiesbänke, die nachgewiesene Brutreviere der störungssensiblen Vögel sind, mit gelben Hinweisschildern versehen. Diese Bereiche sind zur Brutzeit nicht zu betreten.
Für die Erfassung der Kiesbrüter werden für dieses Jahr noch ehrenamtliche Helfer gesucht, die von Ende April bis Mitte Juli etwa einmal alle zehn Tage einen rund zwei bis vier Kilometer langen zugeteilten Flussabschnitt im Landkreis, insbesondere entlang der Saalach oder Salzach, abgehen und die dort vorkommenden Kiesbrüter dokumentieren. Interessierte können sich bis Freitag, 12. April 2024, unter gebietsbetreuung@lra-bgl.de oder unter der Telefonnummer +49 8651 773-682 melden. Gebietsbetreuerin Julia Werner informiert gerne über das Kiesbrüterschutzprojekt und steht bei weiteren Fragen zur Verfügung.
Weitere Informationen gibt es auf den Seiten des Artenhilfsprogramms Kiesbrüter Artenhilfsprogramm Kiesbrüter (bayern.de) <https://www.lfu.bayern.de/natur/artenhilfsprogramme_voegel/kiesbrueter/index.htm> sowie AHP Kiesbrueter – Schutz der kiesbrütenden Vögel <https://kiesbrueter.de/> .
Foto: Der Flussuferläufer sucht im seichten Uferbereich von Kiesbänken wippend nach Nahrung
Foto: Christoph Müller
Text: LRA BGL