Leitartikel

Blasmusik und Sprüche beim Priener Starkbierfest – II

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Starkes Bier und nicht minder starke Sprüche des Fastenpredigers prägten einen schönen Abend lang das Geschehen im gut besetzten König-Ludwig-Saal von Prien. Eingeladen hierzu und zum traditionellen Starkbierfest hatte die Priener Blaskapelle, sie bot neben stimmungsvoller Blasmusik auch eine reichhaltige Tombola und vor allem Bruder Johannes, der den Leuten von Prien und Umgebung in seinem Jahresrückblick den Spiegel vorhielt und die Leviten las.

Erster Höhepunkt des Abends waren sauber gespielte Weisen der Priener Jugendblaskapelle unter der Leitung von Regina Stephan sowie die Stücke „Viva la Vida“ und „Berglandkinder-Marsch“, den die Jung- und Alt-Musikanten gemeinsam mit Dirigentin Regina Huber intonierten und dabei über die Akustik hinaus ein wunderbares Bühnenbild für das Auge präsentierten. Der folgende Anstich des Fasses mit Dunklem Starkbierbock vom Hofbräuhaus Traunstein ging ganz und gar nicht ins Auge. Ganz im Gegenteil: Priens Bürgermeister Andreas Friedrich schaffte mit zwei kräftigen, sicheren Schlägen den Bierfluß, mit einem halben Sicherheitsschlag war auch den letzten Tropfen vom Faß das unnötige Verlassen verwehrt. Am ersten Prosit zu den Klängen der Priener Blaskapelle erfreuten sich mit dem Bürgermeister noch Verkaufsleiter Rudi Lutz vom Hofbräuhaus Traunstein, Dirigentin Regina Huber, Musikvorstand Stefan Hackenberg und Felix Löhmann, der zusammen mit seinem Luitpold-am-See-Team für die gastronomische Versorgung gut vorbereitet war. Dem Anzapfen folgten der Bayerische Defiliermarsch und weitere Unterhaltungsmusik mit Ansagen von Sebastian Strohmayer ehe sich der Saal verdunkelte und sich die Fastenpredigt ankündigte.

Fastenpredigt hatte Buß-Charakter

Bruder Johannes alias Johannes Dreikorn war zuletzt vor fünf Jahren Priens Fastenprediger, zuletzt waren die im Saal anwesenden Priener Ratschkathl und Corona an der Reihe. Als Mönch mit Kerze und mit Karfreitagsklappern sowie in Begleitung von vier kirchlichen Dienern zog der Prediger zum vorbereiteten Ambo auf die Bühne und begann mit den Worten „Da Pacem Domine – Verleih uns Frieden Herr!“. Ob mancher Gegebenheiten in Kirche und Gesellschaft hatte der Start starken Buß-Charaker, in einer ersten Lesung hieß es unter anderem:

 

„Wenn ma nach Südn Prean valasst,

do steht a Bauwerk dort, des passt

so gor ned, is a wahre Schand

und stört den Blick auf d´Kampenwand!

 

Zschuid saan mia Preana selba dro,

denn, Iha Liabn, wißts as no?

Des Heizkraftwerk, es waar vasteckt,

hätt naemad an da Straßen gschreckt“

 

„Frieden schaffen – ohne Waffen!“ – diese Forderung wünschte sich der Prediger nicht nur weltweit, sondern auch im „kleinen“ Prien. Gut informiert über das Jahresgeschehen ging er auf Priener Persönlichkeiten ein. Bei Bürgermeister Andreas Friedrich thematisierte er die Mitfahrbankerl, die zukünftig Bedienungsanleitungen bekommen sollen. „Im Internet war zu lesen, dass die vormalige Tourismuschefin Andrea Hübner zuletzt auf so einem Mitfahrbankerl gesehen wurde, Augenzeugen wissen zu berichten, dass sie beim Herrn Friedrich eingestiegen ist und seither nicht mehr gesehen wurde“. Als Nuntius aus Rom bezeichnete er für die Priener Markt- und Pfarrgemeinderätin Rosi Hell als 14. Nothelferin, die eine Mischung aus Mutter Theresa, Renate Hof und einer Influencerin ist, die das Ohr am Volk und das Herz am richtigen Fleck für soziale Nöte hat. Auch Pfarrer Gottfried Grengel, ebenso Ehrengast wie sein Mitbruder Karl-Friedrich Wackerbarth von der Evangelischen Christusgemeinde, wurde ins Gebet genommen. Auch als weltlicher Versicherungsvertreter mahnte Dreikorn den Pfarrer an, sein Fahrrad besser abzusperren, damit es nicht wieder vor dem Benefiziatenhaus entwendet werden kann. Für alle Gläubigen wurde die Pfarrfallwahrt der Priener am 11. Mai von Ostermünchen zur Gottesmutter nach Tuntenhausen empfohlen.

Langzeitplanungen der Bahn – 500 Tombola-Preise  – 40 Seiten Manuskript

Viele weitere Themen sprach der vom Vatikan entsandte Redner an, dazu gehörten das Wirte- und Metzgersterben in Prien und die Langzeitplanung der Bahn, welche die Priener im wahrsten Sinne im Regen stehen lässt. Zu den Lärmschutzwänden hieß es: „Der Bau der Wände wurde von 2033 auf 2027 vorgezogen, dann wurde dies wieder rückgängig gemacht, das heißt mit Blick auf die 2005 begonnen Bahnhofsvorplatz-Planungen: Wer sich jetzt über etwas aufregt, was die gleiche Planungs- und Bauzeit hat wie der Kölner Dom, der sollte seine Einschätzung zur eigenen Lebenserwartung nochmals gründlich überdenken!“. 40 Seiten umfasste das Manuskript des Fastenpredigers, darin festgehalten sind lobende Worte für die Landwirtschaft, Anschauungen zu den Kreisverkehren in Prien und Umgebung,  Betrachtungen zum Gendern und zur Künstlichen Intelligenz, die Bedeutung von Arbeit und Freizeit in der work-life-balance und immer wieder ein Nadelstich in die Reihen von Priener Gemeinderäten und Einrichtungen. In Themen der Unsicherheit wurde das Publikum mit der Aufforderung „Is des wahr?“ mit eingebunden, zum Beispiel bei der Frage: „Is des wahr, dass de Greimhartinger ihr Feuerwehrauto größer bestellt ham wia eana Feierwehrhaus is?“. Bei allen Fragen gab es lautstarke Zustimmung ebenso wie für den weiteren Verlauf.

500 Preise gab es bei einer Tombola, überwiegend gespendet von der Priener Geschäftswelt, Hauptpreise waren unter anderem ein Ständchen der Blaskapelle, eine Führung mit Brotzeit für 10 Personen beim Hofbräuhaus Traunstein, ein Geschenkkorb und ein Dirndl-Trachtenkleid. Am Loskauf beteiligten sich auch Ehrenbürger Michael Anner, Dritter Bürgermeister Martin Aufenanger und Ute Asal vom Priener Tourismusbüro sowie viele Vereinsvorstände und aktive Blasmusikanten aus Prien und den Nachbarorten. Priens Zweiter Bürgermeister Michael Anner junior verbrachte den Abend als aktiver Schlagzeuger auf der Bühne inmitten der großen Blasmusikbesetzung. Deren nächstes Konzert ist am Ostermontag, 1. April ab 10.30 Uhr bei freiem Eintritt wiederum im König-Ludwig-Saal.

Fotos:  Hötzelsperger – Eindrücke vom Priener Starkbierfest mit Anzapfen durch Bürgermeister Andreas Friedrich


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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