Kultur

„Weltenbrand“ im Haus der Bayer. Geschichte

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Im Museum des Hauses der Bayerischen Geschichten in Regensburg erfährt die beliebte Dauerausstellung „Wie Bayern Freistaat wurde und was ihn besonders macht“ auch im fünften Jahr seit seiner Eröffnung spannende Neuerungen. Ab 22. März 2024 erweitert die Kabinettausstellung „Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg“ das Angebot mit zahlreichen neuen Objekten, einem Grafikkabinett und einem eigenen Film zur kolonialen Vergangenheit Bayerns.

Die einzelnen Ausstellungsteile sind innerhalb der Dauerausstellung durch eine kunstvolle Lichtinstallation miteinander verbunden.

Objektneuheiten zum Ersten Weltkrieg

110 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs präsentiert das Haus der Bayerischen Geschichte in seiner Kabinettausstellung „Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg“ (22.03.2024 – 02.02.2025) erstmals seine zahlreichen neuen Objekte aus dieser Zeit. Eine Ordensspange des kaiserlichen Kammerdieners steht für den geringen Einfluss der Wittelsbacher in Berlin und ausbleibende diplomatische Bemühungen zur Verhinderung des Krieges. Persönliche Erinnerungsstücke vermitteln einen Eindruck von Krieg, Leid und menschlichen Schicksalen. Neben der extrem seltenen Schutz- und Wärmekleidung eines Flugzeugführers der bayerischen Fliegertruppe ist das anrührende Foto- und Erinnerungsalbum einer jungen Frau zu sehen, die sich unsterblich in einen dieser feschen Flieger verliebt hatte. Kriegsspielkarten, auf denen der Kaiser verschwindet, zeigen seinen Ansehensverlust. Dieser ist mit Fortdauer des Krieges, trotz der bis in die Kinderzimmer reichendenden Propaganda, nicht aufzuhalten. Revolution liegt schließlich in der Luft.

Grafikkabinett und Ausstellungsfilm

Im angrenzenden Kabinett gibt Autor und Sammler Jean Louis Schlim Einblicke in seine dem Haus der Bayerischen Geschichte übereignete grafische Sammlung. Der Blick in die der Zensur unterworfenen Zeitschriften und Zeitungen zeigt, wie vermeintliche Kriegserfolge und Kriegshelden gefeiert, der Frontalltag verharmlost, Durchhalteparolen ausgegeben und der angebliche Heldentod tausender junger Soldaten verherrlicht werden. Der ebenfalls im Kabinett präsentierte und von Dr. Michael Bauer produzierte Film „Bayern und des Kaisers Kolonie Deutsch-Südwestafrika“ spürt der kurzen und wenig ruhmreichen deutschen Kolonialgeschichte am Beispiel „Deutsch-Südwestafrikas“ (heute Namibia) aus bayerischer Perspektive nach. Er erzählt von fränkischen Kamelreitern, der Gier nach Rohstoffen und von dem unter Beteiligung bayerischer Soldaten blutig niedergeschlagenen Aufstand der Herero und Nama. Die deutsche und damit auch bayerische Kolonialgeschichte endet im Ersten Weltkrieg.

Weitere Neuheiten in der Dauerausstellung

Gleich am Beginn des Dauerausstellungsrundganges gibt es weitere Neuerungen zu entdecken. Zwei Silberteller erzählen von der Säkularisation in Franken. Das von Augsburger Silberschmieden gefertigte Tafelsilber stammt aus dem Besitz des Bamberger Fürstbischofs. Infolge der Säkularisation und der Auflösung des Hochstifts Bamberg wird das Tafelsilber 1802 an den Hof des bayerischen Kurfürsten Maximilian IV. Joseph in München überführt. Nach der Gründung des Königreichs Bayern 1806 wird das eingravierte fürstbischöflich-bambergische Wappen mit Plaketten des Königreichs Bayern „übermarkt“. Für die Förderung des Trachtenwesens im 19. Jahrhundert und seine weitere Verbreitung steht eine Inszenierung von Trachten, die gemeinsam mit der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz umgesetzt worden ist.

Bericht und Bilder – Haus der Bayerischen Geschiche – Michael Vogl

Saisonauftakt_1: Dr. Richard Loibl beim Saisonauftakt des Hauses Bayerischen Geschichte am 21. März 2024.

Saisonauftakt_11: Dr. Richard Loibl beim Rundgang durch die neue Kabinettausstellung „Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg“.

Saisonauftakt_12: Zur Eröffnung der Kabinettausstellung „Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg“ v.l.n.r. Herr Dr. Michael Bauer, Frau Manuela Kube, Herr Jean Louis Schlim, Herr Direktor Dr. Richard Loibl und Herr Jan K. Kube.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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