Vor allem junge Bäuerinnen und Bauern aus dem südwestlichen Gebiet des Landkreises Rosenheim von Bernau bis Halfing füllten einen Abend lang den Saal im Vereinshaus von Prien-Atzing, wozu der Bayerische Bauernverband (BBV) Rosenheim mit dem Ortsverband Wildenwart eingeladen hatte. Die Besucher, die derzeit zum Teil einen Marathon aufgrund von Zusammenkünften zu den Themen Milch, Jagd und Landwirtschaft zu bewältigen haben, ließen sich trotz brennender Probleme ausführlich und in Ruhe aus Erster Hand informieren und diskutierten in aller Sachlichkeit.
Sepp Andres, Kreisvorsitzender beim BBV freute sich ob des starken Besuchs, stellte sich und die Aufgaben des Verbandes vor und gab folgende aktuelle Vorgehensweise seitens der Vertretung vom Bauernstand bekannt: „In Rosenheim waren wir eine der Ersten, die reagierten als die Politik entschied, bisherige Agrar-Diesel-Rückerstattungen allmählich aufzuheben. Der Bürokratismus tat das Seinige und so gab es inzwischen in Bayern über eintausend Bauern-Demonstrationen, denen sich weitere mittelständische Organisationen angeschlossen haben“. Jetzt aber – so Andres weiter – soll bis zur Bundesrats-Entscheidung am 22. März eine gegenüber der Gesellschaft mildere Form der Problemlösung gesucht werden, dazu erklärte er: „Momentan laufen viele persönliche Verhandlungen auf verschiedenen Ebenen, diese sollen die politischen Entscheidungsträger überzeugen, deswegen wollen wir jetzt von unserer Seite die Bevölkerung weniger behindern, denn wir wissen, dass die Bevölkerung hinter uns Bauern steht“. In seinen weiteren Ausführungen informierte Sepp Andres, der in Rimsting zur Lehre ging und der als Bauhelfer für den Fahrsilobau die Rosenheimer Region, ihre Orte und Bauern sehr gut kennt, über neue Personalien, Strukturen und Aufgaben innerhalb der bäuerlichen Organisationen. Ein besonderes Augenmerk richtete er auf den Zukunftsvertrag, der vom Bayerischen Bauernverband initiiert wurde und der unter anderem den Schutz des Eigentums, den Tierschutz, das Wassermanagement, die Bildung und den Bürokratieabbau betrifft. „Dass mit der Bayerischen Staatsregierung der Zukunftsvertrag ausgemacht wurde, ist das Eine, die Umsetzung dessen ist jetzt unsere Aufgabe – ganz im Sinne eines Mehrwertes für die Gesellschaft“ – so Sepp Andres, der über den BBV-Rosenheim hinaus weitere Ehrenämter in landwirtschaftlichen Gremien ausfüllt. In deren Funktionen sprach er unter anderem folgende Themen an: Anbinde- und Kombihaltung, neues Tierschutzgesetz und Tierärztemangel, 4-Prozent-Flächenstillegung, neue Düngevorordnung und neues Waldgesetz, Pflanzenschutz, verschiedene EU-Richtlinien oder Versicherungsfragen. „Wenn wir all die Punkte und Probleme im gesamten und auf einmal sozusagen als Blumenstrauß der Politik vortragen, dann kommen die Blumen in eine Vase, deswegen nehmen wir uns einzelne Themen vor und bereiten diese gründlich vor“. Seine besondere Empfehlung galt noch der neuen Internetseite des Kreisverbandes Rosenheim www.bayerischerbauernverband/Kreisverband/Rosenheim.
Kreisbäuerin: „Informieren auch nach 75 Jahre Landfrauenbewegung“
Gerade Landfrauen-Themen und -Termine standen im Mittelpunkt des anschließenden Vortrages von Kreisbäuerin Katharina Kern, ihr Anliegen war, dass die Vielfalt und Bedeutung der Aufgaben von Landfrauen nicht von anderweitigen und aktuellen Oberthemen überdeckt werden. „Im Vorjahr feierten wir 75 Jahre Landfrauenbewegung, unsere täglichen Herausforderungen dienen vor allem dem Dialog mit dem Verbraucher, der regionalen Ernährung, dem eigenen Bildungswerk, der Öffentlichkeitsarbeit wie bei der Rosenheimer Schmankerlstraße, Gesundheitsthemen, den Ortsbäuerinnen-Stammtischen oder unseren eigenen Entschleunigungstagen im Kloster Frauenchiemsee“. Ergänzend dazu informierte die Wildenwarter Ortsbäuerin Maria Riepertinger, dass sich die Idee, sich mit Schulen näher auszutauschen erste Früchte trägt. Das Projekt „Alltagskompetenz in der Schule“ hat bisherige Hürden überwunden, immer mehr Schüler und Lehrer interessieren sich für Arbeit und Produkte aus der Landwirtschaft, deswegen appellierte Maria Riepertinger: „Geht weiter und mehr auf die Schulen und Lehrer zu und öffnet Eure Stalltüren, damit gerade die Jugend einen Einblick in unser sinnvolles Tun bekommt“.
Zweiter Kreisvorsitzender Klaus Gschwendtner teilte seinen Vortrag in drei Teile ein. Einmal erklärte er das Thema Bildung als Schwerpunkt gleichwohl es trotz steigender Schülerzahlen in der Landwirtschaftlichen Berufsschule einen starken Lehrermangel gibt. Ein weiteres Thema war der Biber, der ein echtes, ja ein überdimensionales Problem im Landkreis Rosenheim ist. Und zum Dritten informierte er als Mitglied des neu gegründeten Praktikerrates von Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, dass dieser zusammen mit Vertretern der Umweltverbände brauchbare Vorschläge an die EU ausarbeitet, um der zunehmenden Bürokratie Einhalt zu gebieten. In der abschließenden Diskussion waren natürlich die Wolfsproblematik und der Brennernordzulauf, die Absage des Zentralen Landwirtschaftsfestes und Terminbekanntgaben im Mittelpunkt. Besondere Termine sind die Wahl einer neuen Bayerischen Milchkönigin und eines Milchprinzen (Anmeldungen bis 17.3. noch möglich beim Verband der Milcherzeuger Bayern) oder der „Tag der jungen Bäuerin“ am Dienstag, 12. März in Mietraching. Zur Zusammenkunft hatte in Abstimmung mit dem BBV-Rosenheim der Ortsverband Wildenwart eingeladen. Dessen Zweiter Obmann Konrad Huber begrüßte die bäuerlichen Vertreter auch als Hausherr und als Trachtenvorstand von Atzing und dessen Erster Obmann Ulrich Fischer leitete die Diskussion und bedankte sich bei den BBV-Referenten mit einem Eierlikör vom Wastlhof.
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von der Rosenheimer Bauernversammlung in Prien-Atzing.
Gruppenbild mit BBV-Verantwortlichen von links: Barbara Schuster (2. Ortsvorsitzende Wildenwart), Maria Riepertinger (1. Ortsvorsitzende Wildenwart), Konrad Huber (2. Ortsvorsitzender Wildenwart), Katharina Kern (Kreisbäuerin), Sepp Andres (1. Kreisvorsitzender), Nikolaus Gschwendtner (2. Kreisvorsitzender), Peter Steindlmüller (Kreisvorstandschaft) und Ulrich Fischer (1. Ortsvorsitzender Wildenwart).