Leitartikel

Gildeball-Faszination in Aschau i. Chiemgau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ohrenbetäubender Lärm von Dampfhammer, Motorsäge und Strahltriebwerk beherrschten die Aschauer Festhalle beim großen Gildeball, das ganze nannte sich dann Musik. „Schad, dass es gar ist, jetzt wo wir so gut zusammenpassen und alles bis ins letzte stimmt“, bedauerte seine Rustikalität, der Aschauer Weltmarschall Sebastian Bichler, der Meister aller Improvisationstalente, „der Fasching neigt sich nach dem Gildeball bedenklich dem Ende zu.

Die Aschauer Festhalle bleibt die Faschingshochburg für den gesamten Faschingsadel im Chiemgau. Sieben hochansehnliche Garden trafen sich mit ihren Prinzenpaaren und allem, was eine Faschingsgilde sonst noch so braucht, beim „Aschauer Samstag – Höhepunkt der Faschingssaison“ in der Aschauer Festhalle in Aschau und erwiesen seiner Tollität „Prinz Sebastian III., galanter Herrscher der meisterhaften Bauten in den Welten unter Wasser“ und ihrer Lieblichkeit „Prinzessin Jenny I., zielsichere Herrscherin über Kamm und Schere“ die Ehre. Die Priener brachten gleich noch eine eigene Blasmusik mit. Noch nicht einmal der sprichwörtlich letzte Platz war in der großen Halle noch frei, bunt kostümiertes Faschingsvolk bevölkerte die Tische und Gänge, die Bar und die Raucherlounge, bewegte sich zu den Rhythmen der „James Band“ auf der Tanzfläche, bestaunte die Prinzenpaare und die Showtänze der Garden.

Nach dem heurigen Motto „Unter dem Meer“ kamen zahllose Meergötter und –göttinnen, Sirenen, Piraten mit ihren zugehörigen Bräuten, Quallen, Fische und anderes Meeresgetier, griechische Göttinnen, römische Feldherrn und ägyptische Pharaonen wagten einen Ausflug in die Jetztzeit, ein paar Charleston-Tänzerinnen kamen um knapp 100 Jahre zu spät zum Ball. Ein paar Althippies und viele Fernsehgestalten aus den Serien und Shows aller Kanäle erschienen leibhaftig in Aschau, dazu auch wilde Teufel, Marienkäferchen, süße Engel und reizende Feen, wie beim Kinderfasching. Viel Haut und tiefe Einblicke in die Kostüme boten sich den Betrachtern, doch nicht jeder Ausschnitt hielt, was er versprach. Und dann ging es Schlag auf Schlag: die Aschauer Faschingsgilde beherrschte die heimatliche Bühne mit dem Elferrat und dem rot-weißen Gardekorps. Prinzessin Jenny und Prinz Sebastian tanzten ihren Prinzenwalzer. „Ja das alles auf Ehr, das kann ich und noch mehr“. Das Aschauer Gardekorps brachte den Gardemarsch nach den vielen Auftritten der letzten Wochen flott und exakt bis ins letzte Detail. Gardemajor Franziska Sichler hat ihre Mädels fest im Griff: da stimmt einfach alles. Mit rauschendem Beifall dankten die Aschauer ihrer Faschingsgilde, die sie in den Faschingswochen überall so gut vertreten hatte. Souverän führte seine Rustikalität Weltmarschalllegende Sebastian Bichler durch den Abend und vergaß nie mit dem Weißbier auf 50 Jahre Aschauer Faschingsgilde anzustoßen.

Das Prinzenpaar der Prienarria aus Prien, Prinzessin Marlies I. strahlende Hoheit aus der Welt von Gesang, Tracht und süßer Verführung und Prinz Basti I. gütiger Meister über Leder und Leisten, aus dem Reich der goldenen Trompeten kamen mit allem, was die Prienarria aufbieten kann. Aus Bad Endorf brachten Marina II. und Marinus I. Schwung und Eleganz auf die Aschauer Bühne, die Garde exerzierte ihren Gardemarsch zur Freude und zum Vergnügen der Zuschauer. Prinzessin Theresa III., „liebliche Regentin der strahlenden Kinderaugen und tanzenden Pferde“, und Prinz Matthias I. „edler Tanzbär aus dem Reich Elfer und Filigrantechniker am runden Leder“ kamen aus Bad Aibling. Die Bernauer Hoheiten Prinz Wolfgang I., Herrscher über Flamme und Glut und Wächter des Chiemsees, und Prinzessin Melanie I., Tanzende Lady der weiten Welt und Herrin über 300 Pferde, kamen mit den Sklavinnen der Garde direkt vom Pyramidenbau nach Aschau und trafen sich danach in einem der Tempel mit den Tempeltänzerinnen.

Nach ausgiebigen Tanzrunden zu den Rhythmen der James Band kamen die Pruttinger. Während Aschau heuer unter Wasser unterwegs war segelten die „Lady in red shoes, Prinzessin Sandra I., Darling der einsamen Matrosenherzen“, Sandra Obermaier, sowie „Admiral von Kohrs, Prinz Tobias I., Bierkapitän für nächtliche Manöver auf hoher See“ auf der Prien stromaufwärts bis sie den Hafen in der Festhalle erreichten. Schließlich kam noch das Rosenheimer Prinzenpaar Prinzessin Bernadette I., Hüterin über Gesundheit aus dem Reich der singenden Freunde und Prinz Oliver I., ringender Kämpfer aus dem hohen Norden, und die Neubeurer Prinz Johannes II. und Prinzessin Rebecca I. Die Gastgarden forderten ihren Tribut von den Zuschauern, sie kamen aus dem Staunen nicht heraus. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, sei es die Aschauer Show oder der Auftritt der Rosenheimer. Staunend sahen die Zuschauer, wie sie es fertig brachten, die Gesetze der Schwerkraft aufzuheben und die Mädchen über die Bühne fliegen und schweben zu lassen.

Zwischen den Auftritten der Garden kam auch das Publikum immer wieder zum Tanz. Entgegen dem sonstigen Trend bei Bällen und Tanzfesten war die Tanzfläche stets gut gefüllt, die Bar war ständig umlagert, manches Paar musste nach dem Tanz den Flüssigkeitspegel durch geistige Getränke wiederherstellen. Jede Show war einzigartig und beeindruckend, vor der Halle stauten sich die Busse und in der Halle ging es Schlag auf Schlag weiter. Ans Heimgehen dachte bei diesem Programm niemand und so endete der Ball für die meisten ziemlich spät.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Die Aschauer Prinzenpaar und Garde mit Prinzenwalzer und Showtanz

„Unter dem Meer“ – stilecht gewandet kamen Neptun (Bürgermeister Simon Frank Mitte) mit Ehefrau Janina (rechts) und die Meermaid Arielle (Michael Andrelang (links) in die Aschauer Festhalle

Die Aschauer Festhalle bleibt die Faschingshochburg für den gesamten Faschingsadel im Chiemgau. Noch nicht einmal der sprichwörtlich letzte Platz war in der großen Halle noch frei, bunt kostümiertes Faschingsvolk bevölkerte die Tische und Gänge, die Bar und die Raucherlounge.

Das Prinzenpaar der Prienarria aus Prien kam mit allem, was die Prienarria aufbieten kann.

Die rote Endorfer Garde

Das Aiblinger Prinzenpaar

Die Bernauer Hoheiten

Die Aschauer Festhalle bleibt die Faschingshochburg für den gesamten Faschingsadel im Chiemgau. Noch nicht einmal der sprichwörtlich letzte Platz war in der großen Halle noch frei, bunt kostümiertes Faschingsvolk bevölkerte die Tische und Gänge, die Bar und die Raucherlounge.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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