Erinnerung an die Sternsingerzeit – Mit dem Verserl „Ihr lieben Leut‘ macht auf die Herzen, wir bringen euch das Licht der Weihnachtskerzen, wir bringen euch das Licht vom Weihnachtsstern, den Gnadenruf des Herrn…“ – eröffnete der Sternträger zu meiner Sternsingerzeit den Vortrag der Heiligen Drei Könige an der Haustüre.
Ich habe ihn noch immer im Ohr und muss bei den Erinnerungen daran schmunzeln. Wie stolz wir waren, als wir nach einem Jahr Sternträger zum König aufstiegen. Festlich waren wir eingekleidet in prachtvollen Königsgewändern aus alten Vorhängen. Unter den Gruppen, die ausgesandt wurden, wollte man immer diejenige sein, die den höchsten Spendenbetrag nach Hause trug. Mächtig gefreut haben wir uns deshalb immer, wenn uns die Hauptstraße mit dem „Obern Wirt“ zugelost wurde – da haben wir alle Männer nach der Kirche beim Frühschoppen abkassiert und hernach zuhause selbstverständlich gleich noch einmal. Den Spezi und die Platzerl der Wirtin haben wir uns dazu gerne schmecken lassen. Unterwegs von Haus zu Haus haben wir alles ausprobiert: ob man die Verserl kürzen kann, ohne dass es jemand merkt, ob Hühner Weihrauchkörner picken, mit großem Grausen haben wir am Schnaps genippt, den mancher Hausherr schon immer mit den Sternsingern getrunken hat… Die ein oder andere Schelte haben wir schon einstecken müssen, wenn wir beispielsweise im Verserl hängen geblieben sind und spicken mussten. An dieser Stelle muss ich mich immer an eine besonders fromme, für uns sehr alte Frau erinnern, die uns Sternsingern dann immer gleich unsere Sprücherl vorgetragen hat, damit wir wissen, wie die Verserl richtig vorgetragen gehören.
Wo kommt der Brauch des Dreikönigssingens her?
Am 6. Januar feiern Christen die Erscheinung (Epiphanie) der menschlichen Gegenwart Gottes in der Person Jesus Christus. Anders gesagt: im Zentrum des Gottesdienstes stehen die menschlichen Merkmale von Jesus: seine Geburt als Mensch, seine Verehrung durch Hirten und drei weise Männer, sein Wirken bis zur Taufe im Jordan. Steht in der Ostkirche an diesem Tag die Taufe im Mittelpunkt der Liturgie, überlagert im Westen das Motiv der drei Könige, die das Jesuskind in der Krippe finden und dem neugeborenen Messias huldigen, den ursprünglichen Festgedanken. Dies zeigt sich sehr schön in der Bezeichnung „Dreikönigstag“ – wie er im Volksmund gebräuchlich ist. Mit der Ankunft der drei Sterndeuter bei Jesus Christus an der Krippe hat sich die Prophezeiung aus dem Alten Testament erfüllt, dass alle Völker zum Berg Zion ziehen werden, um den wahren Gott anzubeten. Im Matthäusevangelium werden hierzu nur die Gaben Gold, Weihrauch und Myrre genannt, die Zahl der Sterndeuter oder gar die Bezeichnung „Könige“ fehlt. Diese Deutung kommt erst im 2. Jahrhundert n.Chr. hinzu und wird aus Psalm 72,10 abgleitet, der von Königen spricht, die sich vor ihm (Jesus Christus) niederwerfen. Die Ursprünge des Dreikönigssingens gehen zurück auf das 16. Jahrhundert. Studierenden, Bettlern und später auch Kindern wurde am 6. Januar erlaubt von Haus zu Haus zu ziehen, um Gaben zu erbitten. Träger des Sternsingens heutzutage sind der Bund deutscher Katholischer Jugend und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Die Aufgabe des Spendensammelns übernehmen oft Ministranten oder Jugendliche der jeweiligen Kirchengemeinde. Unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Erde- in Amazonien und weltweit werden sie dieses Jahr am Dreikönigstag durch die Gemeinden ziehen und mit einem Gedicht oder Lied Spenden für die Mission sammeln. Die Tradition dabei die Segensbitte C+M+B (lat. Christus segne dieses Haus), gerahmt von der jeweiligen Jahreszahl, mit geweihter Kreide an die Haustüren oder- Balken zu schreiben, lässt sich ebenfalls schon im Mittelalter nachweisen. Oft werden die Buchstaben auch als Abkürzung der Königsnamen Caspar, Melchior und Baltasar gelesen. Üblich ist auch, dass die Sternsinger bei ihrem Besuch kräftig das Weihrauchfass schwingen oder Weihrauch zum Selbsträuchern mitbringen.
Stefanie Felbermeir – Quelle: Bieger Eckhard SJ: Fest und Brauchtum im Kirchenjahr: Entstehung, Bedeutung und Traditionen. Leipzig: Benno-Verlag, S. 41ff.