Der Hambergerhof wurde 1156 durch Markgraf Engelbert III. an das Kloster Baumburg gestiftet und war bis zur Säkularisation 1803 Eigentum dieses Klosters. Nach Auflösung des Klosters trat der Staat die Rechtsnachfolge an und bot den Bauern gegen einen bestimmten Betrag die Ablösung an. Und der Hamberger konnte schon 1819 diesen Ablösungsbetrag erbringen und war ab diesem Jahr nicht mehr Grundholder, sondern Freibauer.
Von diesem, für die Familie sicherlich großartigen Ereignis, zeugen heute noch die schmiede-eisernen Initialen über der Haustüre:
G HP A HP 1819 ( Georg Hamperger Anna Hamperger 1819 )
Diese haben 1805 den Hof übernommen – damals noch an den Grundherrn abgabepflichtig – und haben vermutlich 1810 das Gebäude umgestaltet oder erneuert, wie die Inschrift im verzierten Firstbaum belegt. Hier sind neben der zeittypisch verschnörkelten Jahreszahl 1810, auch die oben genannten Initialen und ein Jesus- und Marienmonogramm eingearbeitet. Über der Haustüre ist auch heute noch eine kleine Metalltafel angebracht mit der Inschrift:
Hambergerhof 1810
Der Name „Hamperger“ ist bereits 1460 erstmals urkundlich erwähnt. Erst 1828 kam durch Einheirat der Name Wörndl auf den Hof, aber der Name Hamberger ist als Hofname erhalten geblieben. Das Gebäude wurde im Lauf der Jahre umgestaltet. Es gibt ein altes Foto, auf dem im ersten Stock eine Tür ausgebrochen war, offensichtlich war damals ein zweiter Balkon geplant. Auch die Lisenen und das Gesims sind auf dem Bild nicht zu sehen. Hans Wörndl, der jetzige Eigentümer, hat erzählt, dass sein am letzten Tag des Jahres 2004 verstorbener Vater, in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, den Dachstuhl gerichtet und Mitte der 90er Jahre das Haus nach alten Unterlagen renoviert hat. Er hat am Mauerwerk einen hellen Rauputz aufgetragen und um die Fenster einen glatten Putzstreifen belassen und diesen farbig getönt. Auch die Lisenen und das Gesims hat er wieder angebracht und farblich abgestimmt. Wohltuend fürs Auge sind auch die milden rot und grün Töne der Fensterläden und des Balkons. Erwähnenswert sind auch die schöne Gestaltung der Fensterläden, der Wind- und Formbretter, und vor allem des Balkons.
In der Beschreibung der Denkmalliste ist u. a. zu lesen: „…reich bemalter Balkon und Hochlaube, Firstpfette 1810…“. Ein absoluter Blickfang ist auch die Haustüre mit dem schön geschnitzten Türstock. Wer diesen einladenden Eingang gefertigt hat, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Aber nachdem in Westerndorf fast ganz genau die gleiche Tür und Türstock sind, liegt die Vermutung nahe, dass ein einheimischer Handwerker diese Türen angefertigt hat. Bekannt ist, dass Wolfgang Decker, Aigner von Zellboden, der von 1795 – 1869 gelebt hat, viele schöne Eingangstüren in unserer Gemeinde gestaltet hat. Hier beim Hamberger in Ruckerting ist es aber nicht überliefert. Die Tür ist, wie bei den meisten Türen dieser Art, in sechs verschieden große Felder unterteilt, die mit einem einfachen Muster gestaltet sind. Die gläserne Oberlichte ist mit einem aufwändig geschmiedeten Eisengitter gesichert, in dem neben einem Rankenmuster, auch oben genanntes Monogramm G HP A HP 1819 eingearbeitet ist. Der Türstock ist mit einem geschnitzten Blattwerk verziert und im Segmentbogen wird um den Segen Gottes gebeten. Neben der Kreuzesinschrift I N R I ist auch das C M B eingearbeitet.
Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus – Der Segen Gottes war unseren Vorfahren immer sehr wichtig. Dieser Segen wird auch heute noch an Dreikönig von den Sternsingern in die Häuser getragen und das Segenszeichen an die Türen geschrieben. Manchmal auch übersetzt als: Caspar, Melchior und Balthasar.
Nachdem wir unmittelbar nach dem Almabtrieb auf dem Hambergerhof waren, war der heil gebliebene, liebevoll gestaltete Kopfschmuck der Tiere auf der Hausbank abgelegt, bevor Teile davon zum Schmuck des Herrgottswinkels in der Stube angebracht wurden. Die Seniorbäuerin und Almerin Anna war mit ihrer Familie dankbar darüber, dass sie ihre Tiere beim Almabtrieb wieder aufkranzen durfte. Denn aufkranzt wird nur, wenn während des Sommers kein Tier auf der Alm abgestürzt (abgefallen) ist und kein Todesfall in der Familie war. Das Vorbereiten dieses Schmucks, das mit großem Zeitaufwand verbunden ist, und das Aufkranzen soll ein sichtbares Zeichen des Dankes für einen guten, unglücksfreien Almsommer sein. Heuer wurde ein paar Gebinden dieses Almschmucks zusätzlich eine besondere Ehre zuteil. Sie wurden zum Erntedankgottesdienst in den schön gestalteten Altarschmuck in der Kirche eingebaut. Auch dies ein äußeres Zeichen des Dankes an die Schöpfung.
Bericht und Fotos: Hildegard und Franz Osterhammer nach Angaben von Anna und Johann Wörndl und Dorothee Ronge sowie Aufzeichnungen im Frasdorfer Höfebuch