„Buam merkt euch das: fangt nie mehr einen Krieg an, es gibt nichts Schlimmeres als Krieg“, ermahnte der Vorsitzende der SKK Gollenshausen Josef Gartner die jungen Männer beim Gedenkgottesdienst auf der Kampenwand. „An den Kriegsereignissen in der Ukraine und auf der ganzen Welt sieht man, dass das Erbe unserer Vorfahren diese Veranstaltung auszurichten und an den Krieg zu erinnern auch in den kommenden Jahren immer wichtig bleiben wird“.
„Es ist als keine Selbstverständlichkeit, dass wir hier in Mitteleuropa seit über 70 Jahren in Frieden leben dürfen”, so Pfarrer Andreas Przybylski, der den Gedenkgottesdienst für die Gefallenen des Chiemgaus im Garten der Stoaling Alm zelebrierte. „Alle fordern: nie wieder Krieg, dann müssen sich auch alle darum kümmern, dass es keinen Krieg und keine Konflikte mehr gibt. Jeder schiebt die Verantwortung auf den anderen und die „kleinen Kriege“ in der Familie, in der Nachbarschaft in der Gemeinde und im Internet wuchern weiter vor sich hin“. Zum ersten Mal in den 72 Jahren der Kampenwandwallfahrt fand der Gottesdienst nicht an der Kapelle „Maria Königin des Friedens“, sondern bei der Stoaling-Alm statt.
Zum zweiten Mal richteten Breitbrunn und Gstadt nach 40 Jahren gemeinsam die Gedenkfeier aus. Die beiden Bürgermeister Anton Baumgartner aus Breitbrunn und Bernhard Hainz aus Gstadt erinnerten an die Opfer der beiden großen Kriege des letzten Jahrhunderts, die auch nach über 70 langen Friedensjahren in der Bevölkerung stets präsent seien. „Mit diesem einmaligen Blick über unseren Chiemgau – den wir heute leider nicht haben – schauen wir nicht nur über die Landschaft, sondern schauen auch in die Vergangenheit zurück. Wir denken daran, was in Europa in zwei Kriegen im letzten Jahrhundert geschehen ist“.
Die Heimkehrer aus den beiden großen Kriegen des 20.Jahrhunderts sahen bei ihrer Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft als erstes die vertrauten heimischen Berge wieder; als äußeres Zeichen des Zusammenhaltes und des Erinnerns bauten sie das Gipfelkreuz auf den Ostgipfel der Kampenwand, des markantesten Berges im Chiemgau. Am 26. August 1951 wurde es eingeweiht, seitdem ist der Gedenktag auf den letzten Sonntag im August festgelegt. Das „Chiemgaukreuz“ ist mit zwölf Metern Höhe und 54 Zentnern Gewicht das größte eiserne Gipfelkreuz in den Bayerischen Alpen. Bronzene Gedenktafeln erinnern an die Gefallenen und Vermissten von 58 Gemeinden rund um den Chiemsee aus den beiden Landkreisen Rosenheim und Traunstein.
Zum 72. Mal trafen sich die Veteranen- und Traditionsvereine aus dem Chiemgau zur Gedenkmesse für die gefallenen und vermissten Soldaten der Region. Die Gedenkwallfahrt ist bisher noch niemals ausgefallen und wurde bei jedem Wetter durchgeführt: Dauerregen, Wind und Sturm behinderten in diesem Jahr den Besuch: doch fanden sich trotz des Sauwetters 55 Fahnenabordnungen aus dem gesamten Chiemgau an der Steinlingalm ein. Sie erfüllten damit ihre seit sieben Jahrzehnten selbst gesetzte Kameradenpflicht gegenüber den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege. Zahlreiche Ehrengäste, darunter der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner, Landrat Otto Lederer, die stellvertretenden Landrätin von Traunstein Resi Schmidhuber, Bezirksrat Sebastian Friesinger, weitere aktive und bereits ausgeschiedene Mandatsträger aller Ebenen, sowie zahlreiche Bürgermeister aus dem ganzen Chiemgau, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Krieger- und Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim Pius Graf, der erste Gauvorstand der Soldatenkameradschaften im Landkreis Traunstein Michael Bernauer, der Ehrenvorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Bezirk Oberbayern Heinrich Rehberg, Georg Westner vom Bayerischen Trachtenverband und Thomas Hiendl vom Chiemgau-Alpenverband sowie die Vorstände der Ortsvereine von Breitbrunn und Gstadt waren unter den Gästen.
Gemeinsam legten die beiden Vorsitzenden der Dachverbände der Veteranenvereine aus Rosenheim und Traunstein Pius Graf und Michael Bernauer zu den Klängen des „Liedes vom guten Kameraden“ – gesungen von den Rimstinger Sängern – einen Kranz zum Gedenken an die Gefallenen des Chiemgaus nieder. Musikalisch wurde der Gedenkgottesdienst von der Blaskapelle Prien, den Rimstinger Sängern und den Truchtlachinger Alphornbläsern umrahmt. Die Gebirgsschützenkompanie Aschau unter der Führung von Hauptmann Hubert Stein schoss den exakten Ehrensalut; obwohl sie nur rund 100 Meter entfernt standen, waren sie bei diesem Salut nicht zu sehen.
Im kommenden Jahr wird die Gemeinde Schnaitsee die Gedenkmesse für die Gefallenen und Vermissten des Chiemgaus in zwei Weltkriegen ausrichten.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg