Törwang-Samerberg / Landkreis Rosenheim – Über 100 „Enten“ sorgten am vergangenen Samstag dafür, dass sich beim 24. Ententreffen Törwang am Samerberg (Landkreis Rosenheim) wieder in „Entenhausen“ verwandelte. Dabei zeigte sich deutlich, dass „Ente“ nicht gleich „Ente“ ist. Die Besitzer der kleinen Kult- Gefährte lassen oft ihrer Phantasie freien Lauf, wenn es um Gestaltung und Ausstattung ihres 2CV geht.
Seit 1990 werden die Citroen 2CV nicht mehr hergestellt. Der Popularität dieses kleinen Autos tat das aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, überall auf der Welt finden sich treue Fans der 12 bis 28 PS starken Gefährte. Entenfahrer gelten generell als weltoffen und gesellig. Darum treffen sie sich gerne auf Ententreffen. In Deutschland gibt es davon eine ganze Reihe. Aber kaum eines hat einen Kultstatus wie das beim Entenwirt Peter Schrödl am Samerberg. Um dort mit dabei zu sein, nehmen manche sogar eine weite Anreise in Kauf. Mit dabei war diesmal zum Beispiel eine ganze Fan-Gruppe aus Norditalien. „Ich war vor elf Jahren schon mal mit meiner Ente beim Ententreffen am Samerberg mit dabei und jetzt wollte ich endlich wieder herkommen, aber diesmal zusammen mit meinen Freunden“, erzählte der 39-jährige Martin aus Bozen begeistert.
Gut vier Stunden Fahrzeit hat er für die Anreise eingeplant. Aufgrund Stau auf der Autobahn wurden es dann gut sechs Stunden. Für den Italiener aber kein Problem: „Das Fahren mit der Ente macht immer Spaß“. Das sieht auch Heike Münsterer aus Regensburg so. Die 42-jährige hat ihre grüne Ente, Baujahr 1984, vom Papa geerbt: „Noch zu seinen Lebzeiten habe ich immer gesagt, das einzige, was ich mir mir mal als Erbe wünsche, ist diese Ente“, erzählt sie. Das was für sie dieses Auto so besonders macht, beschreibt sie mit nur einem Wort: „Lebensgefühl“ – und dieses besondere Lebensgefühl teilt sie auch gerne mit ihren Freunden. Sogar zum Ehestifter wurde ihre Ente schon: „Gute Freunde von mir haben sich auf der Rückbank meiner Ente kennengelernt. Daraus wurde Liebe und vor einigen Monaten haben sie dann geheiratet“, erzählt die große Entenliebhaberin. Natürlich sei das Brautpaar mit ihrer Ente zum Traualtar gefahren. Im Kofferraum wurde dafür eine Cubra-Libre-Bar eingerichtet. Die Auto-Bar hat Heike Münsterer beibehalten, aber auf das Ententreffen hat sie dann lieber mit Prosecco angestoßen.
Ganz in der Nähe von ihr hat Dietmar Tauchert aus Kulmbach mit seiner Ente Stellung bezogen. Schon beim Blick auf die vielen Aufkleber auf der Karosserie wird deutlich, diese Ente ist schon sehr weit in der Welt herumgekommen. „Bei Fernreisen vertraue ich immer nur auf meine Ente“ erzählt der 60-jährige stolz.
Die erste Ente sei 1974 in die Reihen seiner Familie aufgenommen worden. „Und dann hat uns der Virus gepackt und von diesem Virus kommt man nicht mehr los“, schmunzelt Dietmar Tauchert. Seinen Citroen 2CV hat er im Jahr 1991 bei einem Urlaub am Chiemsee entdeckt. 6900 Mark hat er damals für das Gefährt bezahlt. Heute, so hat er schätzen lassen, ist es gut 13.000 Euro wert. Dietmar Tauchert pflegt sein Auto aber auch gut und hat es mit einem Extra ausgestattet, das ihm bei seinem Reisen sehr zugute kommt: mit wenigen Handgriffen wird Rücksitz und Beifahrersitz zu einem recht bequemen Bett.
Beim Ententreffen am Samerberg waren wieder alle Gesellschaftsschichten vertreten. Egal ob Architekt, Arzt, Beamter, Bauarbeiter oder Gärtner – sie alle verbindet die Leidenschaft für die kleinen wendigen Flitzer. Diese Verbundenheit demonstrierten sie beim Ententreffen wieder eindrucksvoll bei der gemeinsamen Entenausfahrt rund um den Samerberg, die wieder von Entenwirt Peter Schrödl angeführt wurde. Eine einzige Ente blieb bei der Ausfahrt liegen, Entendoktor Franz Kaffl brachte sie aber schnell wieder zum Laufen, so dass alle wieder die Entenwiese erreichten.
Danach ging das Ententreffen langsam in ein gemütliches Dorffest mit „De Kloa Blasmusi“ über, bei dem sich zu den Entenfahrer viele Besucher aus Stadt und Landkreis Rosenheim einfanden.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam – Fotos: Karin Wunsam)